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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Regenhülle über unsere Rucksäcke. Wir schafften es gerade noch bis in den
Ort. Ein Wegweiser zeigte uns zur rechten Seite eine Albergue in 200 Meter an.
»Wir brechen ab und übernachten hier«, sagte ich zu Helga. Nach so einem
Unwetter sind die Wege kaum noch begehbar, und das wollte ich meiner
Mitpilgerin heute an ihrem Muttertag nicht zumuten. Ein älterer Dorfbewohner
kam uns entgegen und wir fragten ihn nach dem Weg zu der Herberge »Don
Gaiferos«. Er zeigte uns mit ausgestrecktem Arm den Weg. Ganz vorsichtig
fragten wir ihn, »Ist die Albergue auch ok?« Er musste lachen, es war der
Herbergsvater selber und er nahm uns mit. Es war erst 11:30 Uhr und sie öffnete
erst um 13:00 Uhr. Leider sprach er nur Spanisch, wir konnten aber so viel
entnehmen, dass er mit uns nur in die Eingangshalle gehen könnte, alles anderen
Räume wären abgeschlossen und die Schlüssel hätte seine Frau mit. Wir waren
sehr froh, ein Dach über den Kopf zu haben. Vor unserem Dorf tobte ein schweres
Gewitter, und wir wurden total verschont. Nicht einen Tropfen Regen kam im Ort
runter. Nach einer Stunde war alles vorbei. »Sollen wir nicht doch weiter
gehen?«, meinte Helga. »Lieber nicht, wenn das Unwetter zurück kommt sind wir
im freien Feld, lass uns lieber kein Risiko eingehen. Auch werden die Wege erst
nach Stunden wieder begehbar sei.« Kurze Zeit später kam seine Frau und wir
konnten uns unsere Betten sogar aussuchen. Am Ortseingang hatte ich eben eine
urige Bar gesehen. Auf der Giebelwand standen viele Sprüche unter anderem aber
auch, dass man Englisch sprechen würde. Ich ging dort hin, um für unser
verspätetes Frühstück eine Flasche Wein zu holen. Als ich sie betrat traute ich
meinen Augen nicht, so etwas hatte ich selten gesehen. Der große Raum war offen
bis zum Dach. An der Wand im Eingangsbereich hingen T-Shirt von Pilger aus der
ganzen Welt. Alle hatten etwas auf ihnen geschrieben. Auf den restlichen drei
Wänden hatten sich die Pilger mit Dankessprüchen oder gemalten Bildern beim
Wirt bedankt. Hinter der Theke standen zwei Männer in meinem Alter und
bedienten singend die Gäste. Sie sahen nicht besonders sauber aus, aber ich
denke, solche Originale werde ich am Pilgerweg bestimmt nicht mehr kennen
lernen. Auch ein Abendessen boten sie für 8,00 Euro ab 18:30 Uhr an. Ob wir das
überleben? Ich werde in jedem Fall nicht darauf verzichten. Von wegen »wir
sprechen Englisch«, wie es draußen auf der Wand stand, kein Wort konnten sie,
aber alle lockten sie damit hinein. Außer Spanisch war aus ihnen nichts
rauszuholen. Es war zum Lachen, ich kam als Fremder und wurde wie ein alter
Freund empfangen. Ich bekam meine Flasche Wein und musste mich nun beeilen,
meine Partnerin wartete bestimmt darauf, dass ich mit ihr frühstückte. Ich
hatte ihr viel zu erzählen. Gestern beim einkaufen hatten wir Glück. Wir
bekamen zum ersten Mal kleine Butterpäckchen und kleine Tütchen mit Kaffee für
jeweils eine Tasse, dazu ein kleines Baguette und Salami, welche hier sehr
fettig ist. Leider gibt es in fast allen Albergues keine Kaffeetassen. Der
Spanier trinkt ihn aus Glasschalen. Wir hatten uns schon lange darauf
umgestellt. Unser Frühstückstisch um 13:30 Uhr war gedeckt. Das Kaffeewasser in
die Mikro welle, den Wein in den Gläsern und wir konnten beginnen.
Zwischendurch riefen Helgas Kinder an und gratulierten ihr zum Muttertag. Wir
waren rundum zufrieden. Nur wenige Pilger hatten den Weg nach hier gefunden,
vielleicht werden wir dadurch eine ruhige Nacht bekommen. Nach dem saubermachen
musste ich ihr natürlich die urige Kneipe zeigen, auch sie fand sie originell.
Direkt daneben gab es ein anderes Lokal. Es war innen viel größer aber vor
allen Dingen sauberer. Viele Dorfbewohner standen an der Theke und tranken
ihren Wein und starrten auf den Fernseher, unter anderem auch unser
Hospitalero, welcher uns freundlich zuwinkte. »Heinz meinst du nicht hier
würden wir am Abend besser essen, ich habe nebenan meine Bedenken. Du hast
deine Fischvergiftung noch nicht ganz überwunden und willst erneut ein Risiko
eingehen?« Mal sehen, noch ist nicht Abend. Draußen vor dem Lokal hatte sie ein
junges Kätzchen gesehen, ich glaube es ist noch nie so verwöhnt worden. Auf
Schritt und Tritt lief es hinter uns her. Helga wollte zurück zur Albergue und
sich etwas hinlegen. Der Wind und die Kälte hatten ihr zugesetzt. Beim Betreten
des Dorfes hatte ich zur rechten Seite auf einem Erdhügel eine ganze Anzahl
Schornsteine von Bodegas

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