Wir in drei Worten
wäre besser verlaufen.
»Das mit Rhys vorhin tut mir leid. Manchmal übertreibt er es«, sagte ich.
Eine Pause entstand, und eigentlich rechnete ich damit, dass Ben abwiegeln würde. Doch er tat es nicht.
»Warum lässt du dir das bieten?«
Mein überfüllter Magen machte einen Satz. »Was?«
Ben übte nie Kritik an Rhys, und wenn ich gelegentlich von einem Streit mit ihm erzählte, ergriff Ben unweigerlich Partei für ihn. Ich tat dann zwar beleidigt, empfand es aber als beruhigend und rücksichtsvoll. So, wie einfühlsame Freunde auch wissen, dass sie nicht in dieselbe Kerbe hauen dürfen, wenn man über seine Familie herzieht.
»Ich habe den Eindruck, dass ihr nicht auf Augenhöhe miteinander umgeht. Du kannst so selbstbewusst sein, doch in seiner Gegenwart bist du wie ausgewechselt. Ich verstehe das nicht.«
Meine Verlegenheit verwandelte sich in Gereiztheit. Was sollte das? Immerhin hatte ich
Geburtstag.
»Ich weiß mich schon zu wehren. Ich mag es nur nicht, mich in der Öffentlichkeit rumzustreiten. Wenn es dir schlechtgeht, brauchst du das echt nicht an uns auszulassen.«
»Uns« hatte ich mit Absicht gesagt. Wir waren ein Bollwerk, auch wenn Rhys gerade für eine andere Frau einen Luftballonpudel bastelte. Ben schwieg finster und starrte stur geradeaus. Ich hatte ihn noch nie so erlebt und fragte mich, ob ich ihn wirklich so gut kannte, wie ich gedacht hatte.
»Offen gestanden ist es wirklich etwas schräg, mit Oskar in der Mülltonne zwischen den Beinen rumzulaufen«, meinte er nach einer Weile. »Welche Botschaft willst du damit vermitteln? ›Hier habt ihr meine Abfälle‹?«
Die Anspannung ließ nach.
Ich nahm das Friedensangebot an. »Es ist Fozzie Bear aus der Muppet Show.«
»Ach, Fozzie. Der passt natürlich viel besser, wenn es um Romantik geht. Ich nehme alles zurück.«
»Hinten auf dem Po steht ›Wocka, Wocka, Wocka‹.«
»Hm. Dazu kann ich nur sagen, dass ich mich verzweifelt danach sehnen würde, dass du sie ausziehst, wenn du meine Freundin wärst«, erwiderte Ben und lächelte endlich sein entwaffnendes Lächeln, was gar nicht mehr nötig gewesen wäre, denn dass er plötzlich mit mir flirtete, hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht.
»Wir gehen besser wieder rein«, schlug ich nervös vor.
Der Duft warmer Gewürze und nasale Sitarklänge schlugen uns entgegen. Im nächsten Moment erhob sich ein chaotischer Happy-Birthday-Chor. Zwei Kellner erschienen mit einer von Sahne gekrönten Eisbombe, in der ein paar Kerzen steckten. Während Ben an Pippas Seite zurückkehrte und alle applaudierten, pustete ich die Kerzen aus und nahm nach einer kleinen Verbeugung wieder Platz.
Rhys erhob sich, sein Glas Cobra in der Hand. »Wenn ich ein paar Worte sagen dürfte …«
»Rhys«, meinte ich. »Was … äh?«
»Ich weiß, dass das für einen Einundzwanzigsten ein bisschen förmlich ist, aber da ihr alle bald euren Abschluss macht, ist es für mich vielleicht die letzte Gelegenheit, mit euch essen zu gehen. Ich wollte nur sagen, dass Rachel nicht nur die tollste Freundin der Welt ist …«, er hielt inne, um das obligatorische Aufseufzen der weiblichen Gäste abzuwarten. Tollste Freundin? Fand er das wirklich? »Seit ich vor drei Jahren angefangen habe, Rach in Manchester zu besuchen, habt ihr mir das Gefühl gegeben, dass ihr auch meine Freunde seid. Ich möchte euch nur sagen, wie sehr mich das freut. Ich habe sogar gehört, dass Ben sich selbst übertroffen und einem Typen, der es nicht anders wollte, in meinem Namen eine verpasst hat.«
Mit einem Aufschrei der Bewunderung schlang Pippa den Arm um ihn, was ein willkommener Ausgleich zu meiner schwelenden Befürchtung war, dass der Vorfall bei seiner damaligen Freundin die gegenteilige Wirkung gehabt hatte. Ben machte ein verdattertes Gesicht.
»Du bist ein toller Typ. Und ich dachte immer, dass ich Studenten und Leute aus dem Süden nicht abkann, und am allermeisten Studenten aus dem Süden. Du bist mein Kryptonit.«
Gelächter. Als Rhys Ben zuprostete, hob dieser ebenfalls sein Glas, blickte aber noch immer ein wenig verwirrt und verständnislos drein.
»Auf Rachel, mein Mädchen. Alles Gute zum Einundzwanzigsten.«
»Prost«, murmelte ich.
Wir hoben die Gläser, stießen an und tranken.
Ich spürte ein beifälliges und neidisches Summen von Seiten des Kollektivs: Was für ein Glück sie doch hat. Ist er nicht wundervoll? So ein schönes Paar. Ich hatte wirklich Glück. Rhys zwinkerte mir grinsend zu und setzte
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