Wir in drei Worten
doch nicht im Kindergarten«, empört sich Ivor. »Wenn wir nun nicht damit einverstanden sind, bekommen wir dann keine Milch und du nimmst uns die Bauklötzchen weg?«
»Ich werde meine Meinung nicht ändern, nur weil du ihn zwingst, sich zu entschuldigen«, erklärt Mindy. »Das bringt doch nichts!«
»Zumindest seid ihr euch in einem Punkt einig«, meine ich optimistisch und werfe Caroline einen verzweifelten Blick zu.
»Also gut, ihr lasst mir keine Wahl, ich muss härtere Geschütze auffahren.« Caroline setzt sich und schlägt die Beine übereinander.
Mindy und ich runzeln die Stirn und schauen uns verwirrt an.
»Ich habe eine Theorie, falls jemand daran interessiert ist. Meiner Meinung nach geht es um Folgendes: Ivor ist seit Jahren in Mindy verliebt, will es aber nicht zugeben, weil sie diese lächerliche Vorliebe für Männer mit einem ganz bestimmten Look hat. Deswegen macht er sich immer über ihre Dates lustig.«
Ich werfe einen Blick auf Ivor. Er sieht aus wie jemand, der es gerade noch rechtzeitig zum letzten Aufruf an den Flughafenschalter geschafft hat und dort feststellt, dass er seinen Reisepass vergessen hat.
»Und ich glaube, Mindy ahnt allmählich, dass sie ähnliche Gefühle für Ivor hegt. Deshalb regt sie sich so über die Sache mit Katya auf.« Caroline wendet sich an Mindy. »Das ist keine Missbilligung, sondern Eifersucht.«
»Was?«, schreit Mindy und wird so blass, wie man es sich bei einem Menschen mit dunkler Haut nur vorstellen kann. »Ich bin nicht eifersüchtig!«
»Das passt alles zusammen, oder? Wenn wir darüber nachdenken, wird klar, dass es stimmt.« Caroline sieht sich um und betrachtet unsere drei offen stehenden Münder. »Ihr seid so wütend, weil ihr verrückt nacheinander seid. Stimmt’s, Rachel?«
»Äh, ich bin mir nicht sicher. Aber es klingt recht überzeugend …«
»Ihr seid ein Haufen von …« Ivor springt auf, schaut uns zornig an und ringt nach Worten. »Ihr könnt mich mal! Ihr alle!« Er stürmt zur Tür hinaus.
»Immerhin hat er es nicht geleugnet«, stellt Caroline mit einem Blick auf Mindy fest.
Mindy geht auf Caroline los. »Was zum Teufel war das denn?!«
»Da keiner von euch beiden das Thema anschneiden wollte, dachte ich, ihr braucht ein wenig Unterstützung. Wir werden schließlich alle nicht jünger.«
»Du bist komplett übergeschnappt.«
»Ach ja?«
»Ja!«, brüllt Mindy und greift nach ihrem Mantel.
»Du hast Ivor nie toll gefunden?«
»Nein!«
»Und du glaubst auch nicht, dass Ivor auf dich steht?«
»Nein!«
»Oh.«
»Du hast eine verfahrene Situation noch tausendmal schlimmer gemacht! Wie zum Teufel sollen wir es jemals wieder gemeinsam in einem Raum aushalten?«
»Geh nicht«, bitte ich mit schwacher Stimme, als Mindy hinausrauscht und die Tür hinter sich zuschlägt. Ich höre ihre Schuhe die Treppe hinunterklappern.
»Gut gelaufen«, meine ich und setze mich zu der mitgenommenen Caroline auf das Sofa. »Bist du dir sicher über das, was du gesagt hast?«
Caroline beißt sich auf die Lippe. »Ich war es. Vielleicht habe ich mich geirrt. Ich bin zu weit gegangen, richtig?«
»Wenn es nicht stimmt, wird es sehr peinlich werden. Und schwer zurechtzubiegen.«
»Und wenn es der Wahrheit entspricht, ist es noch schlimmer, oder?«, fragt Caroline.
»Oh, nein, ich hätte noch eine teuflische dritte Möglichkeit zu bieten. Was, wenn es zwar auf einen der beiden zutrifft, aber nicht auf den anderen? Was dann?«
Caroline presst eine Hand auf den Mund. Ich drücke stöhnend meinen Kopf in das Sofa und schlage rhythmisch auf die Kissen ein.
»Ich werde Mindy hinterherlaufen«, erkläre ich schließlich und hebe den Kopf. »Das ist meine Schuld. Es war meine Idee, sie in die Falle zu locken.«
»Ich würde an deiner Stelle warten, bis sie sich ein wenig beruhigt hat, aber wenn du glaubst, dass es hilft …«
Ich springe die Treppe hinunter und renne auf die Straße. Dank Mindys Vorliebe für kräftige Farben, entdecke ich sie sofort – eine smaragdgrüne Fahne vor einer Ziegelmauer in ein paar Metern Entfernung. Sie ist stehen geblieben, und ich vermute, dass sie weint. Scheiße. Jetzt bin ich diejenige, die vor ihr im Staub kriechen muss.
Als ich näher komme, sehe ich überrascht, dass Ivor ihr gegenübersteht. Das ist gut, oder? Außer sie sagen sich gerade schreckliche, vernichtende Dinge. Etwas an ihrer Körperhaltung verrät mir jedoch, dass das nicht der Fall ist. Es sieht eher aus wie ein intimes
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