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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Welt steht auf dem Spiel. Bis heute haben Sie gegenüber den Bewohnern der Erde höchst verantwortungsvoll gehandelt. Ich bin überzeugt, daß Sie Ihre Arbeit ohne übermäßige Einmischung meinerseits fortsetzen könnten.«
    »Moment, Sie haben doch dieses verdammte Gymkhana veranstaltet, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Aber Ihnen muß doch klar gewesen sein, daß ich es mir nicht nehmen ließe, mich an Philip Wilcox zu rächen. Deswegen wäre es beinahe zu einem Flugzeugabsturz gekommen.«
    »Das war ein Risiko, das ich eingehen mußte. Wenn Sie noch länger in Elizabeth Ayres verliebt gewesen wären, hätte das ernsthafte Auswirkungen auf internationaler Ebene nach sich gezogen. Ich mußte einfach sichergehen, daß so etwas nicht passieren konnte. Desgleichen ist es von größter Wichtigkeit, daß ich Sie von dem noch immer anhaltenden Zustand des Verliebtseins in meine Tochter Ortlinde abbringe. Denn das Liebessyndrom ist nicht gerade eine Verfassung, in der sich ein Ringträger längere Zeit befinden sollte.«
    »Ich weiß, ich weiß«, murmelte Malcolm. »Das habe ich alles schon mal gehört.«
    »Dann ist Ihnen ja wohl auch klar, daß man die Beendigung dieses unglückseligen Verhältnisses vorantreiben muß. So einfach ist das, Mister Fisher.«
    Malcolm brach in ein lautes Lachen aus, das viel länger anhielt, als es die Bemerkung der Göttin rechtfertigte.
    »Sie werden selbstverständlich beteuern, Sie hätten die Sache gar nicht in der Hand, was eine ganz natürliche Reaktion wäre«, fuhr Erda fort. »Aber damit betrügen Sie sich nur selbst.«
    »Ach, wirklich?« Malcolm wandte sich ab und zählte bis zehn. »Warum entpuppt sich eigentlich jede Frau, die ich heutzutage treffe, als irgendeine Göttin oder so was?« fragte er schließlich. »Sie sind eine Göttin, Ortlinde ist eine Göttin, wahrscheinlich ist sogar die Haushälterin eine Göttin.«
    »Da irren Sie sich«, widersprach Erda.
    »Na prima! Hören Sie, das ist mir alles egal, ich will nur meine Ruhe haben.«
    Doch Erda fuhr unbeirrt im gleichen bedächtigen Tonfall fort, wie man ihn von der telefonischen Zeitansage kennt. »Korrigieren Sie mich bitte, falls ich mich irren sollte, aber Sie haben sich doch in erster Linie zu meiner Tochter hingezogen gefühlt, weil Sie der Überzeugung waren, sie sei eine ganz normale, gewöhnliche Sterbliche und keine Göttin. Für einen Menschen ist das eine dem Instinkt geradezu zuwiderlaufende Reaktion, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Denn an der menschlichen Liebe scheint mir gerade das Alltägliche zu sein, daß der Liebende seine Geliebte in gewisser Hinsicht für göttlich hält.«
    So sah also Erdas Vorstellung von einem Witz aus, stellte Malcolm mit Schaudern fest. Nach einer Lachpause, die nicht vom erwarteten Erfolg gekrönt war, setzte die Göttin ihre Ausführungen fort.
    »Nachdem nun durchgesickert ist, daß es sich bei Ortlinde keineswegs um eine Sterbliche, sondern vielmehr um eine Göttin handelt, müßte Ihre Zuneigung logischerweise nachlassen. Sie könnten natürlich behaupten, Ortlinde würde Sie ebenfalls lieben …«
    »Ach, das ist Ihnen also doch aufgefallen, wie?«
    »Allerdings. Aber Ortlindes Gefühle für Sie sind lediglich das Ergebnis wirren Denkens und grundlegender emotionaler Probleme, die inzwischen, so fürchte ich, ein solches Ausmaß angenommen haben, daß ihr selbst der fähigste Analytiker nicht mehr helfen könnte. Indem Sie Ihre gegenseitige Zuneigung vertiefen, bewirken Sie lediglich eine weitere Verschlimmerung von Ortlindes seelischem Zustand. Also, Mister Fisher – wenn ich vielleicht kurz mal unsachlich werden darf –, falls Ihnen meine Tochter wirklich etwas bedeutet, dann müssen Sie aufhören, sie zu lieben. Zudem liegt es ja auch in Ihrem Interesse, von dieser Beziehung Abstand zu nehmen, da Sie Ihrem eigenen seelischen Zustand – der, das brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen, beileibe nicht zufriedenstellend ist – ebenfalls beträchtlichen Schaden zufügen.«
    Zum erstenmal hatte Malcolm mit Wotan Mitleid. Sich so etwas den lieben langen Tag anhören zu müssen, stellte wirklich die Geduld jedes Gottes auf eine harte Probe.
    »Mein Mann war genauso verrückt wie Sie«, fuhr Erda fort. »Sein Fall müßte Ihnen übrigens äußerst anschaulich die Gefahren illustrieren, die mit dem Eingehen einer ernsthaften Beziehung verbunden sind, wenn das geistige Gleichgewicht gewissermaßen gestört ist. Um es kurz zu machen, Mister Fisher, es ist unbedingt

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