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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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dass ich keine Möglichkeit habe, vors Arbeitsgericht zu ziehen. Doch wenn Zoe jemandem von der SMS erzählt, kann ich einpacken.
    Fazit: Was ich getan habe, war illegal. Ich versuche, mich zu erinnern, was ich vor langer Zeit in Sachen Presserecht gelernt habe. Ich glaube, man darf einen Blick auf die erste Seite eines Dokuments riskieren, das zufällig neben einem liegt. Doch sobald man umblättert, verstößt man gegen das Datenschutzgesetz. Ein fremdes Telefon zu nehmen und eine SMS anzuklicken, fällt eindeutig in diese Kategorie. Viele Reporter wagen sich immer wieder über diese Grenze, und ich weiß von einigen, die sogar Fotos haben mitgehen lassen. Die Frage ist nur, ob man dabei erwischt wird. Ken Baggaley hätte sicher keine Skrupel, mich über die Klinge springen zu lassen, und wenn nur zur Strafe für mein wahres Verbrechen, nämlich die Story in den Sand zu setzen.
    Vor Wut verschwimmt mir der Blick, als ich Zoes Nummer in meinem Telefonbuch anklicke, weiter hin und her laufe und warte, dass die Verbindung hergestellt wird.
Kein Anschluss unter dieser Nummer.
Ich erinnere mich daran, dass sie ständig davon geredet hat, sich wegen der Belästigungen nach der Kontaktanzeige eine neue Nummer zu besorgen, aber noch nicht dazu gekommen sei. Wirklich ein tolles Timing, dass sie es ausgerechnet an diesem Wochenende hingekriegt hat.
    Bevor ich es mir anders überlegen kann, blättere ich die Nummern in meinem Telefon durch und rufe Simon an.
    »Ja?«, meldet er sich. Er klingt herablassend und unnahbar, doch das tut er eigentlich immer. Vielleicht ist er ja nicht allein.
    »Simon, du musst dir die
Mail
anschauen. Den Artikel über Natalie. Ich schwöre dir, dass ich nichts damit zu tun habe …«
    »Den habe ich schon gesehen.«
    »Ja?« Oh, lieber Gott, ich danke dir, er kennt den Artikel und rastet nicht aus. »Simon, ich …«
    »Ich habe an diesem Wochenende genug über die Arbeit gesprochen. Wir treffen uns morgen um eins am St. Ann’s Square.«
    »Ja, ich werde da sein.«
    Ich höre ein
piep-piep-piep,
er hat auflegt. Ganz sicher ist jemand aus der Kanzlei bei ihm. Deshalb war er so kurz angebunden. Hoffentlich.
    Nachdem ich noch eine Weile fluchend auf und ab getigert bin und mir die Haare gerauft habe, rufe ich Caroline an. Das Ergebnis ist unbefriedigend, weil sie mit Graemes Eltern auf dem Golfplatz ist. Vielleicht lenkt das Spiel sie ab, aber sie scheint nicht zu begreifen, wie schlecht ich jetzt dastehe – und mich auch fühle.
    »Solange keiner beweisen kann, dass du es Zoe erzählt hast, hat sie doch den Schwarzen Peter, oder?«
    »Sie haben mich aber im Verdacht.«
    »Verdächtigen können die dich, bis sie schwarz werden, Rach. Sie brauchen Beweise, und wenn du durchhältst, kann dir nichts passieren.«
    »Was, wenn sie es schon wissen und mich nur auf die Probe stellen?«
    »In dem Fall sitzt du sowieso in der Tinte. Also sag kein Wort.«
    »Hey, beeil dich, wir schlagen hier Wurzeln«, höre ich Graemes Stimme im Hintergrund.
    »Ich muss aufhören«, meint sie. »Hast du mit Simon geredet?«
    »Etwa drei Sekunden lang. Er will sich morgen mit mir treffen.«
    »Ja, schon gut, Gray. Ich muss Schluss machen. Erzähl mir, wie es mit deinem Chef gelaufen ist.«
    Als eine Stunde später mein Telefon läutet, wachsen mir praktisch Flügel, so schnell schwebe ich durchs Zimmer, um den Anruf anzunehmen. Ich hoffe, dass es Ben ist, der mir berichten will, was sich hinter den Kulissen tut. Aber es ist Rhys. Zum ersten Mal seit meinem Auszug löst der Gedanke an ihn eher Ungeduld als ein schlechtes Gewissen in mir aus. Ich habe jetzt nicht die Kraft, um mich mit einem weiteren Problem herumzuschlagen. Wahrscheinlich geht es um logistische Fragen und im Haus zurückgebliebene Gegenstände.
    »Hallo, was gibt’s?«
    »Ich wollte mit dir reden«, erwidert Rhys.
    »Okay, aber wenn du mich zur Schnecke machen willst, zieh eine Wartenummer und gedulde dich, bis du dran bist.«
    »Herrje, was ist mit dir los? Du klingst ja total fertig.«
    »Bin ich auch.«
    Eine Pause entsteht.
    Rhys scheint sich seine nächsten Worte sorgfältig zurechtzulegen. Als er weiterspricht, ist sein Tonfall so versöhnlich wie seit Ewigkeiten nicht mehr. »Offen gestanden rufe ich an, um dich zu fragen, ob du Lust hast, einen trinken zu gehen. Ich habe nächste Woche einen Gig in der Stadt und dachte, wir könnten uns vorher treffen und etwas von dem ganzen Stress aus der Welt räumen. Aber offenbar bist du

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