Wir Ertrunkenen
unvermeidliche Begleiterin, ihre Verschworene, ihre Freundin und Feindin, die Lust.
Plötzlich war aus der Dunkelheit unter einem der Betten eine Stimme zu hören.
« Change? – Wer will tauschen?»
Und ein Krabbeln begann, ein Aalen und Robben über den Fußboden zu neuen, unerprobten Liebeshöhlen, in denen neue Arme warteten, gierige Münder und Schöße, die überflossen, während die deutschen Bomber auf Londons Dächern die Pauke schlugen.
Schließlich wurde es still. Sie krochen unter den Betten hervor, zogen die Gardinen zur Seite und legten sich eng nebeneinander auf die unberührten Betten.
Sie hatten gewonnen.
Knud Erik war dabei, als die Mary Luckenbach in die Luft flog.
Sie waren in einem Konvoi nördlich des Polarkreises mit Nachschub für die Rote Armee unterwegs nach Russland, als es geschah. Es herrschte klares Wetter und gute Sicht.
Die anderen auf der Brücke verstummten bei diesem Anblick. Sie hatten schon früher miterlebt, wie Tanker einen Volltreffer abbekamen und eine zweihundert Meter hohe Stichflamme in die Luft schoss. Aber so etwas hatten sie noch nie gesehen.
Auch Knud Erik nicht. Aber es war nicht das Entsetzen, das ihn still werden ließ.
Es war die Erleichterung.
Sie lagen eine halbe Seemeile achteraus, als sich die Explosion ereignete.
Die deutsche Junkers war nur dreihundert Meter von der Mary Luckenbach entfernt, als sie ihre Torpedos abwarf. Sie flog tief über dem Wasser, und es sah aus, als wollte sie auf den Wellen hüpfen. Dann donnerte sie über das Schiffsdeck, wo sie von einem der Geschütze erfasst wurde. Kleine Flammen schlugen aus einem der Motoren des Flugzeugs.
Die Torpedos erreichten ihr Ziel.
Einen Augenblick war die Mary Luckenbach noch zu sehen. Dann gab es nichts mehr, und die darauffolgende Stille war ebenso furchteinflößend wie die vorhergehende Explosion. Eine schwarze Rauchwolke wälzte sich mit majestätischer Langsamkeit zum Himmel. Feuer war nicht auszumachen. Auf dem Meer schwammen keinerlei Wrackteile. Es sah aus, als hätte der dicke Rauch allein die Kraft, Tausende Tonnen von Stahl und Munition in die Luft zu heben und fortzutragen.
Der Rauch hörte erst auf zu steigen, als er mehrere Kilometer weiter oben die Wolkendecke erreichte. Langsam breitete er sich aus, bis er die Hälfte des Himmels bedeckte. Ein schwarzer Schnee aus Ruß rieselte leise hinunter aufs Meer, als wäre die Ursache der Explosion ein Vulkanausbruch und nicht der Krieg, in dem sie sich befanden.
Es würde keine roten Lichter geben.
Das war sein einziger Gedanke. Ein halbes Hundert Menschenleben war vor seinen Augen ausradiert worden. Durch das Fernglas hatte er gesehen, wie die Kanoniere sich hinter ihre Geschütze kauerten. Er hatte einen schwarzen Schiffsjungen gesehen, der ungerührt mit einem Tablett in der Hand übers Deck lief. Nun waren sie verschwunden, und er spürte lediglich ein Gefühl der Erleichterung. Ihm war es erspart geblieben. Nicht seinem jämmerlichen Leben, auf das er nichts mehr gab, sondern seinem ausgelöschten Gewissen.
Sie kamen in Angriffswellen von dreißig, vierzig Flugzeugen, in einer Höhe von nur sechs, sieben Metern über dem Wasser, ein schwarzer Schwarm auf dem grauen Meer. An ihren Flügeln waren Sirenen und Pfeifen montiert, die ein furchteinflößendes Heulen erzeugten, um den Gegner in den Wahnsinn zu treiben und seine Willenskraft zu lähmen. Ihre Zwanzig-Millimeter-Geschütze hämmerten, weiße und rote Leuchtspuren spritzten übers Deck, während ein Flugzeug nach dem anderen seine Torpedos ausklinkte. Die unerfahrenen gunner gerieten in Panik und schossen wild um sich. Ihre Kugeln durchlöcherten die Rettungsboote und Steuerhäuser der umliegenden Schiffe.
Vor Abscheu schaudernd, mussten sie den Mut der deutschen Piloten bewundern. Mit selbstmörderischer Zielsicherheit flogen sie in eine Feuerwand, die immer dichter wurde, sobald die begleitenden Zerstörer ihre Vier-Zoll-Kanonen eingerichtet hatten.
Die Wacosta und die Empire Stevenson wurden getroffen, dann die Macbeth und die Oregonian.
Nach fünf Minuten war es überstanden. Mitten im Konvoi war eine Heinkel auf dem Wasser notgelandet. Das Flugzeug schwamm, und die Besatzung kletterte auf einen der Flügel. Sie hoben die Hände, als Zeichen, dass sie sich ergaben. Sie waren keine Feinde mehr und ohne ihre Maschinen bloß wehrlose Menschen. Sie drehten sich im Kreis, als wollten sie mit jedem einzelnen der Seeleute Blickkontakt aufnehmen, die sich auf den
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