Wir beide nahmen die Muschel
gefrühstückt. Eine gute
Tasse Kaffee und süßes Gebäck. Brotsorten wie bei uns kennt man hier nicht.
Alle essen Stangenbrot. Wie vermisse ich mein Rosinenbrot mit Marmelade oder
Wurst. Mein Magen ist noch nicht in Ordnung aber schon besser. Erst um 7:30 Uhr
gingen wir los. Heute gab es wieder zwei Möglichkeiten. Einmal wie an vielen
Tagen an der N 120 vorbei, wo wir sehr gerne drauf verzichteten, und eine etwas
weitere Strecke durch die einsame Meseta. Wir zogen letzteren Weg vor. Sanft
ansteigend durchschritten wir die weiten Weißenfelder. Heute sind sehr viele
spanische Heuschrecken unterwegs, wir haben ja wieder einmal Wochenende und da
brauchen sie anscheinend nicht zu arbeiten. Schon sehr früh überholte uns eine
Fahrradgruppe mit zwei Erwachsenen und bestimmt zehn Kindern im Alter von sechs
bis acht Jahren. Wir winkten ihnen freundlich zu. Hoffentlich gibt es keinen
Regen, die Kleinen waren sehr luftig gekleidet. Es war jetzt noch kühl und
windig, für morgen hat man uns wieder Sonnenschein versprochen. Nach einer
Stunde überqueren wir die N 120 und gehen nun durch Wiesen und Felder vorbei an
der Ermita de la Virgen del Puente (eine kleine etwas herunter gekommene
Ziegelsteinkapelle aus dem 12 Jh.) und erreichen nach 45 Minuten leicht
ansteigendem Weg Sahagún, eine sehr alte Stadt mit 2400 Einwohner und vielen
sehenswerten Kirchen. Sie liegt am linken Ufer des Cea, und liegt ungefähr auf
der Hälfte unseres Pilgerweges nach Santiago. Helga war die letzte Stunde ins
Schwärmen gekommen, »Sahaguuun«, »sagte Helga verklärt diesen Namen.« Was
gefällt dir so an Sahagún? Ich habe mal einen schönen Film mit diesem Namen
gesehen. Hoffentlich wird sie nachher nicht enttäuscht sein Ich hatte unterwegs
schon öfters auf die Uhr geschaut. Wie lange wird wohl heute am Samstag die
Post aufhaben? Die Tragetasche mit allen Sachen hing draußen an meinem
Rucksack. Das Gewicht drückte mich heute noch einmal so schwer. Sehr wenige
Leute waren auf der Straße, welche ich nach dem Weg fragen konnte. Einen
älteren Mann habe ich angesprochen, der müsste es eigentlich wissen. Er
verstand leider meine Worte nicht. Schnell den Zettel rausgeholt, wo der
spanische Name für Post stand, er zuckte nur mit den Schultern. Auch bei einer
jungen Frau hatte ich keinen Erfolg. Zum Glück kam hinter uns ein Engländer,
welcher etwas spanisch sprach und dolmetschte für uns. Bei dem Wort auf unserem
Zettel war ein Buchstabe falsch und so ergab das Wort keinen Sinn. Die Post
hier in der Stadt hätte samstags zu, ich hätte erst wieder eine Möglichkeit in
León. Dann muss ich eben mein überflüssiges Gewicht noch 56 km weiterschleppen.
Ein Pilger erzählt uns eben, wir hätten in Deutschland eine Hitzewelle, gestern
wären in Düsseldorf 31 °C im Schatten gemessen worden. Nur 10°C davon für uns
und wir wären sehr zufrieden. Manchmal ist es uns in der Nacht im Schlafsack zu
kalt und das in Spanien. Wäre ich jetzt zuhause würde ich bestimmt grillen. Ein
paar Stücke Fleisch, einen Bauernsalat und eine gute Flasche Rotwein, mir läuft
schon das Wasser im Mund zusammen. Wir verlassen Sahagún. Wir waren von der
Stadt nicht so begeistert. Die Einsamkeit nimmt uns wieder auf. Unbebaute
Felder so weit das Auge reicht. Ich denke an eine afrikanische Steppe, anders
kann es da auch nicht aussehen. In Calzada del Coto erlaubten wir uns in einer
Bar ein Stück Tortilla. Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Ich spürte
meinen Magen aber er ärgerte mich nicht mehr. Hier wollten wir eigentlich heute
abbrechen. Lass uns so weit gehen wie du kannst, gehe du vor, du gibst das
Tempo, an so hatte Helga gestern zu mir gesagt. Heute ging es mir besser und
das wollte ich ausnützen. Noch dreieinhalb Stunden hatte ich mir vorgenommen.
Wir mussten uns wieder für einen Weg entscheiden. Beide waren gleich lang und
führten nach Reliegos. Der rechte Weg, eine alte Römerstraße »Via Trajana«,
welche früher von Astorga nach Bordeaux führte und deshalb auch Calzada de los
Peregrinos (Pilgerstraße) genannt wurde, ging über Calzadilla de los
Hermanillos und konnte nach einer Regenschauer sehr morastig sei. Davon hatten
wir die Nase voll. Das wollten wir nicht noch einmal erleben. Wir entschieden
uns für den anderen Weg über El Burgo Ranero. An einem Rastplatz machten wir
unsere Mittagspause und schritten weiter unserem Ziel entgegen. Leider habe ich
auch heut keine Blumen am Wegesrand fotografiert. So viele Blumenbilder wollte
ich mit
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