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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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nicht so, dass das Ende unserer Beziehung auch meinen Sozialkontakten den Todesstoß versetzt hätte. Doch ein Paar zu sein, ist für die Gesellschaft Alibi genug zur Erklärung, wie man seine Zeit verbringt. Ich überlege, ob ich für den Termin der nicht stattfindenden Hochzeit ein Wochenende allein in Paris buchen soll. Die Stadt der Liebe … besser nicht. Wahrscheinlich würde ich ein küssendes Paar wie das auf diesem berühmten Foto aus den Fünfzigern sehen und man müsste mich dann aus der Seine fischen.
    Mein Telefon läutet, und ich hoffe schon, dass Caroline es sich in Sachen Abstinenz anders überlegt hat und umgekehrt ist. Dann jedoch sehe ich, dass es Simon ist, und lächle erwartungsvoll, ehe ich es verhindern kann.
    Er spart sich die Begrüßung. »Muss ich dir ein Barbershop-Quartett schicken, das dich mit
Take A Chance On Me
umgarnt?«
    »Hallo, Simon. Warum solltest du so was tun?«
    »Um mir Hoffnungen auf ein zweites Date machen zu können.«
    »Ha! Damit könntest du das Hoffen ein für alle Mal vergessen.«
    »Es gibt also noch Hoffnung?«
    »Sag niemals nie.«
    »Rein freundschaftlich also? Können Männer und Frauen einfach Freunde sein, oder kommt immer Sex oder ein anderes Klischee dazwischen?«
    Eine Horde Männer in Hemden von Ted Baker in allen Farben des Regenbogens kommt vorbei und stößt das obligatorische, für Frauen reservierte Gejohle aus, das mir zum Glück das Antworten erspart.
    »Störe ich deinen Literaturzirkel?«, fragt Simon.
    »Ich bin gerade auf dem Heimweg vom Kino.«
    »Allein? Dann muss ich weiter mit dir reden, bis du wohlbehalten zu Hause bist.«
    »Wie nett von dir.«
    »Muss ich davon ausgehen, dass Ben die Hände im Spiel hat?«
    Ich halte das Telefon ans andere Ohr. »Was?«
    »Ich dachte, Ben hätte vielleicht mit dir über mich geredet. Möglicherweise irre ich mich ja. Aber wenn doch, würde ich mich freuen, wenn du dir dein eigenes Urteil bildest.«
    »Warum sollte es ein Problem sein, wenn ich mit ihm gesprochen hätte?«
    »Vergiss nicht, dass er glaubt, dein Beschützer zu sein.«
    »Ben wird mich bestimmt nicht vor dir … äh … warnen.«
    Na ja, strenggenommen hat er genau das schon getan.
    »Als er mich gefragt hat, wie es gelaufen ist, habe ich mich gefühlt, als säße er im Schaukelstuhl auf der Veranda – mit einer Schrotflinte auf dem Schoß. Bist du sicher, dass ihr beide euch nie unbekleidet begegnet seid?«
    Das bringt mich aus dem Konzept und ärgert mich gleichermaßen. Immer dieses Herumgebohre. Ben spielt eine viel zu wichtige Rolle in unseren Gesprächen, und ich verstehe den Grund nicht. Ich überlege, ob ich Ben von Simons beharrlicher Neugier erzählen soll. Allerdings würden wir damit zugeben, dass diese Neugier eine Grundlage hat. Keine Chance.
Man muss die beteiligten Parteien immer getrennt vernehmen.
Ich verstehe, warum Simon bald Partner in der Kanzlei sein wird.
    »Ganz sicher, Simon. Daran würde ich mich bestimmt erinnern. Warum hackst du ständig auf diesem Thema herum, obwohl du die Antwort kennst?«
    »Ich bin Anwalt, Rachel. Wir fragen so lange weiter, bis wir eine Antwort bekommen, die wir auch glauben.«
    »Komisch, die Anwälte, die ich kenne, geben sich mit der Antwort zufrieden, mit der sie bei der Polizei durchkommen.«
    »Du bist ziemlich gut im Ausweichen.«
    »Warum fühlen sich unsere Gespräche immer wie intellektuelle Wettkämpfe an?«
    »Das musst schon du mir verraten.«
    »Ha! So, jetzt bin ich zu Hause. Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.«
    »Einen schönen Abend noch«, entgegnet Simon höflich.
    Eigentlich sind es noch drei Straßen bis zu meinem Haus, doch das Gespräch ist für meinen Geschmack weit genug gegangen.

[home]
    49
    A m Sonntagmorgen wache ich benommen auf. Die schwachen Strahlen der Wintersonne beleuchten mein Gesicht. Rupas bauschige magentafarbene Voilevorhänge, deren Säume auf dem Boden kleine Häufchen bilden, sind in jeglicher Hinsicht ein Traum – bis auf den kleinen Nachteil, dass der Verdunkelungseffekt fehlt.
    Ich habe einen hektischen Samstagabend damit verbracht, DVDs zu glotzen und Wein zu trinken, und zwar ohne Trinkkumpan, so dass ich nicht verschleiern kann, wie viel es war. Außerdem habe ich so lange geschlafen, dass sich meine Knochen wie Gummi anfühlen. Im ersten Moment glaube ich wegen des Vogelgezwitschers, dass erst der Morgen graut, bis mir klarwird, dass das Zirpen und Flöten von meinem unter einem Haufen Kleider verborgenen Telefon

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