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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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Feuerzeug. Ein paarmal schüttelte er es, spürte dabei seinen Kater noch deutlicher und drückte den Daumen nach unten. Es war ein edles Feuerzeug aus Gold, sogar sein Name war eingraviert. Er hielt die Zigarette über die Flamme und zog ein paarmal intensiv an der glimmenden Kippe.
    Er rauchte still vor sich hin und betrachtete die wellenförmigen Kringel des Rauchs, bis sie sich auflösten und ganz verschwunden waren. Dann drückte er die Kippe aus, nahm den letzten Schluck aus der Flasche und schleuderte sie über das Balkongeländer. Klirrend knallte sie gegen die zwei anderen. Da sah er, dass eine der beiden Flaschen noch ungeöffnet war. Verdammt nochmal. Er lachte schallend. Früher war er schon auf Dachfirsten herumgeklettert und hatte einmal sogar eine Party auf einem Dach gefeiert. Heute war er ein paar Jährchen älter, und richtig nüchtern war er auch nicht. Aber vielleicht … Er müsste nur diesen Whisky retten, dann könnte er die anderen Flaschen in das Rohr stopfen. Die Öffnung des Rohres war direkt am Balkonrand, und wenn er sich hinlegte und die Arme ausstreckte, dann … Jawohl, er kam an die leeren Flaschen heran und wollte gerade die erste in das Rohr stecken, da entdeckte er eine schwarze Kordel, die direkt in das Fallrohr lief. Ob da jemand einen guten Champagner für seinen nächsten Aufenthalt versteckt hatte? Oder hatte ein reicher Typ dort Diamanten versenkt, zum Beispiel um die nächste Lieferung Drogen zu bezahlen oder einen Luxusschlitten oder so? Jetzt ging seine Phantasie mit ihm durch. Er wurde immer mutiger. Ohne sich irgendwie zu sichern, kraxelte er außen am Balkongeländer entlang und robbte dann vorwärts. Die Kordel roch nach Teer. Folglich lag sie noch nicht lange da. Er wurde neugierig, griff nach dem Seil und zog daran. Erst raschelte es, doch dann hakte es fest. Jetzt war seine Neugier nicht mehr zu bremsen, und er zog mit aller Kraft. Da löste es sich, und er bekam den oberen Teil zu sehen, der aussah wie eine schwarze Mülltüte. Er zog weiter, doch nun hing es wieder irgendwo fest. Wütend zog er ruckartig daran, da riss das Seil. Das schwarze Ding rutschte zurück ins Rohr, bevor es an einer Stelle einhakte. Verdammt nochmal! Er fluchte laut und warf die zwei leeren Flaschen hinterher. Die geschlossene Flasche steckte er unter sein T-Shirt und kletterte dann vorsichtig wieder zurück zum Balkon. Er schaffte es, die Flasche abzustellen und sich selbst wieder hochzuziehen. Er stand auf, wischte sich den Dreck vom T-Shirt und besah sich seine Beute. Das war leider kein Whisky für 3000 Kronen pro Glas, sondern ein Lord Calvert, der nur 120 kostete! Wüst schimpfend warf er sie den anderen Flaschen hinterher und ging wieder in die Suite. Im selben Moment hörte er von drinnen Geräusche. Sein Mädchen war aufgewacht. Da erinnerte er sich schlagartig daran, wie süß sie gewesen war, und sah zu, dass er zurück ins Schlafzimmer kam.

41
    Snille war im Gefängnis von Sollentuna unter den Schlimmsten gelandet, mitten unter Dieben, Mördern und Steuerhinterziehern. Das war für ihn völlig ungewohnt, denn er war schließlich nur seine harmlosen Freunde aus dem Altersheim gewöhnt. Doch er redete sich ein, man solle niemanden verurteilen. Jeder Mensch hat auf seine Weise etwas Gutes an sich und etwas Wichtiges zu erzählen. Hier musste er die Dinge positiv sehen, auch wenn die meisten dieser üblen Typen ihn mit einem Handgriff umnieten konnten. Das war ihm alles etwas unheimlich. Im Heim hatte er sich sicherer gefühlt. Seine Zelle war zudem so klein, dass er kaum Platz hatte, und sein Werkzeug hatte er auch nicht mitnehmen dürfen. Er musste an Märtha denken. Sie hatte ihnen das eingebrockt, die Gute. Natürlich hatte sie nur ihr Wohl im Sinn gehabt, aber jetzt war die Aussicht doch sehr getrübt. Na ja, wahrscheinlich wurde es besser in einem Gefängnis, in dem es eine Werkstatt gab. Da müsste er keine Schnürsenkel mehr sortieren wie hier. Erschöpft streckte er sich auf seiner Pritsche aus, um ein bisschen auszuruhen, da klopfte es an der Tür. Ein Strafvollzugsbeamter trat ein.
    »Ein Priester erwartet Sie im Besucherraum.«
    »Ein Priester?!«
    Snille schüttelte den Kopf und wollte gerade fragen, was der Typ verdammt nochmal von ihm wolle, da fiel ihm ein, was Märtha gesagt hatte. Bitte um einen Besuch des Priesters. Nicht nur Gott spricht zu ihm.
    »Ach so, der Priester …«, sagte Snille, stand auf und folgte dem Wärter in den Besucherraum. Dahinter konnte

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