Wir in drei Worten
überspringen könnte. Und das war bereits, bevor ich betrogen wurde. Was heute Abend anbelangt, bin ich der Meinung, dass der Streit mit Olivia Bens Fehler ist.«
Obwohl es mich erleichtert, dass sie mich von der Schuld freispricht, regt sich in mir ein gewisser Beschützerinstinkt.
»Olivia hatte ein Recht, die Wahrheit zu erfahren, und er hätte es ihr beichten müssen, nicht du.«
»Genau, was hättest du denn sagen sollen?«, wirft Mindy ein. »Hi, schön dich kennenzulernen, ich habe übrigens mal mit deinem Mann geschlafen?«
»Du hast vor nicht allzu langer Zeit deine Verlobung gelöst. Du bist die Verletzliche, und er ist der Verheiratete. Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen«, fügt Carolin hinzu.
Lange Pause. In diesem heillosen Durcheinander bin ich froh, ihnen alles erzählt zu haben.
»Muss ich jetzt mit dem bösen Blick rechnen, wenn ich noch weiter nachfrage?« Mindy deutet auf Caroline.
»Oh, nur zu, Mindy.« Caroline zuckt belustigt die Schultern. Sie wollte, dass alles seinen gewohnten Gang geht, und das hat sie erreicht.
»Eine Nacht, zehn Jahre dazwischen, und du liebst ihn immer noch. Das muss wirklich eine Wahnsinnsnacht gewesen sein …«
»Äh … ja.«
»Ich meine, war er richtig gut? Ein toller Liebhaber?«
»Ich habe schon verstanden, was du meinst, Mindy. Ja, das war er.«
Mindy zieht auf dem Sofa ein Bein unter ihren Körper und gibt sich Mühe, sich ihre Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Mindy liebt Dramen, und das gilt natürlich ganz besonders für solche, bei denen ein großartiger Liebhaber involviert ist. »Wann kam das? Ich meine, damals an der Uni, als du mit Rhys zusammen warst. Wann haben sich deine Gefühle für Ben verändert?«
»Das weiß ich nicht genau. Es ist nach und nach passiert, ohne dass es mir aufgefallen ist, und als ich es bemerkt habe, hat mich das so überwältigt, dass ich es verdrängt habe. Und dann – WHAM – sagt er: ›Ich liebe dich.‹«
»Er war ein Fan von Wham?«, fragt Mindy.
»Nein. WHAM , wie in einem Cartoon, wenn etwas explodiert. Es kam so plötzlich, dass er mich liebte.«
»Oh, tut mir leid! Natürlich. Erzähl weiter.«
»Und dann war es raus. Er hat es gesagt, und mir war klar, dass ich ihn auch liebte. Für mich hatte er immer in einer ganz anderen Liga gespielt, ich hatte nicht einmal gewagt, daran zu denken, geschweige denn, es auszusprechen.«
»Aber ist er nicht möglicherweise abgehauen, weil er plötzlich Zweifel hatte?«, gibt Caroline zu bedenken, und ich weiß, dass sie es nicht böse meint, sondern nur versucht, meinen Selbstvorwürfen den Stachel zu nehmen.
»Ich glaube nicht. Er hat es angesprochen, als wir neulich etwas trinken waren. Offensichtlich war er davon überzeugt, dass ich mich auf dem Ball mit Rhys versöhnt und nicht so empfunden hatte wie er.«
»Was hast du darauf gesagt?«, fleht Mindy mich an, als würde ich ständig an der spannendsten Stelle einer Episode von
Schatten der Leidenschaft
abbrechen.
»Ich musste mehr oder weniger mitspielen – ich konnte ihm schlecht sagen, dass alles ein großes Missverständnis gewesen war. Und dass ich ihn jede einzelne verdammte Sekunde vermisse.«
»Du weißt nicht wirklich, ob es ein Fehler war«, wendet Caroline ein. »Vielleicht hättet ihr euch drei Monate später nach einem Riesenstreit in einem Tuk Tuk getrennt.«
»Vielleicht.«
»Okay, ich mache uns jetzt Tee mit Whisky«, verkündet Mindy.
Caroline und ich sitzen eine Weile schweigend da und lauschen, wie Mindy im Raum nebenan herumwirtschaftet.
»Willst du mir nicht unter die Nase reiben, dass du mich gewarnt hast?«, frage ich Caroline. »Ich habe es verdient – und nicht nur das.«
»Du hast das bei Graeme auch nicht gesagt.«
»Dich trifft auch im Entferntesten keine Schuld!«
»Du und Graeme hattet nie wirklich einen guten Draht. Ich weiß, dass du nicht viel für ihn übrighast …« Ich öffne den Mund, aber Caroline schüttelt den Kopf, um mich daran zu hindern, ihr höflich zu widersprechen. »Aber du hast nie ein böses Wort über ihn verlauten lassen. Du hast auch nach seinem ›Fehltritt‹ nicht über ihn geschimpft und mir auch nicht die Hölle heißgemacht, weil ich bei ihm bleiben will, und das weiß ich zu schätzen. Keiner von uns ist perfekt. Ich wollte dich wegen Ben warnen. Ich hatte die Befürchtung, dass du unbeabsichtigt andere Menschen verletzen würdest. Ich habe nicht begriffen, dass du in erster Linie auf dem besten Weg warst,
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