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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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Flugbegleiter die übriggebliebenen Speisen zunächst unter sich aufteilen. Danach gehen wir vielleicht ins Cockpit und fragen, ob die Piloten ebenfalls Hunger haben. Wenn ja, bekommen sie eine Vorspeise. Mehr nicht. Bei Jane hingegen kamen die Piloten in den Genuss eines First-Class-Services. Sie reichte ihnen heiße Handtücher, servierte Appetizer, zwei verschiedene Brotsorten und diverse Desserts, sofern sie welche hatte. Deshalb war es auch kein Wunder, dass sie nach der Trennung von ihrem Freund, einem Bergsteiger aus Denver, mit einem Piloten zusammenkam, den sie auf einem Flug nach Denver kennengelernt hatte. Wann immer sie einen Rüffel von einer ihrer Kolleginnen kassierte, weil sie »unser Essen« ans Cockpit verteilte, konterte Jane: »Aber sie können doch nichts dafür, dass unsere Gewerkschaft zu schwach ist, um anständige Konditionen für uns auszuhandeln.« Das war ein Argument. Auf Inlandsflügen waren Mahlzeiten für das Personal nicht vorgesehen.
    Vor dem 11. September spendierte unsere Fluggesellschaft auf kürzeren Strecken sogenannte »Snack-Pakete« anstelle von richtigen Mahlzeiten – eine winzige Dose Thunfisch, eine Handvoll Cracker mit Mayonnaise, einen Brownie und den kleinsten Apfel, der jemals auf amerikanischem Boden gezüchtet worden ist. Nach dem 11. September wurde diese ja eh schon nicht gerade üppige Essensration komplett gestrichen, während die Piloten nach wie vor die Crew-Mahlzeit serviert bekamen. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten sich während einer Zwölf-Stunden-Schicht von trockenem Weißbrot und Mineralwasser ernähren und den Piloten ein saftiges Steak mit einer Folienkartoffel, Gemüse und einem kleinen Stück Käsekuchen als krönendem Abschluss servieren. Uns Flugbegleitern blieb nichts anderes übrig, als uns etwas von zu Hause mitzubringen – was auf einem mehrtägigen Trip nicht ganz einfach ist. Das ärgerte viele, und deshalb war Janes Großzügigkeit alles andere als an der Tagesordnung.
    Jane war ganz klar ein Unikat, genau wie die Bude, in der ich dank ihr nun wohnte. Abgesehen davon, dass sie geradezu nach einer frischen Schicht Farbe schrie, stach sie auch in anderer Hinsicht aus den liebevoll gepflegten Wohnhäusern in unserer ruhigen, von Bäumen gesäumten Straße hervor. Die drei schiefen Treppenstufen waren voller Risse, und ein wildwuchernder Strauch blockierte die Sicht auf den vorderen Raum, den ehemaligen Wintergarten, aus dem Yakov ein weiteres Schlafzimmer gemacht hatte. Die anderen Häuser in der Nachbarschaft hatten alle denselben Grundriss. Vielleicht verbrachte unser Nachbar, ein neugieriger älterer Mann, deshalb den Großteil des Tages damit, genau auf diesen ausladenden Strauch zu starren. Er war das einzige Hindernis, das den Blick in dieses Haus voll hübscher junger Frauen, einem dubiosen russischen Taxifahrer und einem ständig kläffenden Bordercollie versperrte. Manchmal kam er auch heraus und tat so, als würde er die Zeitung (seines Nachbarn) holen, die Mülltonne an die Straße stellen (obwohl die Müllabfuhr an diesem Tag gar nicht kam) oder den Rasen sprengen (obwohl es gerade erst geregnet hatte) – nur um einen Blick auf uns zu erhaschen. Wenn wir ihn sahen, lächelten wir und winkten, aber dann machte er stets auf dem Absatz kehrt und verschwand im Haus. Die Armee an blauen Polyesteruniformen und Rollköfferchen war ihm offenbar nicht Hinweis genug, weshalb er sich gezwungen sah, die Polizei über »dieses Bordell« nebenan zu informieren. Also standen irgendwann zwei Beamten vor unserer Tür, um zu sehen, was hier vor sich ging. Mir entging nicht, wie der eine, ein durchtrainierter Glatzkopf, Tricia, einer zierlichen Blondine mit Körbchengröße Doppel-D aus Mississippi, in die Augen sah und meinte: »Bitte rufen Sie mich jederzeit an, wenn Ihr Nachbar Ihnen weiterhin das Leben schwermacht. Oder wenn Sie sonst etwas brauchen sollten.«
    Unser Nachbar war nicht der Einzige, den unsere häusliche Situation aus dem Konzept brachte. Dem Techniker von der Kabelfirma fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich in meinem kurzen schwarzen Morgenrock, rosa Fellpantoffeln und zerzaustem Haar die Tür öffnete und ihn bat, bitte ganz leise zu sein, weil die anderen Hausbewohnerinnen noch schliefen.
    »Wir haben alle die ganze Nacht gearbeitet«, fügte ich hinzu. Es war zwei Uhr nachmittags. In diesem Moment kam Tricia in einem nahezu durchsichtigen Negligé und einer Schlafbrille im Haar die Treppe herunter. Ich sah dem

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