»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
stellt sich oft erst in letzter Minute heraus, ob in der nächsthöheren Klasse etwas frei ist. Haben Sie also ein bisschen Geduld, wenn der Mitarbeiter am Schalter Sie bittet, erst einmal im Terminal zu warten. Wenn das nicht funktioniert, wenden Sie sich einfach an einen von uns, dann können wir immer noch fragen, ob jemand mit Ihnen tauschen möchte. Und vergessen Sie nicht, die Sitzreihen von Ihrem Platz zum nächsten Notausgang oder -fenster zu zählen. Sollte tatsächlich etwas passieren und in der Kabine das Licht ausgehen, können Sie sich leichter vortasten und sich in Sicherheit bringen.
Während die Passagiere in aller Regel die größte Angst vor Turbulenzen haben, fürchten wir Flugbegleiter nichts so sehr wie Auseinandersetzungen an Bord. Für uns ist es keine große Sache, den Dienst zu verweigern oder einen Passagier aus der Maschine zu werfen. Wir haben keine Lust, Unruhe zu stiften, aber manchmal geht es nun mal nicht anders. In 12 000 Meter Höhe gibt es weder Feuerwehr noch Polizei, deshalb versuchen wir, potentielle Probleme noch vor dem Start in den Griff zu bekommen.
Bestimmt ist es nichts Neues für Sie, dass manche Passagiere dazu neigen, Ärger zu machen, wenn sie ein paar Gläser zu viel intus haben, oder? Dass Menschen in großer Höhe deutlich betrunkener wirken als am Boden, liegt daran, dass sich der Sauerstoffgehalt im Blut verringert und der Alkohol so eine wesentlich stärkere Wirkung zeigt. Betrunkene Passagiere stellen zwar in aller Regel kein Sicherheitsrisiko dar – es sei denn, sie ziehen eine Neun-Millimeter-Waffe und drohen, die gesamte Crew abzuknallen, so wie dieser betrunkene Fluggast auf einem Rückflug von Kuba –, trotzdem besteht die Gefahr, dass sie Randale machen. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb die FAA verbietet, offensichtlich alkoholisierte Personen an Bord zu lassen. Lässt sich eine Airline dabei erwischen, dass sie es wissentlich trotzdem tut, bekommt sie eine saftige Strafe aufgebrummt.
Kommt ein Passagier an Bord und trompetet: »Los, Leute, hoch die Tassen. Jetzt trinken wir erst mal einen!«, liegt es auf der Hand, in welchem Zustand er sich befindet. Weitaus schwieriger ist es mit den leisen, unauffälligen Trinkern, die sich nur einen Pappbecher voller Eis bestellen. Das lässt darauf schließen, dass sie irgendwo heimlich ein Fläschchen gebunkert haben. Wie Barkeeper sind auch wir dafür verantwortlich, wenn ein Passagier mit ein paar Drinks zu viel von Bord geht und ihm später etwas zustößt. Deshalb gestatten wir grundsätzlich niemandem, die mitgebrachten alkoholischen Getränke an Bord zu konsumieren, spendieren bei einer Verspätung nicht automatisch einen Gratisdrink und schieben sofort einen Riegel vor, wenn jemand offenkundig einen im Tee hat.
Natürlich können wir nicht genau kontrollieren, wer wie viel trinkt, deshalb kommt es vor, dass uns der eine oder andere durch die Maschen schlüpft. Beispielsweise der füllige First-Class-Passagier, der nach ein paar (eigentlich nicht sooo vielen) Whisky-Cola in die Bordküche getaumelt kam und die übriggebliebenen Krabbenschwänze (sprich: Abfall) von den Tabletts pflückte, die wir gerade in den Schränken verstauen wollten. Oder die ältere Dame, die sich innerhalb einer Stunde gleich vier Wodka hinter die Binde goss. Ich hatte keine Ahnung, dass meine Kollegin ihr gerade erst einen Doppelten serviert hatte, als sie mich stoppte und um »zwei dieser niedlichen kleinen Fläschchen« bat. Als wir merkten, was wir angerichtet hatten, hatte unsere verrückte kleine Oma bereits angefangen, die gesamte Holzklasse mit dem Wasser aus der Bordtoilette zu taufen. Und als meine Kollegen dann versuchten, sie zu einem anderen Platz zu führen (in der Nähe der Bordküche, damit wir sie besser im Auge behalten konnten), schrie sie etwas, das ich an dieser Stelle lieber nicht wiederholen möchte. Nur so viel: Es hatte damit zu tun, dass einer meiner Kollegen schwul war. Ich kann nicht sagen, wer mich mehr verblüffte, das irische Großmütterchen, das schimpfte wie ein Rohrspatz, oder mein Kollege, der auch nach der Landung ruhig und entspannt wirkte. Ganz besonders gern habe ich übrigens Passagiere, die die Fächer vor ihren Sitzen (ihr eigenes oder das ihres Nachbarn) als Kotztüte benutzen. Und diejenigen, die sich in der, wohlgemerkt einzigen, Bordtoilette der First Class einschließen und nie wieder herauskommen.
Ein auffallend hübsches, minderjähriges Mädchen, das offenbar fest
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