»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
Passagiere auf meiner Seite das Pech (oder Glück), dass auf meinem Namensschild keine fremden Landesflaggen aufgedruckt sind. Einmal ging mir ein Fluggast beinahe an die Gurgel, nur weil ich kein Spanisch sprach (zumindest soweit ich es verstanden habe). Mit meinem »Flugzeugspanisch« konnte ich gerade »No com-pren-de« stammeln, während ich ihm mit einem strahlenden Lächeln ein Glas naranja ohne Eis reichte (was heißt noch mal Eis?). Es ist viel einfacher, weiter zu lächeln, wenn man kein Wort von dem versteht, was einem gerade an den Kopf geworfen wird.
Aber selbst wenn Passagiere Englisch sprechen, kommt es manchmal zu überaus peinlichen Momenten. Ein Passagier bestellte bei meiner Freundin und Kollegin Vicky ein »Mösli«. Er bekam, was er vermutlich wollte: ein Schälchen Müsli. »Ein Mösli, bitte sehr, Sir«, erklärte sie mit einem strahlenden Lächeln. Ich musste hingegen fünf Mal nachfragen, bis ich begriff, dass sich die Dame vor mir nach Knackwürsten erkundigte, als sie nach einer »Kackwurst« fragte. Ich teilte mit, dass wir weder das eine noch das andere servieren würden, nur für alle Fälle.
Dann gibt es noch die Geschichte von dem indischen Ehepaar an Bord. Der Mann drückte den Rufknopf und zeigte, als die Flugbegleiterin zu ihm trat, hektisch auf den Knopf mit dem Strichmännchen-Piktogramm über seinem Kopf. Er beschwerte sich bitter, er habe schon die ganze Zeit die Flugbegleiterin »angefasst«, weil seine Frau doch Gemüse sei, genauso wie er selbst: Es stellte sich heraus, dass sie beide Vegetarier waren und die fleischlose Mahlzeit bestellt hatten.
Regelrechte Alpträume dürfte Ihnen diese Geschichte bereiten: Irgendwann um 1999 saß ich auf dem Flug von New York nach Caracas im Cockpit und hörte einen Fluglotsen über Funk irgendetwas durchgeben. Sein Akzent war allerdings dermaßen ausgeprägt, dass ich beim besten Willen nicht verstand, wovon er redete. Der Kapitän griff nach einem Ding, das wie ein CB -Funkkopfhörer aussah, antwortete etwas auf Englisch und drehte an ein paar Knöpfen herum. Dann wandte er sich wieder mir und unserer Unterhaltung zu.
»Wie um alles in der Welt verstehen Sie, was die da sagen?«, fragte ich.
»Tue ich gar nicht«, antwortete er. »Ich bin die Strecke nur schon so oft geflogen, dass ich genau weiß, was ich tun muss.« Etwas an seiner tiefen, sonoren Stimme sowie ein Blick in seine dunkelbraunen Hundeaugen bewog mich, keine Sekunde an seinen Worten zu zweifeln. Bis zum heutigen Tag bin ich nicht sicher, ob seine Erklärung ernst gemeint war …
Aber auch im Umgang mit attraktiven Männern aus fremden Ländern kann die Kommunikation so einige Probleme verursachen. Mag sein, dass der eine oder andere mir hier nicht zustimmt, aber ich finde es wichtig, dass man seinen Partner genau versteht. Es ist schon schwer genug, darauf zu vertrauen, dass er nicht gerade mit seinen holländischen Freundinnen über einen herzieht, während man mit ihm und seinen Leuten am Tisch sitzt. Wenn so etwas passiert, ist es nicht ratsam, zu viel Wein zu trinken und dann ihren Akzent zu imitieren oder, schlimmer noch, so zu tun, als hätte man jedes Wort ihrer Unterhaltung genau verstanden, und sie anmotzt, nur weil man sich ausgeschlossen fühlt! Ich bitte Sie, lernen Sie aus meinen Fehlern! Belegen Sie so schnell wie möglich einen Fremdsprachenkurs oder gehen Sie ausschließlich mit Männern aus, die dieselbe Sprache sprechen wie Sie!
Ebenfalls problematisch für eine Beziehung kann sich die Zeitverschiebung auswirken. Stellen Sie sich vor, Sie landen in einer tollen Stadt, die Sie wohl kaum so schnell wieder (falls überhaupt) besuchen werden, weil Sie noch nicht lange genug dabei sind, um diese Strecke in absehbarer Zeit wieder zugeteilt zu bekommen. Und dann lassen Sie sich die Gelegenheit entgehen, alles zu nutzen, was sie – beziehungsweise Ihr Date – zu bieten hat. Dabei muss der Typ noch nicht einmal im Ausland wohnen. Kalifornien kann sich für eine New Yorker Flugbegleiterin als genauso schlimm erweisen wie Europa! Ich kannte einen Mann in Los Angeles, der es sich nicht nehmen lassen wollte, mich direkt nach der Landung abzuholen. In Kalifornien war es neun Uhr früh, und ich war seit drei Uhr früh seiner Zeit auf den Beinen. Als ich gestand, ich würde mich gern eine Weile hinlegen und ein Nickerchen machen, bevor ich mich mit ihm auf seinem Boot traf, dachte er, mir liege nichts an ihm, und fuhr ohne mich hinaus. Er rief mich nie wieder
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