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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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eine Sehnsucht von nicht unbeträchtlichen Ausmaßen verspüre, Ben zu erzählen, was passiert ist. Über mein wirkliches Leben zu reden, nicht über den Schwachsinn, der als Partyspiel herhalten muss, und zwar mit einem wahren Freund.
    »Der Gedanke an die Hochzeit hat bei uns zum Bruch geführt«, sage ich, und Ben nickt. »Es soll ja der glücklichste Tag im Leben sein, und, tja, das ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man nicht glücklich ist, ist das dann schwer zu übersehen.«
    »Kam es plötzlich? Oder warst du schon seit einer Weile unglücklich?«
    »Hm. Nun. Wir haben uns bis zum Dreißigsten wacker geschlagen. Er hatte seine Band und ich meine Freunde, um Dampf abzulassen. Aber wenn man dreißig wird, kommt der Moment der Entscheidung. Hochzeit. Kinder. Mir ist klargeworden, dass wir nicht glücklich genug waren, um die nächste Phase durchzuziehen. Klingt das einigermaßen logisch?«
    »Irgendwie schon.« Ben nickt wieder. »Du scheinst es gut wegzustecken.«
    »Es ist ein ständiges Auf und Ab«, antworte ich.
    Er lächelt mich traurig und lieb an und blickt zu Boden.
    »Welches Stück von Coldplay war es denn?«, frage ich, um die Stimmung aufzulockern. »Oh, nein, warte, lass mich raten. Ist es das?
Dum, dum, da, dum, dum … Sorry, all our operators are busy at the moment. Please keep holding, your call is important to us.
«
    Um Bens Augen bilden sich niedliche Fältchen, als er loslacht. »Du hast dich nicht verändert! Immer noch ein Quatschkopf …«
    »Du hast mich provoziert, das musst du zugeben.«
    »Wie hast du Rachel provoziert?«, fragt Olivia, die mit Simon neben uns auftaucht.
    »Sie hat auf grausame Weise den Bettnässer-Indie-Song verhöhnt, der bei unserem ersten Tanz lief«, erwidert Ben.
    »Nein! Du hast gesagt …« Ich kann schlecht wiederholen, dass Ben selbst sich darüber lustig gemacht hat, weil das noch mehr Zündstoff bieten würde. Denn ich bin sicher, dass Olivia diese Lästereien gar nicht witzig findet. Danke, Ben. »Einige Sachen von Coldplay sind gar nicht so schlecht …«, murmle ich ausweichend.
    »Ja, ja, alles klar«, entgegnet Ben, womit er es nur noch schlimmer macht.
    »Was hättest du denn als ersten Tanz genommen?«, fragt Olivia mich mit scharfer Stimme.
    Ben sieht sie finster an, vermutlich, um ihr mitzuteilen, dass man sich bei einer Frau, die gerade ihre Verlobung gelöst hat, nicht nach dem ersten Tanz erkundigt.
    »Rhys wollte
What Have I Done To Deserve This?
von den Pet Shop Boys. Ich habe also echt Glück, dass ich noch davongekommen bin.«
    »Aber was hättest du dir ausgesucht?«, beharrt Olivia.
    »Liv …« Ben ist verärgert und versteht nicht, wie sie so taktlos sein kann. Olivia und ich verstehen einander hingegen sehr wohl.
    »So, wie es momentan läuft, bleibt wahrscheinlich nur
At Last
von Etta James übrig. Und dann bräuchten wir noch einen jungen sozial engagierten Menschen, der mir und dem Bräutigam beim Aufstehen hilft.« Niemand lacht. »Wir hatten uns für
May You Never
von John Martyn entschieden«, gebe ich mich schließlich geschlagen.
    Ben nickt beeindruckt. »Ein schönes Lied.«
    »Nie davon gehört«, zischt Olivia.
    Klar, dann muss es der letzte Müll sein.
    »Aber ist das Tempo nicht ein kleines bisschen zu schnell?«, meint Ben. »Ich würde eher zu
Couldn’t Love You More
von ihm tendieren.«
    Ich erwidere das Nicken. Dazu gibt es nicht mehr viel zu sagen. Mir bleibt nur, mich volllaufen zu lassen, bis meine Leber einem großen Pfeffersteak ähnelt.
    »Warum hast du dann nichts gesagt?«, meint Olivia spitz zu ihm.
    »Weil ich wollte, dass du kriegst, was du willst«, erwidert Ben.
    »Meiner Ansicht nach sollte man für den ersten Tanz etwas nehmen, das man sehr mag, nicht etwas, das cool ist«, lautet Olivias nächster Seitenhieb gegen mich. Offenbar ist sie noch nicht bereit, mir zu verzeihen.
    »Bei Coldplay kann dir niemand Coolness vorwerfen«, sagt Ben lachend.
    Oh, er wird solchen Ärger kriegen, wenn sie zu Hause sind. Er ahnt es nur noch nicht. Olivia verschränkt die Arme und wendet den Blick nicht von mir ab, während ich die Eiswürfel in meinem Drink betrachte.
    »Oh, das kenne ich«, stellt Simon fest und spitzt die Ohren, um der Partymusik zu lauschen.
»Unfinished Symphony.«
    »Unfinished Sympathy«,
verbessere ich ihn.
    »Hab ich doch gesagt.«

[home]
    38
    A uf welcher Seite schläfst du normalerweise?«, fragt Caroline, nachdem wir den schwerbeschädigten Ivor aufs Sofa gebettet haben. Als es

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