Wir beide nahmen die Muschel
habe mir dort ein Glas Cola getrunken,
vielleicht wird es dadurch besser. Mein Kopf fühlte sich an wie ein großer
Kürbis und dröhnte. Mein ganzer Körper schmerzte, besonders meine Hüfte. Immer
wieder ein säuerliches aufstoßen nach Fisch. Helga war sehr besorgt um mich.
Endlich konnte ich einen Großteil ausbrechen. Ich konnte mich selbst nicht mehr
riechen. Hätte ich jetzt nur meine Zahnbürste, aber diese war in der Mitte von
meinem Rucksack eingepackt. Nach zwei Stunden erreichten wir Lédigos und wir
machten eine längere Pause. Nach weiteren zwei Stunden Terradillos de los
Templarios. Am liebsten hätte ich hier schon Schluss gemacht, aber wir waren
erst neun Kilometer gegangen. Endlich verließen wir die N 120. Unser Feldweg
führte uns durch Getreidefelder auf sanft hügeligem Gelände. Zum ersten Mal
sahen wir jetzt auch wieder einzelne Baumgruppen. Mein Magen hatte sich noch
immer nicht beruhigt. Sehr oft musste ich noch in die Büsche. Nach 14 km in San
Nicolás del Real Camino ging nichts mehr. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Wir fanden Unterkunft in der privaten Albergue »Laganares« und konnten zwei
Betten mit Frühstück buchen. Helga schilderte dem Herbergsvater mein Problem und
er war mit ihr einer Meinung, solange in kürzester Zeit kohlesäurehaltiges
Wasser trinken, bis man erbricht. Das Gift müsste aus dem Körper geschwemmt
werden. Bei sehr schönem Wetter habe ich mich draußen hingesetzt und mein
Wasser getrunken, leider ohne großen Erfolg. Ein älterer deutscher Pilger saß
mit einem Norweger an einem Nebentisch. Sie waren vier Tage zusammen den Camino
gegangen, heute war ihr letzter gemeinsamer Tag gewesen. Ab Morgen wollte der
Norweger durchstarten, ihm ging es zu langsam. Er war es gewohnt, jeden Tag 30-40
km zu gehen. Er hatte in 14 Tagen schon seinen Rückflug und wollte noch
rechtzeitig Santiago erreichen. Sie waren in den vier Tagen Freunde geworden.
Plötzlich zog er aus einem Beutel eine kleine Trompete hervor und spielte seinem
Partner einige Lieder zu Abschied. Wie viele Menschen haben wir in den drei
Wochen schon aus aller Welt kennen gelernt? Diese Erlebnisse werde ich nie
vergessen. Manche werden fragen, »wie kann man sich denn unterhalten, jeder hat
doch seine eigene Sprache?« Die Sprache des Camino Francés ist international.
Benötigt man Hilfe, bekommt man diese von den anderen Pilgern, so wie man auch
anderen behilflich ist. Fragen nach dem Weg zeigt man mit den Händen. Man
bekommt kaum Probleme. Es ist wie in einer großen Familie. Die einzigen
Probleme, welche ich habe sind, wenn ich in einer Bar am Nachmittag sitze und
an meinem Buch schreibe und dort laufen zwei Fernseher mit unterschiedlichen
Programmen. Der deutsche Pilger erzählte mir eine Begebenheit. Übermüdet war er
in Pamplona in die Albergue angekommen. Nachdem der Hospitalero (Herbergsvater)
ihn aufgenommen hatte, nahm er dessen Rucksack und trug ihn in die erste Etage
in den Schlafraum. »Mein lieber Mann was hast du für eine Menge Gepäck mit«,
sagte er zu dem Pilger. Der schaute ihn sprachlos an. »Willst du das alles bis
Santiago schleppen?« »Es sind doch nur 12 kg«, war seine Antwort. »Wenn das 12
kg sind will ich nicht der Hospitalero sein, komm mit.« Er nahm sich den
Rucksack und ging wieder die Treppe hinunter. Im Flur hing eine Waage. Als er
den Rucksack daran hing zeigte sie 17 kg. Der Pilger wollte es nicht glauben.
»Komm schütte einmal alles aus. Ich sage dir wo du drauf verzichten kannst.« 5
kg hatte er aussortiert. »Morgen gehst du hier zur Post und schickst die Sachen
deiner Frau. Gebe das Päckchen aber mit Zertifikat auf, sonst kommt es
vielleicht nicht an.« Er hatte es gemacht und das Päckchen war vier Tage später
angekommen. Für mich sehr interessant, auch ich hatte zu viel Gepäck. Das
trifft sich gut. »Sortiere alles aus und gebe es morgen in Sahagún auf die
Post.« Er übersetzte mir alle wichtigen Wörter ins spanische, ich habe mich bei
ihm bedankt und sofort alles in eine separate Tragetasche getan. Ab Morgen habe
ich hoffentlich zwei Kilogramm weniger zu tragen. Um 19:00 Uhr gab es
Abendessen. Zur Nachtruhe erlaubte ich mir zum ersten Mal eine halbe
Schlaftablette. Mir fehlen einfach zu viele Stunden Schlaf. Unsere Bettruhe
begann um 21:00 Uhr.
San
Nicolás del Real Camino — El Burgo Ranero
26 km, 100 m
Aufstieg, 40 m Abstieg
Samstag, den
7. Mai 2011
H eute Morgen
haben wir in aller Ruhe mit mehreren Pilgern zusammen
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