Wir in drei Worten
stammt. Ich stehe auf, streiche mir das Haar aus dem Gesicht und verfluche den Menschen, der es wagt, mich zu stören.
Das Telefon verstummt, als ich es aufhebe. Ich schaue nach, wer es war. Pete Gretton. Was zum Teufel will der von mir? Ich kann mich nicht erinnern, warum wir unsere Mobilfunknummern ausgetauscht haben, bin jedoch sicher, es steckte die unausgesprochene Übereinkunft dahinter, dass er sie nie benutzen würde. Ich stelle fest, dass er schon viermal angerufen hat. Keine Nachricht. Ich male mir noch aus, wie ich ihm morgen den Kopf waschen werde, als er erneut anruft.
Gereizt nehme ich das Gespräch an. »Was ist, Pete?«
»Habe ich dich geweckt?«, fragt er gleichgültig.
»Ja, hast du.«
»Hast du die Sonntagszeitungen schon gesehen?«
»Natürlich nicht, da ich, wie gesagt, noch im Bett liege.« Igitt, ich habe Gretton gegenüber mein Bett erwähnt.
»Geh und kauf dir die
Mail.
«
»Warum?«
»Das verrate ich dir nicht. Geh und hol dir die Zeitung, und dann ruf mich zurück.«
»Hör zu, willst du mich verarschen? Was ist los, Pete?«
»Geh und hol dir die Zeitung.«
Mein Herz klopft ein wenig schneller, als mir lieb ist, während ich einen Pulli über den Pyjama ziehe und mich auf die Suche nach Schuhen mache.
Auf dem Weg zum Zeitungsladen beschließe ich, die Zeitung nicht vor Ort zu lesen, damit ich die mysteriöse Hiobsbotschaft ohne Zeugen auf mich wirken lassen kann. Der Kunde vor mir kauft Rubbellose und Benson & Hedges und braucht eine schiere Ewigkeit, um das passende Kleingeld abzuzählen. Beinahe im Laufschritt kehre ich in die Wohnung zurück, knalle die Tür hinter mir zu, werfe die Zeitung auf den Boden und knie mich davor. Die Seiten kleben zusammen, als ich sie hastig durchblättere. Eine letzte schräge Wendung im Kunstfehlerprozess?
Ich stoße auf einen zweiseitigen Artikel mit der Überschrift:
Der Räuber, seine Frau, sein Anwalt – ihr Liebhaber.
Einige Weitwinkelaufnahmen zeigen Natalie Shale, den Filzhut tief in die Stirn gezogen wie ein Popstar beim Verlassen eines Hotels. Sie ist vor einem Haus, das nicht ihr eigenes ist. Ein schlanker, schneidiger Mann hält ihr die Tür auf, den ich als Jonathan Grant erkenne, den jungen Anwalt, der so oft voller Selbstbewusstsein bei Gericht mit den Staatsanwältinnen schäkert. Danach kommt ein Foto von Lucas Shale nach seiner Verhaftung und eines von Natalie, die bescheiden hinter Grant steht, während der sich vor dem Gerichtsgebäude an die Presse wendet.
Ich kann mich kaum auf den Artikel konzentrieren und nehme nur bruchstückhafte Sätze auf.
Heimliche Schäferstündchen in Grants 200000 Pfund teurem Liebesnest in Chorlton-cum-Hardy … In der Öffentlichkeit war Natalie Shale die treusorgende Gattin und Mutter, die stets die Unschuld ihres Mannes beteuerte. Freunde sagen allerdings, dass sie zunehmend verzweifelt war und bei Grant eine Schulter zum Ausweinen fand … Der Siebenundzwanzigjährige gilt in seiner Kanzlei als Mann der Zukunft …
Und dann sehe ich es. Das, was das Ausmaß dieser Katastrophe ins Unermessliche steigert. Der erste Name über dem Artikel ist der eines bekannten Journalisten von der
Mail.
Doch danach kommt ein zweiter.
Ich verbringe mehr Zeit, als einem Menschen zusteht, bei dem nie eine Lernbehinderung diagnostiziert wurde, damit, mich zu fragen, ob es vielleicht noch eine zweite Zoe Clarke gibt.
Dann rufe ich in meiner Ratlosigkeit tatsächlich Gretton an.
»Hast du es gelesen?«, fragt er.
»Ja.«
»Ich fühle mit dir, Woodford, wirklich. Was sie mit dir gemacht hat, ist eine gottverdammte Sauerei. Vermutlich warst du an der Story dran, und sie hat sie dir weggeschnappt.«
»Nein.« Ich fühle mich fiebrig und schwindelig. Gretton wird nicht der Einzige sein, der denkt, dass ich etwas damit zu tun habe. Ganz sicher nicht.
»Woher hat sie es dann?«
»Keine Ahnung.«
»Nun, sie hat dir ganz klar die Schau gestohlen und dir in die Suppe gespuckt.«
»Ich fasse es nicht. Warum tut sie so etwas? Es könnte Lucas Shales Berufungsverfahren gefährden … Jonathan Grant verliert seinen Job …«
»Trotzdem muss ich vor Clarke den Hut ziehen. Die hatte echt auch noch die Eier, eine Festanstellung dafür rauszuhandeln.«
»Was?«
»Soweit ich gehört habe, hat sie Freitagabend in der Redaktion Bescheid gegeben, dass sie nicht mehr wiederkommt.«
»Sie hat am Freitag gekündigt? Warum erzählt mir das niemand?«
»Ich wollte dich anrufen, aber dein Telefon war
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