Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
selbst begehen, sondern sich nur hinterher um das Geld kümmern solle.«
»Easy money, das finde ich gut«, meinte Anna-Greta.
»Nein, nicht noch mehr Verbrechen«, protestierte Stina. »Ich sehne mich nach Kratze.«
»Aber nicht wir sollen das Verbrechen begehen, Stina. Wir sollen uns nur hinterher um das Geld kümmern«, erklärte Märtha.
»Das wäre wohl eine neue Geschäftsidee«, sagte Anna-Greta. »Gestohlenes Geld klauen …«
» Klaue mit Mut, und es geht dir gut «, kicherte Stina.
»Genau, wir müssen in größeren Dimensionen denken, denn sonst reicht das Geld nicht für die Investitionen in die Altenpflege im ganzen Land«, sagte Märtha. »Snille spricht in seinen Versen auch davon. Er brütet etwas aus.«
»Und was sagen die Wärter dazu?«, fragte Anna-Greta.
»Ach, Snille schreibt alles zwischen den Zeilen. Es geht um einen Banküberfall, meine Lieben. Nicht das perfekte Verbrechen, nein, das ultimative !«
»Hauptsache, die Männer bleiben nicht auf der Strecke«, sagte Stina.
»Die Männer oder das Geld«, ergänzte Anna-Greta.
Märtha zog den Pfropfen aus dem Ausguss und hängte die Spülbürste hin.
»Aber einiges haben wir beim letzten Mal gelernt, oder?«
Das fanden die anderen auch, und als Märtha die Spüle trockenpoliert hatte, holten sie ihre Mäntel und spazierten hinaus. Während sie liefen, plauderten sie fröhlich über die Zukunft. Eins der Geheimnisse für ein glückliches Leben war es, ein Ziel zu haben, auf das man sich freute. Da waren sie sich einig. Und das ultimative Verbrechen , was konnte da besser sein?
Aber als sie am nächsten Morgen am Frühstückstisch saßen, und wie immer einem ereignisreichen Tag entgegensahen, bemerkten sie, dass Lizas Platz leer war.
»Kommt Liza heute nicht?«, fragte Märtha.
»Habt ihr das nicht mitbekommen?«, antwortete eine der Frauen. »Sie hatte gestern Freigang und ist nicht zurückgekommen. Sie ist abgehauen.«
Märtha blieb die Luft weg. Ihr Hände zitterten, und ohne dass sie es merkte, kleckerte ihre Grütze auf den Tisch.
55
»Kennst du eine Frau mit krausem Haar, die Kaugummi kaut?«
Der Barkeeper des Grand Hotels hielt Petra an, die mit ihrem Putzwagen auf dem Weg zum Fahrstuhl war. Sie putzte gerade die Flaggensuite und hatte nur noch den Boden zu wischen. Sie blieb stehen. Frau mit krausem Haar?
»Klingt nicht nach jemandem aus meinem Freundeskreis.«
»Die Frau muss ungefähr Mitte dreißig gewesen sein. Sie interessierte sich fürs Putzen und fragte nach einem Praktikum. Ich habe sie an die Hausdame verwiesen.«
»Warum ist sie nicht direkt zu ihr gegangen?«
»Viele fragen zuerst in der Bar nach. Sie fragte mich, wie es sei, hier im Hotel zu arbeiten, und ob ich wüsste, wer hier putzt.«
»Ganz schön neugierig.«
»Sie wollte gern direkt mit jemandem vom Personal sprechen, deshalb dachte ich, falls du vielleicht …«
»Vergiss es. Ich habe wieder Prüfung. Sie kann mit einer anderen sprechen.«
»Vielleicht war das dumm von mir, aber ich habe ihr deinen Namen genannt. Weil du mit Menschen so gut umgehen kannst.«
»Dann schick sie zu einer Kollegin, wie gesagt. Sorry.«
Petra stieg in den Fahrstuhl und überlegte auf dem Weg nach oben, wer diese kraushaarige Frau gewesen sein konnte. Dann zuckte sie mit den Schultern, schob den Putzwagen in die Suite und holte den Staubsauger heraus. Und hatte es schon vergessen.
Liza flitzte aus der U-Bahn und sah sich um. Sie ließ die hellblauen Gebäude der Universität hinter sich und ging auf die Studentenwohnheime zu. In den vergangenen Tagen hatte sie sich unbemerkt in die Wohnungen derer, die im Grand Hotel putzten, hereingeschlichen, aber Bilder hatte sie keine gefunden. Sie wollte schon fast aufgeben, als der Barkeeper ihr von einer Aushilfe erzählte, die Kunstgeschichte studierte. Da hatte sie nachgehakt:
»Wie kann ich sie erreichen? Vielleicht könnten wir uns einen Ganztagsjob teilen?«
Der Barkeeper hatte geantwortet, dass er keine Namen herausgebe, doch sie hatte bereits seine Blicke registriert. Das Übliche. Er sah ihr mehr in den Ausschnitt als ins Gesicht. Ohne zu zögern, bat sie ihn um eine Zigarette, trat verheißungsvoll einen Schritt näher und stemmte die Hand auf die Hüfte.
»Kennst du ein gutes Hotel in der Nähe, das nicht so teuer ist?«, fragte sie ihn.
Der Barkeeper putzte das gleiche Weinglas zum zweiten Mal.
»Na ja, es gibt die Jugendherberge, und dann einige günstige Zimmer in den Vororten.«
»Aber die
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