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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Verstand zu verlieren.«
    Während andere Familienmitglieder und Freunde zusammenbrachen und bei der Verkündung des Urteils gegen Lucas hemmungslos weinten, bewahrte Natalie die Ruhe. Was ging ihr in diesen schrecklichen Minuten durch den Kopf? »Ich wusste, dass ich für meinen Mann stark sein muss«, erklärt sie. »Er ist unschuldig, nur das zählt. Und die Wahrheit wird ans Licht kommen. Wie soll ich ihm helfen, wenn ich die Fassung verliere? Er verlässt sich auf meine Unterstützung. Er braucht mich.«
     
    Als ich von meinen Aufzeichnungen hochblicke, ist mir ein wenig schwindelig, so als würde sich der Boden unter meinen Füßen bewegen.
    Wenn mich nicht alles täuscht, hat Natalie eine Affäre. Ich frage mich, ob sie schon vor der Verhaftung ihres Mannes angefangen hat. Es gab Zeiten, da wäre ich schockiert gewesen. Aber, wenn wir einmal ehrlich sind, so wissen nur zwei Menschen wirklich, was sich in einer Beziehung tut. Und manchmal nicht einmal alle beide, raunt eine innere Simme.
    Eine Stunde später lasse ich das Rechtschreibprogramm durchlaufen, bevor ich den Text in die Nachrichtenredaktion maile. Es ist nicht mehr als eine handwerklich solide Arbeit und sicherlich nicht preisverdächtig. Doch ich will sie abschließen, nichts mehr damit zu tun haben. Ich will nicht an die Nummer denken, die nicht die von Simon war.
    Ken schickt mir zwanzig Minuten später eine Mail.
Liest sich gut,
schreibt er.
Wir warten mit der Veröffentlichung bis zum Gerichtstermin. Tolle Fotos.
    Am Telefon hätte er sicher noch »scharfe Braut!« hinzugefügt. Aber per E-Mail bleibt er ganz der Taktierer – riskiere bloß nicht, dass du auffliegst, weil jemand auf Weiterleiten statt auf Antworten klickt, und vermeide elektronische Spuren.
    Der Fotograf ruft mich an, weil er wissen will, wie man die Namen der Zwillinge schreibt. »Komisch, dass sie keine Fotos von ihrem Mann rumstehen hatte. Sie musste uns extra eins raussuchen.«
    »Vielleicht tut es ihr zu weh, sie anzuschauen«, sage ich, um das Gespräch abzukürzen.
     
    In jedem Beruf gibt es auch erbauliche Momente, und bei meinem ist es die gelegentliche Kabaretteinlage, offiziell »Missachtung des Gerichts« genannt. Wenn ein schräger oder exaltierter Mensch den Zeugenstand betritt, spricht es sich rasch herum. Und dann strömen nicht nur die Reporter herbei. Auch Anwälte und Gerichtsdiener folgen dem Raunen, dass in Saal 2 etwas geboten wird, das sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Plötzlich füllt sich der Raum mit Menschen, die angeblich alle einen Grund haben, da zu sein. Die beliebteste Methode ist, unauffällig in der letzten Reihe Platz zu nehmen und den Blick durch den Saal schweifen zu lassen, als müsse man jemandem eine dringende Nachricht überbringen, wolle aber die Verhandlung nicht stören.
    Zu den Höhepunkten gehörte die Bordsteinschwalbe, die einem Richter den nackten tätowierten Busen hinhielt und dazu meinte, er sähe aus wie einer ihrer Freier. (Gretton war an dem Tag nicht da, weil er eine Wurzelbehandlung hatte. Keine Ahnung, was ihn mehr schmerzte, der Zahn oder die verpasste Titte.) Ein anderer Zeuge litt an einer Persönlichkeitsstörung, die dazu führte, dass er jede Frage in einem anderen Akzent beantwortete. Und dann war da noch der DJ , der auf der Anklagebank feierlich das Hemd auszog, worunter ein T-Shirt mit der Aufschrift »Nur Gott kann über mich richten« zum Vorschein kam. (Der Amtsrichter schob bloß die Brille herunter und meinte trocken: »Pech für Sie, aber leider hat er mich mit der Urteilsverkündung beauftragt.«)
    Als also ein schlaksiger junger Typ von einer Wochenzeitung am Montag in der Mittagspause den Kopf zur Tür des Presseraums hereinsteckt und atemlos »Hast du schon gehört …?« keucht, gehe ich davon aus, dass jemand einen Kronanwalt geohrfeigt oder den Anwesenden im vollbesetzten Gerichtssaal mitgeteilt hat, er sei ein hochrangiger Scientologe und im Besitz sämtlicher Geheimnisse unseres jämmerlichen Universums.
    Ich halte im Tippen inne. »Nein, was ist?«
    Statt zu erklären, was los ist, und wieder zu verschwinden, kommt er herein und breitet eine Ausgabe der
Evening News
auf dem Schreibtisch aus. Dann blättert er die Kontaktanzeigen durch.
    »Hier«, sagt er und zeigt auf ein extragroßes Inserat in Schriftgröße 16 , eingefasst von einem dicken schwarzen Rand.
    Schwanz verzweifelt gesucht,
steht da.
Zoe Clarke von der
Manchester Evening News
kann ihn nicht finden. Wer Informationen über

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