»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
Vorhersehbare in unserem Leben die Unvorhersehbarkeit ist. Unsere Dienstpläne ändern sich ständig, weshalb es schwierig ist, langfristig zu planen. Wir arbeiten zu den ungewöhnlichsten Tages- und Nachtzeiten, haben wenig Urlaub und so gut wie keine freien Wochenenden. Wir sind oft mehrere Tage am Stück unterwegs und verbringen viel Zeit mit Mitgliedern des anderen Geschlechts in anonymen Hotels. Damit kommen nur sehr wenige Partner zurecht, insbesondere wenn die Beziehung schon vor Beginn der Flugkarriere bestand. Neun von zehn Partnern werden Opfer ihrer eigenen Phantasie und glauben, alle Piloten sähen aus wie Hugh Jackman – dabei sitzen in Wahrheit eher die Danny DeVitos dieser Welt hinterm Steuerknüppel. Sie glauben, die Reihen der First Class seien voller Männer, die nichts anderes im Sinn hätten, als uns auf ihre Privatinseln zu locken, wo wir Champagner schlürften und Kaviar serviert bekämen. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich Einsamkeit in glühende Eifersucht und gipfelt in Wut und Frustration. Irgendwann ist das Maß voll, und es kommt zur Trennung. Entweder Trennung oder Kündigung – einen anderen Ausweg gibt es nicht.
Aus diesem Grund brauchen potentielle Partner einer Flugbegleiterin ein gesundes Selbstbewusstsein und ein gewisses Maß an Unabhängigkeit. Sie müssen ein paar Tage am Stück ohne ihre Liebste auskommen können. Keine von uns will in ihrem Layover-Hotel sitzen und sich mit einem Mann herumschlagen, der ihr am Telefon eine Szene macht. In solchen Momenten sehnen wir uns vielmehr nach Ruhe; schließlich haben wir uns den ganzen Tag um die Bedürfnisse unserer Passagiere gekümmert. Eine Flugbegleiterin braucht einen Partner, der spontan sein und mit Planänderungen in letzter Sekunde gut umgehen kann, weil im Flugalltag häufig etwas schiefläuft. Jake, Jack, Jeff oder wie auch immer er hieß, versprach Georgia hoch und heilig, dass er genau dazu imstande sei. Er schwor, hinter ihr zu stehen, komme, was wolle. Es sei ihm ernst mit ihr, und sie solle sich keine Sorgen machen, alles sei in bester Ordnung, zumindest was ihn angehe.
Seine Beteuerungen konnten sie nicht beruhigen. Er sollte wissen, dass er für sie immer noch an erster Stelle stand. Als Georgia ein paar Wochen später sein Apartment betrat und »Überraschung!« rief, sollte sie jedoch ihr blaues Wunder erleben: Im Kleiderschrank hörte sie eine Frau, die gerade einen Niesanfall bekam. Jeff versuchte noch Georgia abzulenken – aber vergeblich, es war nicht zu überhören. Sie machte auf dem Absatz kehrt und flog nach New York zurück. Sie war am Boden zerstört und weinte sich drei Tage lang die Augen aus. Ich kaufte ihr tonnenweise Eiscreme im Laden um die Ecke und lieh Filme wie Harry und Sally und Thelma und Louise aus. Ich wollte unbedingt verhindern, dass Georgia das Handtuch warf. Nicht wegen eines Mannes. Eine Kündigung wegen eines beschissenen Flugs könnte ich ja noch verstehen, aber wegen eines untreuen Mistkerls – ausgeschlossen! Ich würde dafür sorgen, dass das nicht passierte. Schon allein deshalb, weil ich nicht allein in New York zurückbleiben wollte.
In schwindelnden Höhen
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Flugzeug und wollen sich ein wenig entspannen, als der Knirps, der während der letzten halben Stunde ununterbrochen mit den Füßen gegen Ihren Sitz getreten hat, plötzlich anfängt, wie am Spieß zu schreien. Ihr Kopf fährt herum wie Linda Blairs in Der Exorzist , und Sie werfen den Eltern einen vernichtenden Blick zu. Als das nichts nützt, rufen Sie die Flugbegleiterin und fragen, ob sie vielleicht etwas dagegen unternehmen könne. Dabei zählen Sie die Sekunden bis zur Landung.
Wer ist schuld an so einer Situation? Es sind nicht die Eltern, die ihren Sprössling nicht im Griff haben, es ist der Druck auf den Ohren. Beim Sinkflug der Maschine erhöht sich der Luftdruck in der Kabine, so dass das Trommelfell nach innen gedrückt wird. Da die eustachischen Röhren bei Kindern noch viel enger sind als bei Erwachsenen, sind sie besonders empfindlich, insbesondere, wenn sie gerade eine Ohrenentzündung haben. In solchen Fällen kann es zu erheblichen Schmerzen und vermindertem Hörvermögen bis hin zum vollständigen Hörverlust kommen. Was Eltern dagegen tun können? Lassen Sie Ihr Kind während des Sinkflugs nicht schlafen und geben Sie ihm etwas, woran es nuckeln kann – ein Fläschchen, einen Schnuller oder ein Bonbon zum Lutschen –, und fliegen Sie lieber nicht, wenn
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