Wir in drei Worten
Tür. »Äh. Ja. Lieber nicht. Was ist los?«
Sie schnieft und schweigt.
»Läuft es nicht gut mit Jake?«
Mindy zuckt leicht die Achseln.
»Willst du drüber reden?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Lust auf ein englisches Frühstück mit allen Schikanen?«
Wieder ein Kopfschütteln.
»Dann bringe ich Ivor hinaus.«
»Rachel, vielleicht ein kleines Frühstück. Wenn er weg ist«, sagt Mindy, als ich an der Tür stehe.
Die Eingangstür fällt mit einem Knall ins Schloss.
»Hoppla«, meine ich.
»War ich zu streng mit ihm?«
Ich neige den Kopf zur Seite und denke über eine diplomatische Antwort nach, die nicht
Tja, du hast mir eine Scheißangst eingejagt, dabei war ich nur eine unbeteiligte Zuschauerin
lautet.
»Weißt du was, eigentlich ist mir das egal!«, verkündet Mindy mit Nachdruck. »Was er getan hat, ist …«
»Das, was Leute eben so tun«, unterbreche ich sie. »Nicht, dass ich die Idee für besonders toll halte.«
»Ja, Leute, nämlich geile Böcke ohne moralische Prinzipien. Ich hätte einfach nie gedacht, dass Ivor zu den Typen gehört, die sich auf alles stürzen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und dazu ausgerechnet Katya. Die trägt Crocs. Mit Socken. Crocs mit Socken! Und ich glaube, ich habe sie auch schon in Badelatschen von Reebok gesehen, als wären das normale Schuhe. Wie kann man da überhaupt einen Ständer kriegen?«
»Vielleicht ist er einsam?«
»Warum sollte er einsam sein? Er hat doch uns.«
»So toll wir auch sind, ich glaube nicht, dass wir alle seine Bedürfnisse befriedigen können. Er hatte schon lange kein Date mehr. Nicht, seit Wiehießsienochmal nach Kopenhagen gezogen ist.«
»Hannah«, schnieft Mindy und wischt sich die Augen. »Spliss und schauderhafte Tischmanieren. Äh, hallo, ein Tapasteller für alle heißt nicht, dass man sämtliche Boquerones allein in sich reinstopft. Kein großer Verlust.«
Ich setze mich neben sie aufs Bett. »Wo liegt das Problem wirklich?«
»Dort, wo es eben liegt.«
»Okay.«
Eine Pause.
»Ach, ich weiß nicht. Jake ist nett, aber … Man hakt sämtliche Kästchen ab, um den optimalen Partner zu finden, und dann ist es wieder nicht optimal. Seine Freunde würde man sich nie so aussuchen. Schau uns an: du, ich und Caro. Total verschieden. Sie hat sich sogar schon Simon & Garfunkels im Hyde Park angeschaut.«
»Garfunkel. Ja. Ich verstehe, was du meinst.« Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um Mindy vorzuschlagen, ihren Suchradius auf Männer zu erweitern, die auf ihrer Skala keine zehn Punkte erreichen.
»Alle behaupten immer, dass man mit dreißig endlich weiß, worauf es ankommt. Du kennst doch diese Interviews mit Schauspielerinnen, in denen es heißt:
Oh, ich möchte nie wieder zwanzig sein, das war so eine turbulente Zeit. Inzwischen fühle ich mich wundervoll … gelassen. Ich weiß, was mir steht, klassische Eleganz, bla, bla, bla.
Das ist doch alles Mist. Mit zwanzig kriegt man die Vorspeise serviert: Lass dir Zeit, es wird schon werden. Und mit dreißig gibt es dann den dicken, fetten Hauptgang, und der heißt: Vielleicht bleibt es ab jetzt immer so. Ich bin noch nie jemandem begegnet, der eine feste Beziehung wert gewesen wäre, und dabei bin ich schon einunddreißig. Wer sagt, dass sich bis einundvierzig daran was geändert haben wird?«
»Ach, komm schon, du bist im besten Alter und hast genug Zeit, jemanden kennenzulernen.« Augenwischerei: Ich kann mich nicht entsinnen, dass dieser Spruch bei mir gewirkt hätte.
»Ich meine es ernst, Rachel. Was, wenn es bei mir nie passiert? Es ist, als wären alle um mich herum erwachsen geworden und weitergezogen und hätten kapiert, worum es im Leben wirklich geht. Nur ich nicht. Vielleicht treffe ich mich ja deshalb mit Dreiundzwanzigjährigen. Ich habe mich seither nicht weiterentwickelt.«
»Ja, dieses Gefühl kenne ich. Zu wissen, dass man nicht glücklich ist, aber keine Ahnung zu haben, was man dagegen tun soll.«
»Du hast dich wenigstens mal auf jemanden eingelassen. Du warst dreizehn Jahre lang mit Rhys zusammen. Du warst verlobt.«
»Wenn man mit dem falschen Menschen zusammen ist, ist man einsamer, als wenn man allein ist. Oder genauso einsam, nur auf eine andere Art und Weise. Glaub mir. Im Gegensatz zu dir hatte ich keine Dates und war nicht auf der Suche. Inzwischen muss ich mich fragen, ob ich die lange Zeit, die ich hatte, um den richtigen Menschen zu finden, nicht damit verschwendet habe, darauf zu warten, dass es zwischen mir
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