»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
es unter einer Erkältung, Halsschmerzen oder einer akuten Allergie leidet. Oh, und lassen Sie sich von dem Stinkstiefel in der Reihe vor Ihnen nicht aus der Ruhe bringen.
Nicht nur Kinder leiden, wenn ihnen die Ohren zugehen. Ich habe schon ausgewachsene Männer gesehen, denen vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen. Die meisten Leute wissen, dass Kaugummikauen hilft, ebenso wie regelmäßiges Gähnen während des Landeanflugs. Auf diese Weise werden die eustachischen Röhren ständig geöffnet und ziehen sich wieder zusammen, das sorgt für den Druckausgleich. Wenn Sie ein Knacken hören, wissen Sie, dass es funktioniert. Ein abschwellendes Nasenspray einige Stunden vor dem Flug zu nehmen, ist immer ratsam, wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Nase sei verstopft. Dampf hilft ebenfalls. Früher baten Passagiere häufig um heiße, angefeuchtete Papiertaschentücher, die sie in Styroporbecher gaben und sich dann auf die Ohren drückten. Der heiße Dampf drang ins Innere des Ohrs und erleichterte den Druckausgleich. (Unglücklicherweise zogen sich viele Passagiere Verbrühungen an den Ohren zu, weshalb wir nun keine Becher mehr ausgeben dürfen. Tut mir leid!) Am besten funktioniert die sogenannte Valsalva-Methode: Halten Sie sich, sobald Sie merken, dass Ihre Ohren zugehen, einfach die Nase zu, schließen Sie den Mund und atmen Sie dann behutsam durch die Nase aus. Wenn Sie zu heftig ausatmen, laufen Sie Gefahr, sich das Trommelfell zu verletzen. Wiederholen Sie diese Prozedur in regelmäßigen Abständen bis zur Landung. Am Boden trinken Sie am besten heißen Tee und duschen ausgiebig mit heißem Wasser. Sollten Sie häufiger Probleme mit dem Druckausgleich haben, empfehle ich Einweg-Ohrstöpsel namens EarPlanes, die Sie in der Maschine am besten stets griffbereit halten.
Flugbegleiter können tage-, ja sogar wochenlang unter solchem Ohrendruck leiden. Am Boden fühlt man sich möglicherweise noch wunderbar, doch sobald man in der Luft ist, werden die Schmerzen unerträglich, vor allem, wenn innerhalb eines einzigen Tages verschiedene Ziele angeflogen werden und mehrere Starts und Landungen aufeinander folgen. Ich kenne eine Flugbegleiterin, die trotz einer Erkältung weiter geflogen ist und am Ende nicht nur ihr Hörvermögen auf einem Ohr einbüßte, weil ihr das Trommelfell während eines Flugs platzte, sondern auch noch ihren heißgeliebten Job verlor. Die Besatzung muss in der Lage sein, in Gefahrensituationen reibungslos miteinander zu kommunizieren. Wenn wir nicht hören, wie uns ein Passagier um Hilfe bittet, eine Kollegin nach einem Feuerlöscher ruft oder der Kapitän den Code für eine bevorstehende Evakuierung durchgibt, sind wir nutzlos. Wir sind eben nicht nur dazu da, Getränke zu servieren – wir müssen im Notfall auch Leben retten. Deshalb gilt: kein Trommelfell, kein Job als Flugbegleiter.
Weil sie noch in der Probezeit war (wir hatten gerade einmal Halbzeit), wollte sich Georgia trotz einer starken Erkältung nicht krankmelden. Sie hatte Angst, ihren Job zu verlieren. Als sie also auf einen Flug gerufen wurde, bei dem sie innerhalb eines Tages einen Hin- und Rückflug absolvieren sollte, überlegte sie nicht lange und sagte zu.
»Ich komme schon klar«, versicherte sie mir und putzte sich die Nase. Sie klang definitiv nicht so, deshalb drückte ich ihr eine Schachtel Grippemittel und einen Vorrat an Papiertaschentüchern in die Hand.
Da Georgia davon ausging, dass sie am selben Abend wieder zu Hause sein würde, nahm sie keinen Trolley mit, sondern packte ihre paar Sachen in eine kleine Reisetasche – Flughandbuch, Taschenlampe, Make-up, Küchenhandschuhe, Korkenzieher, Brieftasche und einen Reisemundschutz, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie jemanden mittels Mund-zu-Mund-Beatmung wiederbeleben musste. In der Luft fühlte sie sich in Anbetracht der Umstände ziemlich gut, doch kaum begann die Maschine eine halbe Stunde vor der Landung in Chicago mit dem Sinkflug, änderte sich das schlagartig. Georgia kaute nicht einen, sondern gleich drei Kaugummis auf einmal. Als das nicht funktionierte, gähnte und schluckte sie auf Teufel komm raus, manchmal sogar beides gleichzeitig, während sie die Kabine für die Landung vorbereitete. Auch das brachte nichts, und so hielt sie sich die Nase zu und atmete aus, anfangs leicht, dann immer heftiger, ohne die Passagiere zu beachten, die ihr Pappbecher, Servietten und Zeitungen zum Entsorgen hinhielten. »Tut mir leid, ich kann Ihnen jetzt nicht
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