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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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entschlossen war, die männlichen Passagiere um sie herum zu beschwatzen, ihr einen Drink zu spendieren, drehte unbeschwert ihre Runde, bis eine meiner Kolleginnen sie in der Bordküche zur Rede stellte. Prompt holte die Kleine aus und verpasste meiner Kollegin eins auf die Nase. Keine Ahnung, wie ich an ihrer Stelle reagiert hätte, aber meine Kollegin, eine zierliche junge Puerto Ricanerin, fackelte nicht lange und schlug zurück. Leider darf ich Ihnen nicht verraten, wie die Sache ausgegangen ist, nur so viel: Mir blieb der Mund offen stehen. Die Kleine hatte sich offensichtlich mit der falschen Flugbegleiterin angelegt.
    Mein absoluter Lieblingssuffkopf war ein Mann in feinstem Zwirn, der mit einer geöffneten Flasche Hochprozentigem an Bord wankte und sich ausgerechnet auf einen Platz vor dem Notausgang fläzte. Ich bat ihn, mir die Flasche auszuhändigen, doch statt zu gehorchen, kippte er den Inhalt in einem Zug hinunter und rülpste mir ins Gesicht. Und dann wollte er einen Streit vom Zaun brechen, weshalb Passagiere keine alkoholischen Getränke mit an Bord bringen dürfen. Als ich ihn daran erinnerte, dass man so gut wie keinen öffentlichen Raum mit einer geöffneten Flasche betreten darf, wurde er ohnmächtig und knallte mit dem Gesicht auf den Klapptisch.
    Aber betrunkene Passagiere sind nicht unser einziges Problem. In San Francisco wurde ein Flugsteigmitarbeiter gerufen, um eine Passagierin von Bord zu bringen, die bereits während des Boardings so daneben war, dass sie nicht einmal ohne Hilfe den Gang entlanggehen konnte, geschweige denn ihren Sitz finden. Dass sie so von der Rolle war, hatte ganz bestimmt damit zu tun, dass dies ein Nachtflug nach New York war. Da Passagiere bei vollem Bewusstsein sein (und Schuhe tragen) müssen, wenn sie an Bord kommen, musste die Frau die Maschine wieder verlassen und auf einen Flug am nächsten Morgen gebucht werden – allerdings musste sie bis dahin ihre Schuhe wiederfinden. Schlaue Passagiere warten bis zum Abflug, ehe sie ein Schlafmittel einnehmen. Und wir Flugbegleiter sind ihnen sehr dankbar dafür, da bis zum Zeitpunkt des Abhebens jederzeit ein technisches Problem auftreten kann, das uns zwingt, zum Gate zurückzukehren und aus der Maschine zu steigen. Es ist schon schwer genug, jemanden zu wecken, der sich zwei Beruhigungstabletten mit ein paar Drinks an der Flughafenbar eingeworfen hat, ohne ihm noch zusätzlich erklären zu müssen, wo er ist und wieso er die Maschine verlassen muss. Hätte der Rucksacktourist, der bereits während des Boardings völlig weggetreten war, die Ansage des Kapitäns, dass es eine dreistündige Verspätung geben werde, nicht verpennt, wäre er nicht völlig von den Socken gewesen, als er wieder zu sich kam und feststellte, dass die Maschine am Gate stand – wow, das ging aber schnell ! Er dachte, wir seien gerade gelandet. Ich war diejenige, die ihm an der Tür beibringen musste, dass wir noch nicht einmal losgeflogen waren. Seufzend schlurfte er zu seinem Platz zurück und warf die nächste Pille ein.
    Flugbegleiter verfügen über bemerkenswerte Fähigkeiten, aber selbst wir können keine halbe Maschine voll schlaffer, orientierungsloser Nudeln an den Knöcheln durch eine rauchgefüllte Kabine ziehen und über die Notrutsche hieven. Ich weiß, das ist kaum vorstellbar, aber leider ist es so.
    Und dann sind da ja noch die schlaffen Nudeln, die grau und kalt werden. Diejenigen, die sich … na ja, »nur ein bisschen ausruhen«, falls irgendjemand fragt. Ich muss es so ausdrücken, denn offiziell stirbt ja niemand in einer Maschine, völlig egal, wie kalt der- oder diejenige bereits ist. Stirbt ein Passagier, gilt er so lange als »nicht ansprechbar«, bis ein Arzt ihn offiziell für tot erklärt hat. Vor dreißig Jahren fiel meiner Freundin Vicky, die noch nie einen Todesfall an Bord erlebt hatte, ein Mann auf, der unübersehbar schlief (zwinker, zwinker). Um die anderen Passagiere nicht zu beunruhigen, stellte sie einen Gin Tonic und eine offene Tüte Nüsse auf den Klapptisch vor ihm. Wie ich Vicky kenne, plauderte sie sogar ab und an mit ihm. Bis heute behauptet sie steif und fest, sie habe ihn an seinem Drink nippen sehen.
    Aber nicht alle meistern Todesfälle so souverän wie Vicky. Beim Landeanflug bemerkte eine meiner Sun-Jet-Kolleginnen, dass die Rückenlehne eines Passagiers nicht hochgestellt war. Sie trat zu ihm und bat ihn, sie zurückzuklappen, musste jedoch feststellen, dass der arme Mann nicht mehr in der

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