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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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den Arm um Stina. »Warum bleiben wir nicht noch eine Weile im Hotel? Schlimmstenfalls bezahlen wir eben.«
    »Aber das wollten wir doch nicht«, widersprach Anna-Greta. »Ich glaube, ihr habt vergessen, dass wir ins Gefängnis wollen.«
    »Nein, nein, doch den Zeitpunkt bestimmen ja weniger wir als die Polizei«, merkte Snille an.
    »Wir werden ja sehen, ob das Museum die Polizei verständigt hat, aber ich glaube nicht, dass sie sich trauen. Schließlich haben wir doch geschrieben: Wenn Sie die Polizei verständigen, werden wir die Bilder zerstören «, sagte Märtha. »Auch wenn wir das nicht vorhaben. Geschrieben haben wir es.«
    »Wie auch immer, wir sollten vorsichtig sein«, sagte Anna-Greta. »Das Geld gehört uns. Und was machen wir jetzt, Märtha? Wo sollen wir es deponieren? Es passt ja in kein Schließfach.«
    Betretenes Schweigen folgte, denn daran hatte niemand gedacht. Da hatten sie wieder die Sache mit dem mehrgleisigen Denken. Jetzt war es erneut schiefgegangen. Märtha stöhnte. Früher war das anders, da konnte man die Dinge einfach im Schuppen verstecken. Mit Diebesgut in der Großstadt war es schwierig.
    »Keine Sorge, solange es Matratzen gibt«, sagte sie, um von dem Problem abzulenken.
    »Matratzen, wie soll das funktionieren?« Die Meinungen gingen auseinander, und so folgte eine lebhafte Diskussion darüber, wo man das Geld verstecken könnte. Sie fanden keine gemeinsame Lösung, und als der Seegang zunahm, zogen sie sich in ihre Kabinen zurück. Morgen mussten sie in Form sein, wenn sie die Trolleys holen würden. Kurz bevor Märtha einschlief, ging sie die Sache im Geiste noch einmal durch, um sicher zu sein, dass sie nichts vergessen hatten. Ihr kam der zweite Brief in den Sinn, den sie einen Tag nach dem ersten eingeworfen hatten:
    Die zwei schwarzen Einkaufstrolleys der Marke Urbanista befüllen Sie mit 10  Millionen Kronen und stellen sie auf dem Autodeck der Silja Serenade in den Verschlag kurz vor der Rampe, wo die Regenkleidung liegt. Versuchen Sie keine Tricks. Keine Polizei. Halten Sie sich an unsere Anweisungen, dann wird weder Ihnen noch den Bildern etwas passieren.
    Märtha dachte daran, wie gut sie den letzten Satz fand. Auch wenn die anderen sehr skeptisch gewesen waren.
    »Das klingt bedrohlich«, hatte Stina gesagt.
    »Ach, so ist das einfach. Zu lasch darf man auch nicht sein«, antwortete Anna-Greta.
    »Können wir die letzten beiden Sätze nicht einfach streichen und mit Bandidos unterschreiben?«, fragte Snille. »Dann weiß doch jeder Bescheid.«
    Sie hatten lange und ausführlich über den genauen Wortlaut beraten, bevor sie zu einem Kompromiss fanden, bei dem man die Bandidos wieder strich, auch wenn ihnen die Idee gefallen hatte. Doch die unmissverständliche Drohung am Ende sollte bleiben. Je länger Märtha darüber nachdachte, desto weniger mochte sie die Formulierung. Sie klang so verantwortungslos. Doch am Ende hatte sie sich auf den Weg gemacht und den Brief eingeworfen.
     
    Es schaukelte gehörig, als das Schiff von einer großen Welle am Bug erfasst wurde. Jetzt wurde Märtha nicht nur von ihren Grübeleien, sondern auch vom Seegang wachgehalten. Sie rief sich den Inhalt des Briefes wieder in Erinnerung und überlegte hin und her, ob es dem Museum gelungen sei, in so kurzer Zeit zehn Millionen aufzutreiben. Vielleicht war ja auch Spielgeld in den Trolleys verpackt … Museen bekamen ja in der Regel nicht einmal Geld für Schränke und Handtuchhalter, wenn sie benötigt wurden. Sie zog sich die Decke bis ans Kinn und beschloss, sich keine Gedanken mehr zu machen. Renoir und Monet waren unbezahlbar. Da konnte man zehn Millionen als Taschengeld bezeichnen.
    In der Nacht nahm der Wind noch zu, und als der Tag erwachte, hatten sie eine steife Brise. In den Schären von Åboland waren sie etwas geschützter, doch später, zwischen Mariehamn und Stockholm, schaukelte die Fähre immer mehr. Bald hatten sie einen handfesten Sturm. Zweimal war Märtha so übel, dass sie sich beinahe übergeben musste. Sie hoffte inständig, dass die anderen nicht auch seekrank waren, denn sie selbst fühlte sich schrecklich elend. Zum Glück nahm der Seegang ab, als sie in die Schären vor Stockholm kamen, und beim Wecken, morgens um sieben, hatte sie es entgegen allen Widrigkeiten geschafft, sich anzuziehen und zur Cafeteria hinaufzugehen. Bis auf Kratze sahen die anderen auch ziemlich käsig aus, und keiner nahm mehr als eine Tasse Tee und etwas Toastbrot zu sich. Als es eine

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