Wir beide nahmen die Muschel
einen schönen Bachlauf im Wald,
den wir nur selten zu sehen, aber öfters zu hören bekamen. Jeder Kilometer viel
uns schwer, unsere Getränke wurden weniger. Schon nach kurzer Zeit hatte ich
starke Wadenkrämpfe. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Es war fast wie in
der Meseta. Man geht und geht und die Entfernung wird nicht kürzer. Ich denke
wir haben heute gut 25°C. Hatten wir bis jetzt nur Weinberge gesehen, so sind
es nun die Drahtzäune gegen Steinschlag. Nach fünf Kilometer können wir die
Straße zum ersten Mal überqueren. An einer dicken Eiche haben wir eine größere
Pause eingelegt und unsere letzten Getränke geopfert. Endlich erreichen wir den
mittelalterlichen Ort Pereje. Im Dorfkern gibt es noch sehr viele gepflegte
alte Häuser. »Helga hier machen wir unsere Mittagspause, mal sehen was man uns gutes
anbietet?« Leider hatten wir Pech. Es gab zwar ein Lokal, aber dies öffnete
erst um 19:00 Uhr. Schade, dass man hier so unflexibel ist. Wenigstens am
Ortsausgang ein sehr alter Brunnen, wo ich meine Wasserflaschen auffüllen
wollte. Leider hing dort ein Schild, »no Portable«. Wir verlassen den kleinen
Ort und pilgern weiter neben der N 6. Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns
nieder. Weiter vorbei an den Drahtverhauen. Manchmal hörten wir den Verkehr der
nahen Autobahn. Im Pilgerführer stehen auf unserer Strecke zwei trinkbare
Brunnen eingezeichnet, leider waren es nur Attrappen ohne Wasser. Wir sprachen
schon gar nicht mehr miteinander, so trocken war unser Mund. Ich träumte von
einer guten Rindfleischsuppe mit Markklößchen. Mal sehen, was wir heute Abend
zu essen bekommen. Nach weiteren fünf Kilometer erreichten wir unser Ziel
Trabadelo mit 120 Einwohnern. Wir waren müde und hatten schmerzende Gelenke.
Nur fünf Stunden waren wir gelaufen, mir war es wie ein ganzer Tag vorgekommen.
Wie oft hatte ich heute geflucht, nur meine Partnerin ist wie immer wie ein
Roboter gelaufen. Wenn ich sie fragte, bist du denn nicht müde antwortete sie
mir, »wir gehen gemeinsam diesen Weg und werden ihn auch gemeinsam beenden,
alles andere ist nicht der Rede wert.« Bevor sie mit mir abgeflogen war hatten
ihre Mutter und ihre Kinder zu ihr gesagt, »wir bewundern dich, dass du diesen
monatelangen Weg gehst. Wir sind so stolz auf dich und drücken dir die Daumen.
Du wirst nicht schlapp machen, du wirst es allen zeigen.« Mir hat keiner die
Daumen gedrückt, so ist eben das Leben. Nach 50 Meter eine Albergue, leider
nicht die, welche ich ausgesucht hatte. Schnell eine Büchse Cola aus dem
Automaten gezogen, dann geht es weiter. Unsere ausgesuchte Herberge soll eine
Küche haben. »Komm Helga, auf der anderen Seite ist ein kleiner Supermarkt lass
uns dort reingehen, ich habe große Lust auf Spaghetti Bolognese, ich werde
heute für uns kochen.« Leider führten sie kein Gehacktes und so hatte es sich
erledigt. Wir erstanden Brot und Wurst für unser morgiges Frühstück und eine
Flasche Schmiermittel »Vino Tinto« für mich beim schreiben. Endlich erreichten
wir unsere private Albergue »Crispeta« mit 28 Betten und sofort daneben eine
Bar, wo wir uns anmelden mussten. Für 6,00 Euro bekamen wir unser Bett, aber
keinen Stempel in unser Credencial. Die Wirtin war sehr freundlich und sprach
sehr lange in Spanisch auf uns ein, leider haben wir kein Wort von ihrem Gerede
verstanden. Sie gab uns einen Kugelschreiber mit und wir wussten nicht wofür.
Die Herberge öffnet erst um 13:00 Uhr, aber die Wirtin lässt uns schon rein.
Erst zwei Stunden später sah ich im Eingangsbereich das Anmeldebuch liegen und
auch den Stempel der Albergue. Wir trugen uns selber ein und stempelten unseren
Pilgerpass. Wir hatten einen kleinen Schlafraum mit sechs Betten bekommen.
Schnell rasiert, Zähne geputzt, geduscht und Wäsche gewaschen, das Wichtigste
war erledigt. Wie hatte mein Pilgerfreund Karl vor unserer Wallfahrt gesagt?
Ein Pilger darf auch ruhig einmal etwas streng riechen, aber es sollte nicht
jeden Tag sein. Heute war der Geruch besonders intensiv gewesen. Eine ältere
Pilgerin betrat unseren Schlafraum, schaute sich um und ging wieder. Störte ihr
vielleicht der sehr starke Sonnenbrand auf meiner Nase? Vielleicht wollte sie
auch einen Schlafraum für sich allein, dann muss sie in einen Gasthof gehen.
Kurze Zeit später kam sie wieder und fragte? »Gibt es hier keine Frauenduschen
und Toiletten?« Ich wollte schon sagen, dass so ein kleines Stückchen
Unterschied doch nicht so einen großen Aufwand lohnt. Ich
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