Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
rede!« fauchte sie ihn wütend an, weil Malcolm die ganze Zeit über auf seine Schuhe blickte, allerdings nur um zu sehen, mit welchem Modell ihn der Tarnhelm ausgestattet hatte.
    »Hast du etwa vorhin mein Gespräch mit Ortlinde belauscht?« fragte er ebenso wütend.
    Floßhilde setzte sich ins Ufergras und kämmte sich das lange Haar mit einem Elfenbeinkamm, den ihr vor vielen Jahren Erik Blutaxt geschenkt hatte. »Nein«, antwortete sie. »Ich weiß mit meiner Zeit wirklich Besseres anzufangen, als mir derartigen Blödsinn anzuhören.«
    Malcolm setzte sich neben sie. »Also gut, dann erzähl weiter. Ich höre dir auch zu.«
    »Ich bin zu Wotan gegangen, um mit ihm zu sprechen«, berichtete Floßhilde, während sie den Kamm beiseite legte. »Ich habe versucht, Wotan zu überreden, Ortlinde zurückzuholen. Aber er hat behauptet, das könne er auf keinen Fall. Ich weiß wirklich nicht, ob er nun die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Wenn du mit ihr weggehst, wirst du jedenfalls furchtbar unglücklich werden, ehrlich. Und selbst wenn alles klappt, du ihr den Ring schenkst und sie ihn annimmt und so weiter …«
    »Woher wissen das eigentlich alle?« fragte Malcolm verbittert. »Du mußt uns vorhin belauscht haben.«
    »Das wissen alle, weil es eben im Moment das wichtigste Thema überhaupt ist«, erwiderte Floßhilde ernst. »So einfach ist das. Was erwartest du denn? Ob es dir nun paßt oder nicht, du hast es jetzt mit den Göttern zu tun. Ich weiß, daß du uns nicht besonders magst, aber wir sind nun mal wichtige Leute. Zerbrich dir doch nicht den Kopf über die Welt und solche Sachen. Mir jedenfalls sind diese alberne Welt und der Ring und überhaupt alles völlig egal. Wenn du mit Ortlinde weggehst, gehst du ganz sicher vor die Hunde. Sie macht dich todunglücklich, das weiß ich genau.«
    Floßhilde versuchte, sich geistig zu öffnen, um Malcolm das Lesen ihrer Gedanken zu erleichtern, aber anscheinend war er daran gar nicht interessiert.
    »Woher, verdammt noch mal, willst du das denn wissen?«
    »Weil du nicht der Typ dafür bist. Du glaubst, du liebst sie, aber das stimmt nicht. Du glaubst, nur weil sie dich liebt, müßtest du sie auch lieben. So kann das gar nicht klappen.«
    »Du redest vielleicht einen Stuß zusammen! Das ist doch alles überhaupt nicht wahr.«
    »Jetzt halt mal die Klappe und hör mir zu, ja? Du verstehst gar nicht die Bedeutung des Worts ›Liebe‹. Das ist nicht der gewaltige romantische Gefühlsorkan, den du dir darunter vorstellst. Du hast Ortlinde gesehen, dich in sie verliebt, und dann bist du richtig gefühlsduselig geworden. Das ist alles völlig albern, so entsteht doch keine Liebe. Du weißt noch nicht mal das Wichtigste von ihr. Wie könntest du auch? Schließlich hast du ja seit eurer ersten Begegnung keine zwei Sätze aus ihr herausbekommen. Was wollt ihr beiden denn in der übrigen Zeit miteinander anfangen? Rumsitzen, auf eure Schuhe glotzen und euch verzweifelt bemühen, ein Gespräch in Gang zu bringen? Ihr denkt, ihr wärt ineinander verliebt, aber ihr macht euch selbst was vor. Ortlinde glaubt, verliebt zu sein, weil sie immer wie ein verschimmeltes Stück Käse behandelt worden ist, und dann kommst du daher, dem Aussehen nach Siegfried selbst und gleichzeitig der wichtigste Mann der Welt, und fängst an, sie regelrecht anzuhimmeln. Dabei hast du dich nur deshalb in sie verliebt, weil sie eben da war und du sie für ein menschliches Wesen gehalten hast – darum hat sie doch für dich überhaupt erst gezählt. Hier bin ich, hast du gedacht. Mich liebt ein echtes, lebendes Mädchen, keine Göttin oder Wassernymphe. Hurra, ich bin kein Versager, keine Null und keine Schlafmütze, jetzt wird geheiratet!«
    »Bist du endlich fertig?«
    »Nein. Du bist dumm, albern und auch noch romantisch veranlagt. Du hast es wirklich verdient, dein Leben lang unglücklich zu sein. In welcher Welt glaubst du eigentlich zu leben? Du taugst wirklich zum Umgang mit Göttern und Feen. Aber in der realen Welt hast du keine Chance!«
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Du hältst dich wohl für einen starken und tollen Typen, was? In Wirklichkeit bist du so blind wie eine Fledermaus. Die führen dich alle nur an der Nase herum. Das sind deine Feinde, kapierst du das denn nicht? Das alles ist Wotans großartiger Plan, und du bist ihm geradewegs in die Falle getappt. Ich dachte, du hättest mehr auf dem Kasten, aber da habe ich mich wohl gründlich geirrt.«
    Malcolm versuchte erst gar nicht, diese

Weitere Kostenlose Bücher