Wir in drei Worten
dauerhafte Beziehung mit Ben einzugehen, würde es nicht leicht haben, dachte ich mir.
Als Ben an der Reihe war, eine Runde zu holen, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mit ihm zu reden, schob meinen Stuhl zurück und erbot mich, ihm beim Tragen zu helfen.
Am Tresen wurde er von ein paar Rugbyheinis angesprochen. Da Ben Fußball spielte und ein Y-Chromosom besaß, genoss er den Status eines menschlichen Wesens und wurde nicht als Zielscheibe auf zwei Beinen betrachtet.
»Ach, hallo, weißt du eigentlich, wie wir dich nennen?«, fragte einer der Typen, als ich mich näherte. »Ben schon. Los, Ben! Sag Rachel, wie wir sie nennen.«
Ben machte ein ausgesprochen verlegenes Gesicht. Ich sah ihn fragend an.
»Rachel Ranwill. Hahahaha!«
»Will ich nicht, verdammt«, murmelte Ben.
Wie bei der Geschwisterszene am Wahrheit-oder-Pflicht-Tag wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, dass er es abstritt. Ben und ich veranstalteten, mit jeweils zwei oder drei Gläsern bewaffnet, einen Staffellauf zwischen Tresen und Tisch und trafen uns immer wieder in der Mitte.
Ich spürte die Augen der Jungs im Rücken, als ich mich entfernte, und wünschte für einen Moment, ich hätte nicht die neue schwarze Kordhose angezogen, die am Hintern ein wenig eng saß. Als ich die zweite Ladung Gläser an unseren Tisch brachte, spürte ich, wie mich jemand kräftig – und, offen gestanden, recht schmerzhaft – in besagten Hintern kniff, und wirbelte herum. »Aua!«
»Er war es.« Alle zeigten mit überkreuzten Armen aufeinander wie in einem Sketch.
Da ich die Hände voll hatte, konnte ich nicht viel tun, weshalb ich mich auf einen hasserfüllten Blick beschränkte. Als ich die nächsten Drinks holen ging, sah ich die Übeltäter abfällig an, um klarzustellen, dass ich mich nicht einschüchtern ließ. Ein Fehler, denn das löste nur einen weiteren Anfall von Heiterkeit aus.
»Nimm es nicht persönlich, aber wir haben es gern, wenn du dich von hinten zeigst«, meinte ein besonders unansehnlicher Vertreter seiner Art – klein, dick und verpickelt.
Mir war klar, dass er seine Komplexe überspielen musste, indem er sich noch schlimmer aufführte als die anderen.
»Zieh Leine. Noch ein Mal, und es setzt was.«
Rachel gegen zehn Rugbyspieler war eine Konstellation, die die Typen kaum vor Angst in die Hosen machen ließ. Aber ich fand trotzdem, dass ich mich durchsetzen musste.
»Ich werd’s nicht wieder tun«, entgegnete der Hobbit-Rugbyboy. »Ist das da auch verboten?« Er streckte die Hand aus und quetschte meine linke Brust zusammen wie die Hupe eines Oldtimers.
Seine Kumpane grölten vor Lachen.
»Hey!«, schrie ich. »Du Arschloch!«
»Oh, Verzeihung, mein Fehler«, erwiderte er. »Eigentlich hatte ich die rechte im Blick.«
Als er denselben miesen Trick auf der anderen Seite wiederholte, wollte ich ihm eine kräftige Ohrfeige verpassen. Doch er packte mich am Handgelenk, bevor meine Handfläche seine Pausbacke traf. Ich hatte so etwas in schlechten Seifenopern gesehen, allerdings nie gedacht, dass jemand im wirklichen Leben so schnell reagieren konnte. Sein Griff erinnerte an einen feuchtkalten Schraubstock. Ich konnte mich nicht losreißen und bekam allmählich die Panik.
»Loslassen!«, schrie ich, was mir noch mehr anzügliches Gelächter einbrachte. Ich spürte den Druck seiner widerlich rauhen Finger und kriegte es so mit der Angst zu tun, dass es mir die Luft abschnürte.
Plötzlich spürte ich jemanden neben mir. Mein Handgelenk wurde freigegeben. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Ben sich auf den pickeligen Grapscher stürzte. Seine Faust prallte mit einem schmatzenden Geräusch gegen den Kiefer des Typen.
»Autsch!«, brüllte der. »Ich …«
Er erhielt keine Gelegenheit, den Satz zu beenden, denn Ben verpasste ihm noch eine, diesmal so schwungvoll, dass er das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Kurz befürchtete ich, seine Freunde könnten für ihn in die Bresche springen und sich gegen Ben verbünden, doch sie wichen nur zurück und sahen ihm beim Zappeln zu. Echte Kumpel.
»Entschuldige dich!«, rief Ben.
Es war tatsächlich zu Gewalt gekommen, und ich hatte das Gefühl, ich müsste kotzen. Schließlich war das hier eine Wohnheimdisco, keine finstere Kaschemme in Moss Side.
»Tut mir leid«, sagte der pickelige Typ und rieb sich die Wange. Offenbar rechnete er schon mit dem nächsten rechten Haken.
»Nicht bei mir, bei ihr!«
»Entschuldige«, nuschelte er mit einem raschen
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