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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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Problem gibt, fragt sie!« Er lachte. »Woher kommst du, Schätzchen?«
    Georgia setzte das strahlende Lächeln einer Schönheitskönigin auf. »Aus Louisiana.«
    Im selben Moment kam die kratzige Stimme eines Mannes aus dem Funkgerät, die klang, als ob er die letzten zwanzig Jahre in einer Kohlemine Kette geraucht hätte. »Neun null neun.«
    Der Alte drückte auf einen Knopf. »Wir haben hier’n kleines Problem. Sieht so aus, als bräuchte Miss Louisiana den Transporter.« Ohne ein weiteres Wort stieg er wieder ein, schlug die knarrende Fahrertür zu und brauste davon.
    »Was für ein Flegel!«, rief Georgia und starrte zornig den roten Rückscheinwerfern hinterher, wie sie immer kleiner wurden. »Ich hätte gute Lust, den Kerl anzuzeigen.«
    Doch dazu sollte es nicht kommen. Nach einer Weile fuhr ein ramponierter Kombi vor, der dringend eine neue Lackschicht gebraucht hätte. Ohne auszusteigen, öffnete der langmähnige Typ hinterm Steuer per Knopf den Kofferraum und begann mit seinen vergilbten Fingern eine Zigarette zu drehen. Georgia und ich luden unterdessen unser Gepäck ein, es passte gerade so. Als wir auf den Rücksitz kletterten, fiel mir die dunkelblaue Decke ins Auge, die genauso aussah wie die, die an Bord von Flugzeugen ausgegeben werden. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sie sich tatsächlich als Airline-Decke. Sie war auf dem Sitz ausgebreitet worden, um einen tiefen Riss im Leder zu verdecken.
    »Also, wohin soll’s gehen, Ladys?«, fragte er. Der Fahrer hatte einen irischen Akzent und Knopfaugen, die unablässig zwischen der Straße und uns hin- und herschweiften.
    »Beverly Road. In der Nähe von Metro und Lefferts?« Toll. Das klang mehr nach einer Frage als nach der lässigen Ansage, die ich noch in den letzten Tagen der Ausbildung vor dem Badezimmerspiegel geübt hatte. Dabei hatte ich doch gleich nach der Ankunft wie eine richtige New Yorkerin klingen wollen. Der Fahrer nickte, drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch und bretterte los.
    Dank der fundierten Recherchen meiner Mutter wusste ich, dass Kew Gardens, auch bekannt als Crew Gardens, ein Viertel in Queens ist. Dort stehen vorwiegend Einfamilienhäuser jenseits der Millionengrenze, rund um die Metropolitan Avenue und den Lefferts Boulevard – kurz Metro und Lefferts genannt – gibt es aber auch ein paar Apartmentkomplexe und Mehrfamilienhäuser. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich viele jüdische Flüchtlinge aus Deutschland in dieser Gegend niedergelassen, ebenso wie chinesische und russische Einwanderer. Dieses buntgemischte Viertel ist bei Flugpersonal besonders beliebt, weil es ziemlich genau in der Mitte zwischen den Flughäfen LaGuardia und JFK liegt. Da viele Airlines ihre Neulinge in New York stationieren, gibt es dort sehr viele Pendler, und aus diesem Grund wiederum existieren in Kew Gardens zahlreiche Crashpads, wörtlich Sturzpolster. Das sind Flieger- WG s, die sich mehrere Angestellte einer Fluglinie mit gleicher Basis teilen, um sich die Kosten für ein teures Hotel zu sparen. Deshalb sieht man auch zu jeder Tages- und Nachtzeit Piloten und Flugbegleiter ihre Koffer vorbei an Synagogen, Nagelstudios und China-Imbissen über die rissigen Bürgersteige zerren.
    Ich blickte auf die vorbeiflitzenden Neonschilder, von denen einige dringend ein paar neue Glühbirnen hätten vertragen können. Beim Anblick des Jamaica Hospital sank mein Mut. Seit mich meine Schwester vor dem Flugbegleiter-Lehrgang gezwungen hatte, mir Der Prinz von Zamunda mit Eddie Murphy anzusehen, wollte ich unter keinen Umständen in der Nähe des Viertels Jamaica in Queens wohnen. Ich rechnete jede Sekunde damit, Dutzende Obdachloser zu sehen, die sich über brennenden Mülleimern die Hände wärmten. Als wir vom Highway abfuhren, fielen mir die zahllosen schwarzen Müllsäcke ins Auge, die sich mindestens anderthalb Meter hoch am Straßenrand türmten. Wir kamen an etwas vorbei, das wie eine verwaiste Bowlingbahn aussah, ehe wir in eine Straße einbogen, in der sich ein hohes, schmales Einfamilienhaus ans andere reihte.
    Ich konnte mich nicht länger beherrschen und wandte mich an den Fahrer: »Äh … Entschuldigung, Sir, aber sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Klaro«, erwiderte er, was ich jedoch kaum verstehen konnte, weil Sunday Bloody Sunday von U2 aus den Lautsprechern hinter uns plärrte.
    Als wir an einer roten Ampel hielten, trat ein Mann in Anorak und Skimaske mit einem Stapel Magazine in der Hand ans Fahrerfenster.

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