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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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tat ich auch. Der Flug entpuppte sich wider Erwarten nicht als der schlimmste der Welt – auch wenn bei der Menge der Wagen, die mit knappen Anweisungen zu mir nach unten zurückgeschickt wurden, definitiv nicht viel dazu fehlte. Aber jeder hat mal klein angefangen, nicht wahr?
    Während ich mit der DC 10 kämpfte, schlug Georgia sich mit einem fast noch schlimmeren Problem herum: Sie sollte als Purserette in der First Class einen Flug nach Los Angeles absolvieren. Sie war also nicht nur für eine läppische Bordküche, sondern für die gesamte Maschine verantwortlich. Wenn etwas schieflief, musste Georgia sich darum kümmern. Man hatte sie als gewöhnliche Flugbegleiterin für diese Position angefordert – etwas, das die Disposition nur dann tat, wenn kein ausgebildeter Purser verfügbar war. Allein um zum Lehrgang zugelassen zu werden, müssen Flugbegleiter einen regelrechten Auswahlmarathon absolvieren. Und hat man einen der begehrten Plätze ergattert, steht einem ein sehr anspruchsvoller zweiwöchiger Lehrgang ins Haus, den keineswegs alle erfolgreich abschließen.
    Ganz ehrlich, hätte es mich an Georgias Stelle getroffen, ich hätte mich krankgemeldet. Lieber einen Strafpunkt in der Personalakte, als in der zweiten Arbeitswoche eine so große Verantwortung tragen zu müssen. Aber Georgia war noch nie mit dienstälteren Kollegen in einer Großraummaschine geflogen und hatte keinen blassen Schimmer, was ihr bevorstand. Unkenntnis kann ja bekanntermaßen ein echter Segen sein.
    Sie lachte nur, als ich ihr mein Mitgefühl bekundete. »Ich bitte dich, was soll da schon passieren?«
    Mir fiel auf, dass Georgia nach ihrem Flug mit der Anfänger-Crew vor Selbstbewusstsein nur so strotzte.
    Und siehe da, eine halbe Stunde nach dem Start rief eine der älteren Flugbegleiterinnen Georgia in der First Class an und informierte sie darüber, dass zwei Passagiere in der Holzklasse sich wegen der Armlehne zwischen ihren Sitzen in der Wolle hätten. »Du musst herkommen und das regeln!«
    »Soll das ein Witz sein?«, fragte Georgia.
    »Wieso? Soweit ich weiß, bist du doch diejenige, die hier fett absahnt!« Die Frau hatte völlig recht – für ihren Reservisteneinsatz kassierte Grünschnabel Georgia zwei Dollar zusätzlich pro Stunde.
    Georgia, die sich auch in heiklen Situationen nicht aus dem Konzept bringen ließ, strich sich das Haar glatt, zupfte ihre marineblaue Weste zurecht und schritt durch den Gang in der Holzklasse, als wäre er der Laufsteg bei einer Miss-Wahl. Sie ging neben den zwei Streithähnen in die Hocke, genau so hatten wir es in der Ausbildung gelernt. In dieser Position wirken Flugbegleiter weniger bedrohlich, und die Passagiere beruhigen sich in der Regel. In den meisten Fällen wollen sie ja nur, dass ihnen jemand zuhört, völlig unabhängig davon, ob ihr Problem nun gelöst werden kann oder nicht. Also setzte Georgia ihr bezauberndstes Lächeln auf, stellte sich vor und hörte sich geduldig die Argumente beider Parteien an.
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie und sah zuerst den einen, dann den anderen an. »Wieso legen nicht Sie die ersten drei Stunden Ihren Arm auf die Lehne, und die nächsten drei Stunden sind Sie dran? Ich komme später noch mal vorbei und sehe, wie’s läuft, okay?«
    »Okay«, sagten die beiden wie aus einem Mund. Problem gelöst.
    Kaum war Georgia in die Küche der First Class zurückgekehrt, läutete das Bordtelefon erneut. Diesmal war das Problem eine nach hinten geklappte Rückenlehne. Und so ging es weiter, während des gesamten Flugs, aber Georgia meisterte jede Situation mit Bravour. Die nächste Herausforderung, die auf sie wartete, sollte Georgia allerdings weitaus schwieriger wegstecken: Weihnachten stand vor der Tür.

(Un-)Frohe Weihnachten
    Georgia liebte Weihnachten, und es brachte sie fast um den Verstand, dass sie in diesem Jahr die Feiertage nicht mit ihrer Familie verbringen konnte. Es hatte sie schlimm erwischt: Sie litt unter entsetzlichem Heimweh, musste noch geschätzte 184,2 Tage für die Airline arbeiten, bis sie kostenlos nach Hause fliegen durfte, und hatte sowohl an Heiligabend als auch am ersten Weihnachtstag, Silvester und Neujahr Bereitschaftsdienst. Wir waren beide total abgebrannt, lebten mit einer Handvoll Freaks in einem Haus, das man nur als Bruchbude bezeichnen konnte, froren uns fernab der Heimat den Hintern ab und mussten während der Zeit, die doch die schönste des Jahres sein sollte, Dienst schieben. Gerade einmal zwei Wochen waren

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