Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
Vom Netzwerk:
dass er mir entkommen ist.
    »Wie auch immer. Warum bist du zurück in den Norden gezogen?«, fahre ich ein wenig verzweifelt fort.
    »Du meinst, außer der Tatsache, dass Simon mir von einem Job in seiner Firma erzählt hat? Ich weiß nicht genau. Irgendwie hatte ich die Nase voll von London, und ich wollte nicht pendeln. Ich wollte auch nicht in einer zu kleinen Stadt leben, und das hier ist die andere Großstadt, die ich kenne und mag.«
    »War deine Frau auch für den Umzug?«
    »Eigentlich nicht. Es hat längerer Diskussionen bedurft. Und, äh, Kompromisse und … Zugeständnisse.«
    Simon hört das und unterbricht uns. »Damit meint er, dass sie zwar hier sind, Olivia dafür aber ihren Willen bekommt, bis dass der Tod sie scheidet.« Nach einer kurzen Pause fährt er fort: »Und da wir gerade über Frauen mit Durchsetzungsvermögen sprechen: Caroline ist der Ansicht, dass Ben uns eine weitere Runde holen sollte.«
    »Das habe ich nicht gesagt!«, protestiert Caroline, obwohl ihr Simons Frotzelei gefällt.
    Sie stand schon immer auf vorlaute Männer.
    Ben schüttelt mit gespielter Missbilligung den Kopf. »Komm schon, Caroline. Wir kippen keine Schnäpse mehr wie zu Unizeiten in der Wohnheimbar. Sie war unersättlich.«
    »Tatsächlich?«, sagt Simon und mustert Caroline, wobei er offensichtlich hofft, dass »unersättlich« bedeutet »offen für alle Vorschläge«.
    »Wie war Rachel?«, erkundigt sich Simon bei Ben.
    »Schlimmer«, murmelt Ben und steht rasch auf.

[home]
    19
    E rzählst du Rachel jetzt von der Story?«, fragt Ben Simon, als er zurückkommt.
    Ich hätte die Illusion, dass unser Treffen nicht nur beruflich ist, gern noch ein wenig aufrechterhalten.
    »Ja, worum geht es denn? Ich bin gespannt«, sage ich trotzdem.
    »Kann ich dir vertrauen? Bleibt das unter uns?«, erwidert Simon argwöhnisch, rutscht auf seinem Stuhl nach vorne und schaut sich nervös im Lokal um, als könnte sich ein Kollege von mir in Zivil am Zigarettenautomaten herumdrücken.
    »Normalerweise gehe ich nicht mit Abhörgeräten verkabelt in Kneipen.«
    Ein finsterer Blick von Simon.
    Ich male mit der Fingerspitze ein Kreuzzeichen auf meine Brust. »Ich schwöre, dass nie ein Mensch davon erfahren wird. Bei meinem Leben. Du kannst also offen sein.«
    Simon beugt sich noch ein Stück vor. »Ich habe einen wichtigen Mandanten, der bereit zu einem Interview wäre. Mit der richtigen Zeitung.«
    »Wir können nicht viel zahlen«, entgegne ich.
    »Ich sagte, mit der
richtigen
Zeitung, nicht mit der, die am meisten zahlt.«
    »Wie heißt er?«
    Simon lehnt sich wieder zurück und mustert mein Gesicht, als sei es eine Landkarte, die Hinweise auf meine Vertrauenswürdigkeit enthält. »Es ist eine Sie. Natalie Shale. Also genau genommen die Frau eines Mandanten.«
    Mein Puls beschleunigt sich, fährt jedoch sofort wieder auf Normaltempo herunter, als sich mein angeborener Pessimismus meldet. »Die gibt keine Interviews.«
    »Normalerweise nicht. Ich habe ihr zu einer anderen Strategie geraten.«
    »Anders als?«
    »Der vorherige Anwalt ihres Mannes«, antwortet Simon. Es zuckt ein wenig um seinen Mund. Vielleicht ärgert er sich, weil ich an seinen Worten zweifle. »Ich habe den Fall von einem Kollegen übernommen, der in Arbeit erstickt.«
    »Du musst ja ein richtiges Ass sein, um diesen Fall zu kriegen.«
    »Simon soll bald Partner in der Kanzlei werden«, erklärt Ben.
    »Also, bist du bereit?«, fragt Simon.
    »Natalie würde ein persönliches Interview geben? Mit Fotos und allem Drum und Dran? Exklusiv?«
    Es ist schon eine Weile her, dass ich mich wirklich für eine Story begeistert habe. Doch nun spüre ich, wie sich nach einem langen, tiefen Rip-Van-Winkle-Schlaf die Journalistin in mir regt. Mein Chef wird Luftsprünge machen.
    »Ja, aber keine Fragen zu den neuen Beweisen für die Berufungsverhandlung. Und außerdem musst du mir versprechen, dass du nicht in der zwielichtigen Vergangenheit ihres Göttergatten herumstocherst. Wie du dir sicher vorstellen kannst, ist sie bei diesen Dingen sehr empfindlich. Sie möchte nicht, dass etwas den Ruhm trübt, wenn er freikommt.«
    »Was, wenn er verurteilt wird?«, erkundigt sich Caroline.
    »Das wird er nicht«, meint Ben.
    Ich brumme zustimmend.
    »Warum?«, hakt sie nach.
    »Weil er unschuldig ist … und weil er ein tolles Anwaltsteam hat«, erwidert Ben und stößt mit Simon an.
    Er ist eben ein unverbesserlicher Optimist.
    Caroline wirft mir einen Blick zu, und ich weiß, was

Weitere Kostenlose Bücher