»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
an. Von einem anderen Mann aus San Francisco ließ ich mich weichklopfen, ruinierte aber prompt unseren Ausflug ins Napa Valley, weil ich mich für nichts anderes als ein Bett (und zwar ohne ihn drin) begeistern konnte, und machte damit unser erstes Date zu unserem letzten. Mit Männern am anderen Ende der Welt ist es noch zehnmal schlimmer.
Der allergrößte Vorteil an Inlands- und Kurzstreckenflügen im Allgemeinen ist meiner Meinung nach, dass man ausreichend Schlaf bekommt. Können Sie sich vorstellen, nach einem elfstündigen Brasilien-Flug eine elfstündige Pause einzulegen, bevor es wieder zurück nach Hause geht? Sechsunddreißig Stunden, ohne ein einziges Mal Tageslicht zu sehen? Dieses Programm absolvieren heutzutage sehr viele Flugbegleiterinnen. Ich finde, es sollte verboten werden, dass der Layover gleich lang oder sogar kürzer ist als die eigentliche Arbeitszeit. Und soweit ich weiß, läuft das außerhalb Amerikas auch tatsächlich anders – was vermutlich ein weiterer Grund dafür ist, weshalb ausländische Flugbegleiterinnen besser aussehen als wir. Sie kriegen schlicht und einfach mehr Schlaf. Wie soll man auch mehrmals pro Woche innerhalb eines einzigen Tages mehrere Zeitzonen überwinden, ohne sich zu fühlen, als wäre man von einem Laster überfahren worden? Ich habe das bislang noch nicht herausgefunden, kenne aber Flugbegleiterinnen, die trotz regelmäßiger Langstreckenflüge nicht in die gefährliche Spirale aus Wein, Schlaftabletten und Koffein geraten sind.
Nicht jeder fliegt gern internationale Routen. Es gibt Flugbegleiterinnen, die einen Jetlag gar nicht gut wegstecken – zum Beispiel ich. Selbst wenn ich auf diese Weise mehrere freie Tage pro Monat am Stück bekomme – was bringt mir das, wenn ich mich an diesen erst wieder von den Strapazen des letzten Dienstes erholen muss? Dabei ist es völlig egal, wie viel Wasser oder Kaffee ich trinke, was ich esse, wie viel Melatonin ich einwerfe oder wie lange ich schlafe. Nach einem Langstreckenflug hänge ich komplett durch und brauche eine halbe Ewigkeit, um meinen Schlafrhythmus wieder neu einzustellen. Manche meiner Kolleginnen stehen am Tag ihres Flugs besonders früh auf, um sich noch einmal hinlegen zu können, bevor sie die ganze Nacht wach bleiben müssen. Mir hingegen fällt es leichter, die Nacht durchzumachen und den darauffolgenden Tag zu verschlafen. Doch was ist das für ein Leben?
Im Gegensatz zu Flugbegleitern mit festen internationalen Routen kann man sich im Bereitschaftsdienst nicht auf einen Langstreckenflug vorbereiten. Mir ist es schon passiert, dass ich mir um Viertel vor zwölf abends die Zähne putzen und zu Bett gehen wollte, als ich auf einen Flug nach London eingeteilt wurde. In so einem Fall ist es wirklich hart, wach zu bleiben, vor allem, wenn man acht Stunden lang in einer stockdunklen Kabine arbeiten muss. Ab und zu ein Auge zuzumachen hilft etwas – zumindest solange nicht das zweite Auge auf die Idee kommt, sich ihm anzuschließen. Und natürlich Kaffee. Bevor ich Flugbegleiterin wurde, habe ich nie Kaffee getrunken, heute schütte ich das Zeug auf manchen Flügen literweise in mich hinein. Wenn uns Fluggäste anpflaumen, weil wir uns während eines Nachtflugs zu laut in der Bordküche unterhalten, kann selbst ich richtig wütend werden. Erstens: Die Bordküche ist mein Arbeitsplatz. Wo soll ich denn hin? Zweitens: Wie, bitte schön, soll ich denn sonst die ganze Nacht wach bleiben?
Auf Flügen von mehr als acht Stunden steht Flugbegleitern eine sogenannte »Crew-Ruhezeit« zu, deren Einteilung sich – wie könnte es anders sein – nach den Dienstjahren richtet. Üblicherweise sind die jüngsten Flugbegleiter gleich am Anfang an der Reihe. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber unmittelbar nach dem Start bin ich eigentlich überhaupt nicht müde. Und dass die US -Airlines im Gegensatz zu den ausländischen keine richtigen Schlafkabinen für die Crew an Bord haben, erschwert das Einschlafen zusätzlich. Meistens müssen wir mit den Passagiersitzen in der letzten Reihe vorliebnehmen. Sie sind zwar für die Crew reserviert, aber ich fühle mich nicht wohl dabei, in Uniform vor den Augen unserer Gäste zu schlafen, selbst wenn es mir offiziell zusteht. Ich stelle mir immer vor, dass sie mich ansehen und denken: Was für ein faules Stück. Sitzt mit offenem Mund da und pennt! Auch wenn es so aussieht, als würde ich mitten während der Arbeitszeit im Sitzen gegen das Seitenfenster gelehnt
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