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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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schlechten Weg mit Viel Asphalt war
ich durch unseren Pilgerführer vorgewarnt. Wir verlassen Cacabelos über die N 6
und gelangen stark ansteigend nach einer halben Stunde nach Pieros. Nach ca.
400 m eine Streckentrennung. Geradeaus weiter auf oder neben der N 6, oder
durch die Weinberge. Es war wenig Verkehr und wir entschieden uns für die
schlechtere Strecke auf der Nationalstraße, weil sie zwei Kilometer kürzer war.
Nach kurzer Zeit klingelt mein Handy. Es ist das erste Mal nach fünf Wochen.
Ist es etwas Gutes, oder ist etwas passiert. Als ich es endlich aus meiner
Pilgertasche hatte, wurde aufgelegt. Was nun, besser ich stecke es in meine
Hemdentasche. Es klingelt erneut, »Hallo wer ist da?« Es war unser Wanderfreund
Günter. »Hallo Heinz, ich habe gerade an euch gedacht und wollte einmal
anfragen wie es euch geht? Wo seid ihr und wie viel Kilometer habt ihr schon
geschafft? Ich habe meine Spanienkarte und das Buch von Hape Kerkeling vor mir
liegen. Wie heißt euer nächster Ort?« »Wir sind noch zwei Kilometer von Bierzo
entfernt. Aber das ist nicht der vollständige Name, da müsste ich schon meinen
Pilgerführer rausholen und nachsehen, das wird für dich zu teuer.« »Nein schau
nach, ich will wissen wo ihr seid.« Ich schaue nach und der vollständige
Ortsname lautet Villafranca del Bierzo. Eine ganze Zeit haben wir miteinander
gesprochen. Wie schön, wenn man solche Freunde hat, welche über 2.500 km
entfernt an einem denken. Gestern bekamen wir eine SMS von unseren
Wanderfreunden Uschi und Winfred. Sie waren in der Türkei in Urlaub gewesen,
kamen zurück und schrieben: An das Pilgerteam, liebe Grüße aus der Heimat. Sind
die Strapazen zu ertragen? Wir wünschen euch noch eine gute Zeit und kommt gut
heim. Wie gut hat uns das getan. Sehr oft bekommen wir in den Wochen mehrere
SMS von unseren Wanderfreunden Uli und Willi. Unser Weg führt uns nun durch die
Weinberge nach unten und kurze Zeit später erreichen wir nach zweieinhalb
Stunden den großen Ort mit 3.500 Einwohnern. Er liegt inmitten von
Obstplantagen und Weinbergen. Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten uns im
letzten Moment noch verlaufen. Ein freundlicher spanischer junger Mann machte
uns darauf aufmerksam, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen hatten.
Dieses Städtchen liegt am Zusammenfluss des Burbia und des Valcarde und
verdankt ihre Entstehung dem Jakobsweg. Im 11. Jh. wurde hier eine Burg von den
Franken gegründet. Sie vergrößerte sich sehr schnell durch eine Gemeinschaft
Mönche, welche König Alphons VI dort ansiedelte. Bevor die Pilger die Stadt
betraten, kamen sie genau wie wir an der Iglesia de Santiago (Jakobuskirche)
vorbei. Es ist ein romanisches Gotteshaus aus dem 11. Jh. welches aus einem
Schiff besteht. Es hat ein reich verziertes Nordportal (das Tor der Vergebung).
Der spanische Papst Calixt III. (1455 — 1458) hatte ein Sonderrecht für
behinderte oder gelähmte Pilger angeordnet. Wenn sie ihre Reise nicht fortsetzen
konnten, erhielten sie hier am linken Seitenportal, an der Tür der Vergebung
den vollen Nachlass ihrer Sünden. Dieser Ablass hatte dieselbe Wirksamkeit, wie
der am Grab des Apostels in Santiago de Compostela. Wir fühlen uns noch gesund
und munter und bekommen keinen Ablass. Wir verließen diesen
geschichtsträchtigen Ort und haben wieder eine Streckentrennung. Weiter an der
Schnellstraße, welche im Tale des Baches Valcarce verläuft, oder über de Camino
duro (den harten Weg)? Er verläuft hoch über die Höhen, ist eine gute Stunde
länger und es geht sofort am Anfang sehr steil bergauf. Da es sehr warm
geworden ist, müssen wir uns heute nicht unbedingt beweisen. An der
Schnellstraße gibt es eine Einkehrmöglichkeit, über den Höhen keine. Wir
standen mit acht Pilgern vor der gleichen Entscheidung, nur zwei waren
besonders mutig und gingen über den Berg. Fast parallel zu unserer Straße gab
es eine Autobahn. Alle Autos haben diese benutzt, wir haben auf der
Schnellstraße auf 10 km Länge nicht ein einziges Auto gesehen. Man hatte die
Leitplanke um einen Meter in die Fahrbahn hinein versetzt und dadurch einen
Pilgerweg gewonnen. Leider hat die Straße zur Seite eine Neigung und wir liefen
die gesamte Strecke auf einer Schräge. Für uns eine sehr anstrengende Sache. Immer
öfters musste ich eine kurze Pause einlegen, weil dieses laufen voll auf meine
Hüften und Knie ging. Von der Landschaft haben wir nicht sehr viel gesehen. Zur
rechten Seite steile Berge, zur linken Seite

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