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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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ins Land gegangen.
    »Auch diese Woche keinen Freigang. Aber mach dir keine Sorgen, Märtha. Das Geld wartet auf uns, bis wir rauskommen«, sagte Anna-Greta und stellte eine dreckige Servierplatte auf die Spüle. Märtha goss neues Spülmittel ins Abwaschwasser, und während sie die Platte sauberkratzte, musste sie feststellen, wie ruhig und ausgeglichen Anna-Greta geworden war. Sie selbst machte sich Gedanken über die Zukunft, und Anna-Greta hörte ihre Schallplatten und nähte mit den anderen in der Nähwerkstatt Anstaltskleidung.
    Und in kürzester Zeit hatte sie sich unter den Gefangenen äußerst beliebt gemacht. Nicht zuletzt, weil sie mit der Nähnadel in der Hand so einiges über Konten und Geldtransaktionen erzählen konnte.
    »Ich bin gerne hier, denn die Mädels haben Respekt vor meinem Wissen«, sagte Anna-Greta. »Sie hören mir wirklich zu, ganz anders als die in der Bank.«
    Wenn du’s glaubst, dachte Märtha, sagte aber keinen Ton.
    Stina war auch ganz zufrieden. Sie arbeitete meist in der Werkstatt, wo T-Shirts für Werbefirmen im Siebdruckverfahren bedruckt wurden. Jeden Tag erzählte sie von neuen Slogans, die sich jemand ausgedacht hatte.
    »Schlägst du über die Strenge, dann zieh doch nach Borlänge«, kicherte sie eines Tages. In der darauffolgenden Woche kam sie mit: »Hast du gern deine Ruh, dann zieh nach Örebro.« Märtha fand, dass der Reim etwas holperte und fragte nach, ob das wirklich genau so auf den T-Shirts stand. Da musste Stina zugeben, dass das schon möglich gewesen wäre, aber dass sie sich die Sprüche selbst ausgedacht hatte. Eine Zeitlang war es richtig anstrengend mit ihr, weil sie sich ständig neue, dusselige Verse ausdachte. Sie hörte erst wieder damit auf, als sie einen Großauftrag von einer russischen Firma bekamen. Mit den Buchstaben konnte sie gar nichts anfangen.
    Auch Märtha fand sich zurecht, auch wenn es ihr von Zeit zu Zeit sonderbar vorkam, sich zwischen so vielen Kriminellen zu bewegen. Natürlich gab keine der Frauen zu, was sie verbrochen hatte, aber irgendetwas musste es ja gewesen sein. Am schlimmsten war, dass die größten Verbrecher über die kleineren herrschten. Wie zum Beispiel Liza. Märtha zuckte, als die Platte in den Ausguss glitt.
    »Ich werde nicht zur Ruhe kommen, bevor wir die Bilder wieder zurückgegeben und das Geld abgeholt haben«, seufzte sie und fuhr mit der Abwaschbürste über die Platte.
    »Aber Märtha, das Geld im Fallrohr läuft doch nicht weg«, versuchte Stina sie zu trösten.
    »Vielleicht fließt es weg.«
    »Wir haben doch keine Eile. Ich finde, es geht uns ziemlich gut«, fuhr Stina fort. »Der Siebdruck macht so viel Spaß, außerdem muss man dann keinen Sport mitmachen.«
    »Genau«, sagte auch Anna-Greta. »Und ich kann Lapp-Lisa und Jokkmokks-Jokke hören, sooft ich will. Da seht ihr es wieder, Mädels! Wenn es Gefangenen so gutgeht, dann sollte es bei den Alten in den Heimen wohl nicht anders sein?«
    »Richtig«, sagte Stina.
    »Im Ausland hat man viel mehr Respekt vor den Älteren. Da kann man mit über siebzig noch Präsident werden«, sagte Märtha.
    »Hier entsorgen sie dich, wenn du fünfzig bist«, meinte Anna-Greta. »Wir sind überhaupt nichts wert. Als ich gestern die Nachrichten gesehen habe, beklagten sich ein paar Rentner, dass sie die Straße an der Fußgängerampel nicht überqueren konnten, weil sie so schnell wieder auf Rot schaltete. Daraufhin hatte der zuständige Beamte nur geantwortet, dass man das doch könne, denn es sei vom Amt vorher berechnet worden.«
    »Hol mir den Kerl her, dann ramme ich ihm meinen Rollator in den Schritt«, sagte Märtha. »Nein, eigentlich reicht das nicht. Man bräuchte einen ganzen Rollstuhl.«
    »Ich hab’s«, sagte Anna-Greta plötzlich. »Wir tauschen einfach. Alle Seniorenheime werden zu Gefängnissen und alle Gefängnisse zu Seniorenheimen.«
    »Nee, da tun einem ja die Gefangenen leid«, sagte Stina.
    Dann war es eine Weile still im Raum, weil alle nachdachten. Märtha legte die Spülbürste hin und sah die anderen an.
    »Hört mal her. Wir haben doch unsere eigene Situation um einiges verbessert, nicht wahr? Dann ist es doch höchste Zeit, dass wir anderen dabei helfen.«
    »Aber so weit kommen wir mit den Millionen im Fallrohr auch wieder nicht«, sagte Anna-Greta.
    »Gestern war der Pfarrer hier und hat ein neues Gedicht von Snille mitgebracht. Es war eine Art utopisches Gedicht über einen Diebstahl. Seine Idee war, dass man das Verbrechen gar nicht

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