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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Schrift!
    Zum ersten Mal an diesem Abend verriet Cabrius so etwas wie Nervosität und Verwirrung. Für die Identität der Schriften gab es keine »normale« Erklärung. Der Stahlblock allein wäre vielleicht kein schlüssiger Beweis gewesen, aber die Schriften waren es. Hinzu kam die unbestreitbare Tatsache, daß die Schrift auf den Listen Dr. Winters ein wenig verblaßt war, jene auf dem Karton jedoch frisch wirkte. Kein Wunder, denn wenn Koltow recht hatte, mußte sie fast dreißig Jahre Zeit »eingespart« haben.
    War das vielleicht eine Möglichkeit, die Unsterblichkeit zu erlangen? Es war ein wahnwitziger Gedanke, der mir da plötzlich kam, aber sicherlich konnte er in dieser Situation nicht abwegig genannt werden. Die Lebensspanne des Menschen war begrenzt, sicherlich. Aber wenn es gelang, die Zeit beliebig schnell fließen zu lassen, ohne selbst dabei schneller zu leben, konnte man diese begrenzte Spanne auch wunschgemäß ausdehnen.
    Cabrius schien sich erholt zu haben. Seine Stimme klang gereizt, als er sagte:
    »Und was wäre geschehen, wenn Sie das Experiment nicht durchgeführt hätten, Iwan? Was würde dann heute in diesen Aufzeichnungen …«, er deutete auf Dr. Winters Akten, »… geschrieben stehen? Über den Stahlblock, meine ich.«
    »Nichts, Verehrtester, gar nichts! Er würde überhaupt nicht erwähnt werden, denn es hätte ihn nie gegeben.«
    »Sehen Sie – und eben das glaube ich Ihnen nicht. Sie könnten es auch kaum beweisen.«
    »Ist die Identität der beiden Schriften kein Beweis?«
    »Nur bedingt, denn die Möglichkeit einer Fälschung besteht in jedem Fall. Hinzu kommt ein weiterer Punkt, den ich für äußerst bedenklich halte.«
    »Welcher, bitte?«
    »Der Umstand, daß es den Stahlblock bereits im Museum gab, bevor Sie Ihr Experiment durchführten. Alles muß also bereits geschehen sein, ehe Sie überhaupt an die Konstruktion einer Zeitmaschine – oder wie Sie es nennen wollen – auch nur dachten. Und genau das halte ich für unmöglich.«
    »Es ist durchaus logisch, Werner.« Koltows Stimme nahm einen beschwörenden Tonfall an. »Der Stahlblock wäre auch aufgetaucht, wenn jemand das gleiche Experiment in hundert Jahren durchführte, mit den gleichen Zeiteinheiten selbstverständlich, die wiederum in Relation zum Weiterfließen des Zeitstroms stehen müssen. Es mag tausend ähnliche Vorkommnisse geben, die ausschließlich dem Eingreifen von Personen aus der Zukunft zuzuschreiben sind, nur können wir das natürlich nicht wissen. Mit anderen Worten: Wir leben in einer Welt der Zeitparadoxa, nur bemerken wir nichts davon, weil wir mit den so veränderten Gegebenheiten geboren werden, leben und schließlich sterben. Eine nachträgliche Änderung gewisser Ereignisse wäre natürlich möglich, aber ich wage es nicht, mir die Konsequenzen auszumalen.«
    Jack Williams hob die Hand.
    »Ich habe mehrere Romane geschrieben, die sich mit dem Thema Zeit befassen und vertrat darin eine ähnliche Ansicht wie Sie jetzt. Ich schrieb sie unter einem Pseudonym, daher wissen Sie nichts davon. Einmal ließ ich darin ein ganzes Team von Wissenschaftlern in die Vergangenheit zurückgehen, um gewisse Veränderungen im Lauf der Geschichte herbeizuführen. So verhinderten sie zum Beispiel den Abwurf der Atombombe über Hiroshima. Die Folge war – natürlich nur im Roman – die Verlängerung des Krieges und wesentlich mehr Opfer auf amerikanischer Seite. Die Bombe von Nagasaki wurde ebenfalls nicht gezündet.«
    »Im Roman ist das alles ganz anders«, sagte Koltow und lachte. »Wir haben es hier mit der Realität zu tun. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es anstellen soll, aber ich werde Ihnen den Beweis für meine Behauptungen liefern. Wo findet unser Abend nächste Woche statt?«
    »Bei mir«, sagte Cabrius. »In der Bibliothek, wie üblich.«
    »Außerordentlich günstig«, stellte Koltow etwas geistesabwesend fest und erhob sich. »Sie entschuldigen mich, meine Freunde, aber ich habe noch eine Verabredung.«
    Ich sah auf meine Uhr.
    »So spät noch?«
    Koltow lächelte nachsichtig.
    »Seltsam, wie abhängig Sie doch alle vom Vergehen der Zeit sind«, meinte er. »Forrest, würden Sie so freundlich sein, mich bis zum Wagen zu begleiten …?«
    Er war schon an der Tür, als Dr. Winter ihm nachrief:
    »Herr Professor – Ihren Stahlblock! Sie haben ihn vergessen!«
    Koltow drehte sich noch einmal um.
    »Ich vergaß ihn nicht. Sie dürfen ihn behalten. Von mir aus legen Sie ihn ins Museum, da gehört er

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