Wir in drei Worten
seinen Verbleib hat, soll bitte folgende Nummer anrufen.
Eine Mobilnummer ist angeführt.
Hohe Belohnung für sachdienliche Hinweise.
»Genial. Und so originell formuliert. Wer war das?«, frage ich.
Der schlaksige Typ zuckt kichernd die Achseln. »Offenbar ist sie jemandem auf die Füße getreten.«
»So etwas muss doch wirklich nicht sein«, sage ich, und im nächsten Moment wird mir klar, warum Gretton in letzter Zeit so ungewöhnlich vergnügt war. »Woher weißt du davon?«
»Deine ganze Redaktion redet darüber. Jemand hat ihnen telefonisch einen Tipp gegeben.«
Als ich die Zeitung durchblättere, stoße ich auf einen doppelseitigen Artikel über den Kunstfehlerprozess, der zu zwei Schuldsprüchen für die Ärzte geführt hat. Die Schwester wurde freigesprochen. Meine Hintergrundgeschichte ist abgedruckt, und über allem steht mein Name, nicht der von Zoe, obwohl die ersten acht Absätze ganz allein von ihr stammen. Nachdem ich die Anzeige noch einmal gelesen habe, mache ich mich auf die Suche nach Zoe, allerdings vergebens, bis ich sie draußen vor dem Fenster entdecke.
»Bitte lach nicht. Ich werde schon den ganzen Tag lang verarscht. Ein Stöhnanruf nach dem anderen, allmählich reichts mir«, meint sie und zieht heftig an ihrer Zigarette, wie ein Ex-Raucher, der mit einem Knall rückfällig geworden ist.
»Ich habe nicht vor zu lachen. Es ist furchtbar. Hast du dich in der Redaktion beschwert? Das hätte nie gedruckt werden dürfen.«
»Ja. Ken sagte, wir stünden wie die Idioten da. Er hat die Anzeigenabteilung angerufen und ihnen gepredigt, sie sollten ihr Hirn einschalten, bevor sie einen Auftrag annehmen. Aber mehr war da nicht. Und was soll’s? Wir alle kennen den Übeltäter.«
»Wenn es Gretton war, werde ich ihm seinen behaarten Hintern bis nach Stockport treten.«
»Er muss es gewesen sein.«
Beinahe sage ich: »Außer, du bist noch jemandem auf den Wecker gefallen«, verkneife es mir aber.
»Ziemlich wahrscheinlich.«
»Schön, mit jemandem zu reden, der es nicht lustig findet.«
»Ist es nicht. Gretton ist ein hinterhältiger Mistkerl. Und danke, dass du über den Kunstfehlerartikel meinen Namen gesetzt hast. Du hättest deinen dazuschreiben sollen. Schließlich hast du dich ganz schön reingekniet.«
Zoe wirkt überrascht, offenbar geistig anderweitig beschäftigt. »Klar. Die Hintergrundrecherchen waren wirklich gründlich. Man merkt, dass du schon eine Weile im Geschäft bist.«
»Da hast du recht. Lust, irgendwann diese Woche mit einer alten Dame einen trinken zu gehen?«
»Ja, gerne. Ich maile dir meine neue Nummer, sobald ich sie habe.«
»Neue Nummer?«
»Die hier kann ich nicht behalten. Jeder Perverse in Manchester ruft mich an.«
Ich suche nach etwas, womit ich sie aufheitern kann. »Kommst du am Wochenende zu meiner Wohnungseinweihung? Nur eine kleine Sache.«
Zoes Stimmung bessert sich sichtlich. »Gern.«
Ich lasse die aufgemunterte Zoe zurück und gehe wieder hinein, um Gretton aufzuspüren. Vermutlich ist es das erste Mal, dass ich es tatsächlich darauf anlege, ihm zu begegnen.
»Kann ich mal mit dir reden?«, frage ich und zupfe ihn am Jackenärmel, als ich ihn an einer Ecke im Flur abpasse.
»Woodford?«
»Was du mit Zoe gemacht hast, war absolut daneben und mies.«
Gretton grinst wölfisch. »Wie man sich bettet, so liegt man.«
»Sie ist gut in ihrem Job, jünger als du und außerdem eine Frau, und dieser Dreifachvorteil ist mehr, als dein Ego ertragen kann.«
»Warum hatten wir beide dann nie Ärger?«
»Weil ich mich mit dir abgefunden habe. Zoe hingegen hat sich gewehrt, aber du hast es mit deinem Gegenschlag zu weit getrieben.«
»Ich will dir mal was verraten. Auch wenn du neben dir stehst, seit es mit deinem Liebesleben den Bach runtergegangen ist …«
Ich verschränke die Arme und ziehe eine Schnute. Unverschämter Idiot. Ich stehe nicht neben mir. Oder doch?
»… sie wehrt sich nicht nur, sondern ist zum Angriff übergegangen. Und Leuten wie ihr muss man zeigen, was eine Harke ist. Du hättest sie nach dem Fettkloßprozess erleben sollen. Sie hat mich praktisch beiseitegerempelt, um an die Angehörigen ranzukommen. Und die haben mich angeschaut, als ob sie mich ermorden wollten. Bestimmt hat sie ihnen was gesteckt.«
»Genau das ist das Problem, Pete. Der Fettkloßprozess. Hast du dir je überlegt, wie kränkend das für Zoe sein könnte?«
»Warum? Clarke ist doch nicht fett. Sie hat zwar ein Gesicht zum Reintreten, aber fett ist
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