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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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Die Trolleys mussten dort stehenbleiben, bis sie in Stockholm angekommen waren und an Land gehen konnten. Aber trotzdem. Am liebsten hätte sie sie geöffnet und nachgesehen, ob man sie an der Nase herumgeführt hatte oder nicht … Vielleicht konnte man wenigstens ein bisschen am Stoff zupfen? Erst tippte sie die Oberfläche des Wagens kurz mit dem Finger an, dann drückte sie kräftig hinein. Da hörte sie Geraschel und hatte das Gefühl, die Scheine innendrin tanzten vor Freude. Snille zog sie schnell zurück, aber seine Augen strahlten warm vor Freude. In dem Moment hätte sie ihm um den Hals fallen können, doch auch das musste warten. Erst als sie ihre eigenen Einkaufstrolleys neben die anderen gestellt und sich auf den Weg zurück zum Fahrstuhl gemacht hatten, falteten sie ihre Schirme zusammen und drückten sich innig.
    Oben in der Kabine berichteten Märtha und Snille, was sie gesehen hatten, und nach kurzem Getuschel gingen sie in ihre eigenen Kabinen, um sich eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen. Märtha holte ihr Strickzeug heraus und setzte sich aufs Bett, im Rücken ein paar schöne, weiche Kissen. Jetzt würde das Museum zwei Trolleys mit Zeitungspapier bekommen und sie selbst ihre zehn Millionen. Kein schlechter Tausch. Ob es wirklich klappte? Irgendwie, fand sie, ging das alles zu leicht. Doch weiter kam sie nicht mit ihren Bedenken, denn sie schlief mit dem Strickzeug auf dem Schoß ein und wachte erst wieder auf, als Snille an ihre Kabinentür pochte. Zeit zum Essen.
    Als sie sich im Speisesaal trafen, waren sie nach wie vor äußerst zufrieden, aber schauten sich zur Sicherheit nach Schwester Barbro um. Glücklicherweise war sie nicht in Sicht.
    »Sie und Mattson liegen bestimmt im Bett und …«, begann Kratze, da wurde er schon von Anna-Greta unterbrochen.
    »Nicht schon wieder«, zischte sie und sah ihn eindringlich an.
    »Aber es ist doch logisch, dass sie hier in einer Kabine auf dem Rücken liegt«, sagte Kratze stur. Er roch wieder nach Knoblauch und hatte ein großes Bier in der Hand. Anna-Greta sah ihn abschätzig an, und Stina streckte schnell die Hand aus, um Kratze zu beschwichtigen. Aber dann fuhr plötzlich ein Lächeln über Anna-Gretas Gesicht, und die längliche Falte zwischen den Augenbrauen verschwand.
    »Weißt du was, Kratze, wenn Schwester Barbro tatsächlich in den Mattson verliebt ist, dann lass sie doch einfach. Lass sie weitervögeln!«

30
    Es war schon dunkel geworden, und Kommissar Petterson betrachtete die Lichter der Stadt, die im Regen draußen glitzerten. Wieder einmal machte er Überstunden, weil ihm der Bilderdiebstahl im Nationalmuseum keine Ruhe ließ. Er suchte nach Hinweisen auf den Bildern der Überwachungskameras. Auch wenn keine Aufnahmen von der Kamera im Saal mit den Impressionisten vorlagen – es gab schließlich noch die anderen. Auf diesen Filmen müssten alle Personen zu sehen sein, die sich an diesem unglückseligen Tag im Museum aufgehalten hatten, und unter den Besuchern sollte er den Dieb oder die Diebe finden. Er war das Bildmaterial schon einmal komplett durchgegangen, doch hatte er nichts Auffälliges finden können. Im Stock I, wo Modernes Design ausgestellt war, hielten sich drei ältere Herren und eine Familie mit zwei Kindern auf, die planlos herumstreiften. In einer Ecke sahen sich zwei jüngere Frauen, vermutlich in den Dreißigern, farbige Exponate aus Glas in einer Vitrine an, und eine ältere Dame studierte Porzellan aus Gustavsberg. Niemand verhielt sich verdächtig. Die Besucher bewegten sich langsam und betrachteten die Vitrinen voller Interesse.
    Auf der großen, breiten Treppe, die in den zweiten Stock führte, sah er zwei junge Mädchen in hochhackigen Schuhen, die nach oben gingen. Er zoomte sie heran. Nein, da waren keine Bilder, aber die zwei trugen unverschämt kurze Röcke. Weiter hinten sah er drei Paare, die sich auf den Saal mit den Renaissancegemälden zubewegten, und an der Tür zu den französischen Impressionisten erkannte er eine ältere Frau mit Rollator, einen alten Mann und eine zarte, kleine Frau. Auch da nichts Auffälliges, außer dass ihnen offensichtlich kalt war, denn sie trugen Handschuhe. Das lag vermutlich an der schlechten Durchblutung, Älterwerden war wirklich kein Spaß.
    Und was war mit der Abteilung Holland und Flandern? Hier hing der kostbare Rembrandt, doch der Saal war leer, von einer älteren Dame mit Stock einmal abgesehen. Auf keinem Bild sah er einen Wächter, das fiel ihm auf. Die

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