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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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so wichtig wie die, die Rhys mir heimlich unter dem Tisch geschrieben hat, wenn sie im Pub ein Quiz veranstaltet haben:
In welchem Jahr ist Dirty Dancing herausgekommen? Schnell.
Oder so amüsant wie die von meiner Mum:
Warst du dieses Jahr schon bei der Krebsvorsorge? Bei meiner Kollegin Wendy ist Eierstockkrebs festgestellt worden.
Krebs, das ist etwas, worüber man sich Gedanken machen sollte. Nicht, ob man eine SMS liest, die einen nichts angeht.
    Ich strecke die Hand aus und ziehe sie ruckartig wieder zurück. Was tu ich da? Wo sind meine moralischen Prinzipien? Ich schaue aus dem Fenster, wo Natalie immer noch redet. Die Sekunden verstreichen.
    Ein neuer Gedanke: Die SMS könnte von Simon sein, der wissen will, wie es läuft. Ganz bestimmt. Schreibt er vielleicht etwas Negatives über mich? Immerhin erwäge ich, mit ihm auszugehen. Ein Hinweis darauf, dass er gnadenlos ist, könnte mir eine Menge Lampenfieber ersparen. Ach, vergiss es, sage ich mir. Ein kleiner Ausrutscher. Ich werde diskret sein, was den Inhalt der SMS angeht. Natalie braucht es nie zu erfahren. Verantwortungsbewusstes Schnüffeln. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass sie weiterhin in sicherer Entfernung mit dem Katzendrama der Nachbarin beschäftigt ist, klappe ich ihr Telefon auf, klicke die Nachricht an und halte die Worte eines Fremden in meiner schweißnassen Hand.
    Wie geht es dir heute, N? Ich vemisse dich so und muss ständig an die letzte Nacht denken. Xxx. PS: Was hast du an?
    Mit weit aufgerissenen Augen schaue ich aus dem Fenster, betrachte wieder die Nachricht und starre noch einmal hinaus, während ich versuche, das alles zu verstehen. Das Telefon identifiziert den Absender nicht. Es ist nur eine Nummer.
    Es muss ihr Mann sein, sage ich mir, klappe das Telefon zu und lege es wieder auf den Tisch. Ganz sicher. Offenbar hat er Zugriff auf ein Mobiltelefon. Schmuggeln manche Straftäter diese Dinger nicht in unaussprechlichen Körperöffnungen verborgen in den Knast? Ja, bestimmt, so muss es sein.
    Allerdings – es ist von »letzter Nacht« die Rede. Lucas hatte seit dem vergangenen Jahr keine »letzte Nacht« mit seiner Frau. Ach, verwählt! Ja, der Absender hat sich verwählt. Nein, das kann auch nicht sein. In der SMS wird sie »N« genannt.
    Wieder schaue ich aus dem Fenster. Natalie redet immer noch. Panik erfasst mich. Ich habe vergessen, die Nachricht zu löschen. Sie wird wissen, dass ich sie gelesen habe. Also nehme ich das Telefon, klappe es auf und notiere mir nach kurzem Zögern die Nummer, nur um sie mit Simons zu vergleichen. Dann lösche ich sie und lege das Telefon zurück auf den Tisch, und zwar so, dass es in die Richtung zeigt, wo Natalie gesessen hat. Danach trinke ich einen großen Schluck Tee in der unterschwelligen Befürchtung, dass Natalie beim Hereinkommen meine Tasse kontrollieren und sagen wird: »Da sind zwei Milliliter zu viel drin.«
    Während ich warte, klopft mein Herz wie wild, und meine Gedanken überschlagen sich.
    »Entschuldigen Sie, aber die Katze ist abgehauen, als ich sie füttern wollte. Ein Alptraum«, verkündet Natalie und lässt sich wieder aufs Sofa fallen.
    Sie überprüft ihr Telefon. Mein Herz wummert.
    Anschließend schaltet sie das Diktiergerät an und vergewissert sich, dass es auch läuft. »Wo wollen Sie anfangen?«
    Ich räuspere mich. »Wie haben Sie sich gefühlt, als die Geschworenen den Schuldspruch verkündet haben?«

[home]
    34
    N atalies zierliches Äußeres verrät nichts von der ehernen Entschlossenheit, die man braucht, um zwei kleine Kinder alleine großzuziehen und gleichzeitig dafür zu kämpfen, dass dem Ehemann Gerechtigkeit widerfährt – und, vor allem, die Hoffnung nicht zu verlieren, dass er bald nach Hause kommt. Kann sie einer Justiz, die ihren Mann unschuldig verurteilt hat, noch vertrauen? Ihre Antwort zeigt, dass die ehemalige Optikergehilfin aus Bury einen Schnellkursus in Sachen Juristerei und positivem Denken durchlaufen hat.
    »Ein Gericht kann Fehler machen. Sonst gäbe es ja die Möglichkeit einer Berufung nicht«, sagt sie. »Lucas’ Anwälte sind sicher, dass die neuen Beweise reichen, um das Urteil zu kippen, so dass eine Wiederaufnahme des Verfahrens überflüssig sein wird.«
    Bei den Besuchen im Gefängnis, so erzählt Natalie, erwähnen Lucas und sie die Möglichkeit des Scheiterns nicht. »Wir reden über die Mädchen und darüber, ob ich die Rechnungen bezahlt habe. Langweiliges Zeug, aber Lucas meint, das hilft ihm, nicht den

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