Wir beide nahmen die Muschel
Toilettenreiniger schruppten war
er verschwunden. Was brauche ich auf meinem Pilgerweg? Gutes Wetter, gutes
Essen, ein sauberes Bett und den Humor meiner Mitpilgerin. Mehr kann man nicht
verlangen. Wir verlassen wie so oft die Herberge ohne Frühstück. Irgendwo auf
unserem Weg werden wir uns in einem Café verwöhnen lassen. Draußen auf der
Straße stehen unsere drei Frauen von gestern mit sehr viel Gepäck, wer weiß auf
wen sie warten. Pilgerinnen sind sie nicht! Unser Weg führt uns ins Zentrum,
vorbei an der mittelalterlichen Templerburg. Hinter der Burg zeigt die Muschel
uns nach rechts einen ansteigenden Weg an. Vor uns eine größere Gruppe Pilger,
sie gehen geradeaus. Sie rennen wie die Weltmeister als wenn sie heute noch
Santiago erreichen müssen. »Komm Helga wir gehen hinter ihnen, so viele können
sich nicht irren. Vielleicht kennen sie eine kürzere Strecke.« Wir gehen eine
ganze Zeit hinter ihnen, ein Wegezeichen war leider nicht zu sehen. Vor uns
geht ein junges Ehepaar aus Bayern. Ich spreche den Mann an und kann sein
Antworten nicht verstehen. Na klar, er spricht die königliche Landessprache.
Sprach er auch Deutsch, es muss wohl sein, ich habe jedenfalls kein Wort
verstanden. Ich denke, unseren Rheindahlener Dialekt hätte er auch nicht
verstanden. Über eine herrliche kilometerlange Prachtstraße verlassen wir die
Stadt. Sie war zum größten Teil autofrei. Leider waren alle Geschäfte noch
geschlossen, gerne hätten wir dort einmal reingeschaut. Wir kommen durch die
Außenbezirke. Viel Industrie, schmutzige Häuser, sehr viel Autoverkehr mit
stinkenden Abgasen. Hoffentlich biegt unser Weg bald ab in die Natur. Leider
sah es nicht so aus. Es wurde nun auch Zeit für unser Frühstück. Wie oft sind
in den Außenbezirken der Städte Supermärkte angesiedelt, dort hätten wir wie so
oft uns preiswert eindecken können. Leider war es hier nicht so. Langsam merkte
ich, dass mein Zuckerspiegel wieder in den Keller rutschte. Endlich auf der
gegenüber liegenden Seite ein geöffnetes Café, »Helga sollen wir dort
frühstücken?« »Heinz lieber nicht, lass uns so weit gehen bis wir wieder Pilgerzeichen
haben. Wenn wir hier einkehren verlieren wir den Anschluss zu den anderen und
stehen nachher allein hier.« Das war ein gutes Argument und wir gingen weiter.
Endlich vor uns ein Wegweiser, »Santiago«. Kurze Zeit später ein sehr schönes
Lokal auf unsere Seite, nichts wie rein. Ich bestelle mir einen »Café con
Leche« und ein Puddingteilchen. Ich bin ganz überrascht, dass es hier so etwas
gibt. Wir gehen weiter. Die Vororte Compostilla und Columbrianos hatten wir
schon hinter uns gelassen. Durch ein locker besiedeltes Gebiet erreichen wir
Fuentes Nuevas. Die Sonne scheint viel zu warm vom blauen Himmel. In dem lang
gedehnten Dorf machten wir an einer Bushaltestelle eine kurze Pause. Wir waren
erst zweieinhalb Stunden unterwegs aber die Hitze und der fehlende Schlaf
machten uns fertig. Nach einer dreiviertel Stunde geht es durch Camponaraya.
Von rechts kommen aus einem Feldweg eine ganze Reihe Radfahrer. Ich schaue in
meinem Pilgerführer und sehe, dass der Weg auf der gesamten Strecke von
Ponferrada bis hier nur durch die freie Natur gegangen war. Wären wir nur an
der Templerburg rechts abgebogen. Es war passiert und ich konnte es nicht
rückgängig machen. Wir sind unmittelbar vor einer Autobahn. Sind wir noch
richtig? Ich möchte keinen Ärger mit der spanischen Polizei bekommen! »Heinz
warte einmal, hinter uns kommt eine große Gruppe Pilger, die lassen wir einfach
Vorgehen.« Eine sehr gute Idee. Sie überholten uns, überqueren die Autobahn und
biegen nach links ab. Es war ein breiter ansteigender Geröllweg. »So nun komm,
die müssen wir so schnell wie möglich wieder überholen, sonst nehmen sie uns
die Betten weg, die nächste Herberge ist neun Kilometer weiter.« Ich bin
körperlich fertig und möchte Schluss machen, die letzte Nacht hatte mir
gereicht.« Schnell hatten wir sie wieder überholt. Unser Weg führt uns durch
große Weinbaugebiete. Da werde ich bestimmt heute einen guten Tropfen bekommen.
Es geht durch ein kleines Waldgebiet mit einem schönen Bachlauf. Die Vögel
erfreuen uns wieder mit ihrem Gezwitscher. Ein Wegweiser zeigt Cacabelos 5,7
km. Wie schön, unser Ziel rückt näher. Auf der linken Seite ein schönes
einzelnes Haus mit vielen Kirschbäumen. Ein Pilger füllt seelenruhig seine
Plastiktragetasche. Am nächsten Brunnen lässt er sie voll Wasser laufen und hat
die
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