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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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hasse, in verstunkenen Klamotten zu radeln, vom Tisch.
    Ich wiederum habe so viele verschiedene Outfits gekauft, dass wir auf unserer Reise maximal einmal waschen müssten, und das ganz sicher nicht am zweiten Tag. Es scheint auch gar keine Sonne mehr, in die man die Sachen hängen könnte. Isch krieg die Krise!
    Also stehe ich von meinem gemütlichen Bettchen auf und wickele alles einzeln in Handtücher, um es auf diese Weise auszuwringen. Dann hänge ich die Sachen auf Kleiderbügel, öffne die Balkontüre weit und klemme sie in den Durchgang, damit der Wind eine Chance hat, sie trockenzuwedeln. Hausfrauliche Arbeit nach durchradeltem Tage, so hab ich mir das aber nicht vorgestellt!
    Â»So, mein Lieber«, sage ich zu Bruno, »du zahlst heute das Abendessen, Hunger hab ich, lass uns gehen.«
Dieses Städtchen hat eine ganz süße Altstadt mit kleinen, gemütlichen Kneipen und Lokalen. Wir bummeln gemächlich übers Kopfsteinpflaster, an alten Brunnen und entzückenden Häusern vorbei, und entdecken ein Gasthaus mit Terrasse auf einen Platz hinaus. Ich träume von Kässpatzenmit Salat, vorher vielleicht eine Leberknödelsuppe. Auf alle Fälle erst ein kühles allgäuerisches Bier aus der Gegend. Bruno ist sich noch etwas unschlüssig, warten wir erst mal die Karte ab, was sie uns offeriert. Der Tisch ist auch bestens, also, was wollen wir mehr?
    Die Speisekarte kommt – und was soll ich sagen? Es ist ein Italiener, bei dem wir gelandet sind. Nein, also das wollte ich nun wirklich nicht. Spaghetti in Füssen. Welch ein Schock. Aber ich bin zu sehr erledigt, um jetzt noch mal aufzustehen und mir ein einheimisches Lokal zu suchen.
    Im Hotel Zum Hechten angekommen, habe ich noch ein wichtiges und informatives Gespräch mit der Besitzerin bezüglich der morgen geplanten Besichtigung eines der beiden Schlösser. Zeit sollen wir uns nehmen, es wäre nämlich schon noch ganz schön viel los.
    Also stellen wir den Wecker auf 8.30 Uhr, man muss ja auch nicht übertreiben, und mit dem Versuch, wenigstens einen kleinen, mitfühlenden Satz von Bruno über meinen
povero culettino
zu erhaschen, schlafe ich erschöpft, aber glücklich ein.
    Der Wind pfeift durch die Socken, es hat sich eingeregnet, und mir ist grad alles schnurzegal.

Zweite Etappe:
Reichling – Füssen
    zZZZZzzzzz … In seiner ausführlichen fischkundlichen Abhandlung hat Herr Dietrich uns gerade erklärt, dass die Kois Stechmückenlarven fressen und daher ausgezeichnet gegen Stechmücken schützen. Wir können also ruhig schlafen.
    Ich habe mich schon häufig gefragt, was die Stechmücken auf diesem Planeten eigentlich zu suchen haben. Allerdings ist die Tatsache, dass sie das Wasser »reinigen«, indem sie organische Materie und Bakterien eliminieren, bereits ein gutes Motiv, um die Rechte dieser armen Insekten zu schützen, besonders in einer Spätsommernacht. Die Zeiten sind fern, in denen ich mit einer kleinen Plastikschaufel in der Luft herumgefuchtelt und versucht habe, sie zu treffen, wobei die Biester ihr fast immer entkommen und kurz darauf zurückgekehrt sind, um mich mit ihrem zZZZzzzz zu ärgern.
    Jutta hat beschlossen, dass wir auch heute Nacht – wie übrigens in allen Nächten, seit ich sie kenne – bei offenem Fenster schlafen. Todmüde lösche ich die Lampe auf dem Nachttisch und schmiege mich in ihre Arme. Ein bläulicher Widerschein aus dem Garten erhellt unser gemütliches Schlafzimmer. Ich bin gerade im Begriff, die Augen zu schließen, und habe nicht mal die Armbanduhr abgenommen, deren Leuchtzeiger auf 21.45 Uhr stehen.
Es folgt eine Minute Aneinandergeschmiegtsein, dann dreht Jutta sich auf die andere Seite. Mein Dreitagebart scheint ihre zarte Haut zu kratzen, doch das ist bloß die übliche Entschuldigung, um mich nicht schnarchen hören zu müssen. Um 21.46 Uhr schnarcht dann aber sie. Und wie! Der Sekundenzeiger eilt unterdessen mit großen Schritten auf die siebenundvierzigste Minute zu. Ich starre auf die Zahl und denke an die
Smorfia Napoletana,
ein Traumdeutungsbuch, das alle möglichen Traumsymbole und die ihnen entsprechenden Zahlen enthält, die aufgrund der Traumdeutung im italienischen Lotto gespielt werden, und in dem die Siebenundvierzig dem »lachenden Toten« entspricht.
    Ich hebe den Blick von dem frischen Laken, das uns einhüllt,

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