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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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mir selber eine Freude, ich hatte sieben
Kilo abgenommen. Ich stellte mir in Gedanken diese Masse Fleisch vor. Wie lange
werde ich dieses Gewicht wohl halten können, ich denke bis zum letzten
Pilgertag. Wenn ich als leidenschaftlicher Hobbykoch zuhause an meinen
Kochtöpfen stehe, werden alle guten Vorsätze vergessen sein. Wir bekamen unser
Essen serviert und waren sehr zufrieden. Wir haben uns über die nächsten Tage
unterhalten. Morgen werden wir einen sehr steilen Aufstieg von 332 Höhenmetern
zu bewältigen haben. Auch am nächsten Tag wären es noch einmal 360 Höhenmeter.
Ist es da nicht besser, unsere Rucksäcke mit einem Gepäcktransfer transportieren
zu lassen? Ich hatte zwar immer über die Heuschrecken geschimpft, welche den
ganzen Pilgerweg ohne Gepäck gegangen waren, nun musste ich aber einmal an
unsere Gesundheit denken. Wenn das Alter so langsam auf die Siebzig zugeht,
muss man keine Bäume mehr ausreißen. Das Wichtigste ist, das wir unser
Etappenziel gesund erreichen. Helga stimmte zu und ich versuchte dies bei
unserer Rückkehr der Herbergsmutter zu übermitteln. Leider hatte sie mich nicht
verstanden. Zwei anwesende Nachbarinnen versuchten uns wortgewaltig ihre
Meinungen aufzudrängen. Endlich hatten sie meinen Wunsch verstanden. Es muss
für normal ein Transportschein ausgefüllt werden wo der Zielort und die
Albergue mit Namen eingetragen werden. Unsere Herbergsmutter brauchte das alles
nicht, das mache ich morgen, so hatte ich es verstanden. Wir bezahlten ihr pro
Rucksack 7,00 Euro, mal sehen ob wir sie morgen an der angegebenen Adresse
antreffen. Wir betraten unseren Schlafraum und hatten zwei neue Mitschläfer,
eine deutsche Mutter mit ihrer Tochter. Gute Nacht ihr lieben Sorgen,
hoffentlich bekommen wir morgen keinen Regen, unser Anorak ist dann im Rucksack
unterwegs und für uns nicht erreichbar. Unsere Bettruhe begann um 21:45 Uhr.

Trabadelo — La Faba
     
    13,8 km, 332
m Aufstieg, 30 m Abstieg
    Sonntag, den
22. Mai 2011
     
     
    U m 6:30 Uhr
hatte ich vorsichtig und mit freundlichen Worten meine Mitpilgerin geweckt. Ich
wollte früh losgehen und hatte keine Lust in der Mittagshitze zu laufen.
Schnell unsere Rucksäcke gepackt und unten im Eingangsbereich abgestellt. Zur
Not hatten wir einen Zettel mit unserem Namen und dem Namen der nächsten
Albergue hineingelegt. Nun aber ab zum Frühstück. Helga hatte schon Tomaten in
Scheiben geschnitten und gewürzt. Sie schnitt das Stangenbrot durch und rief,
»Heinz wo hast du in deiner Vergesslichkeit die Butterpäckchen hingetan.« Die
Geschäftsfrau hatte sie uns gestern berechnet aber nicht in unsere Tüte
gepackt, so kann man auch reich werden. Zwei Pilgerpaare hatten gestern zu
unserem Glück zu viel eingekauft und ließen uns den Rest zurück, darum gab es
heute zu der fettigen Salami einige Scheiben Brot mit Leberwurst. Anstatt
Kaffee gab es Orangensaft. Gut gesättigt machten wir uns um 7:15 Uhr auf
unseren Weg. Ich denke, es waren höchstens 13°C. Heute war für die Spanier ein
besonderer Tag, sie wählen im ganzen Land ihre Bürgermeister. Schon vierzehn
Tage hatten wir uns alle Kandidaten auf den Plakaten anschauen können. In jedem
größeren Ort andere Gesichter. Wie oft hatten wir das Geschrei der
Lautsprecherwagen uns anhören müssen? Wenn ich mir dann die Gesichter der
Passanten angesehen hatte, musste ich feststellen, dass denen das gar nicht
interessierte. Mit dem heutigen Tag wird es ruhiger werden, wie schön für uns.
Wir verlassen den Ort und gehen über eine Landstraße nach La Portela de
Valcarce. Endlich nach einer Stunde können wir sie verlassen und haben wieder
unbefestigte Wege.
    Eine ganze
Reihe kleiner Orte mit wenigen Einwohnern säumen unseren Weg. Trotzdem heute
Sonntag ist, sind die Menschen nicht sonntäglich wie bei uns gekleidet. Sie
tragen ihre Arbeitskleidung, reparieren ihre Autos, arbeiten in ihrer Gärten
oder renovieren ihre Häuser, dabei soll Spanien doch so streng katholisch sein?
Einige Verrückte, welche keine Zeit haben, rasten mit ihren Autos mit einer
großen Staubfahne an uns vorbei. Sie sind bestimmt auf dem Weg zu ihren
Wahllokalen. Nach drei Stunden machten wir die erste Pause. Nur nicht zu lange
sitzen bleiben, die Muskulatur dankt einem das nicht. Das erste Anlaufen danach
fällt schwer, aber nach mehreren hundert Metern hat man wieder seinen Schritt.
Mein Handy klingelte, eine SMS von Ulli und Willi aus meiner Wandergruppe. Sie
hatten die Nachricht gestern Abend um 22:15 Uhr

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