Wir in drei Worten
Witz!«, rufe ich, begleitet von einem lauten, allerdings ein wenig verkrampften Lachen. »Abendessen
à deux,
heim allein.«
Ben tut so, als wische er sich mit der Serviette die Stirn ab.
»Simon hat sich da natürlich in geheimnisvolles Schweigen gehüllt. ›Oh, sie ist wirklich eine Wucht, Ben.‹« Er zieht die Augenbraue hoch wie Roger Moore, um Simon nachzuahmen, ein Ausdruck, der sich rasch in Bens Igitt-Gesicht verwandelt.
Wir müssen beide lachen.
»Ich weiß nicht, ob wir so gut zusammenpassen«, spreche ich weiter. »Er ist sehr klug und schlagfertig und sarkastisch und so weiter. Ich glaube, wir sind sehr verschieden. Bestimmt wäre er eine Herausforderung. Aber offen gestanden ängstigt er mich ein wenig.«
»Hm, ich muss sagen, dass ich das nicht unbedingt bedauere.«
Ich denke an Carolines Beobachtung bei meiner Einweihungsparty. Dass Ben das so offen zugibt, spricht dafür, dass er keine Hintergedanken verfolgt. Ich bin erleichtert, allerdings auch ein kleines bisschen enttäuscht. »Nein?«
Ben schüttelt den Kopf, während er kaut und schluckt. »Ich komme mit ihm klar, traue ihm aber nicht wirklich über den Weg. Ich könnte niemals einer Freundin guten Gewissens empfehlen, etwas mit ihm anzufangen.«
Einer
Freundin.
Ich bin wieder eine Freundin.
»Liv findet, dass ich spinne und dass ihr beide prima zusammenpassen würdet. Also wer weiß, was das Richtige ist.«
Hoffentlich er, wenn es mich angeht. Doch ich sage nichts.
»Ich war, wenn ich ehrlich sein soll, ein bisschen überrascht, dass du dich überhaupt auf ein Date eingelassen hast«, fährt Ben fort.
Ich pflücke noch ein Stück Schinken aus dem Sandwich. »Wie lange sollte man nach dreizehn Jahren warten, bis man sich wieder mit jemandem verabredet? Und woher weiß man, ob es der Richtige ist? Caroline fand, dass ich es riskieren sollte, und ich dachte, dass sie recht hat.«
»Du solltest deinem eigenem Bauchgefühl vertrauen. Caroline ist eine tolle Frau, aber ihre Entscheidungen sind ihre, nicht deine.«
Das rührt mich, und zwar so sehr, dass ich herausplatze: »Das ist sehr einfühlsam von dir. Du bist, was man allgemein ›schwul genug‹ nennt.«
Ben schüttelt den Kopf. »Und dabei wollte ich dir nur helfen«, erwidert er mit vollem Mund. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein herzloses Miststück bist?«
»Ja, irgendwann mal ein Typ an der Uni.« Ich wedle wegwerfend mit der Hand.
Zu weit gegangen.
Ben schluckt heftig und lächelt dann verkniffen. Obwohl ich rehabilitiert bin, zwackt da noch eine alte Narbe und erinnert uns daran, es nicht zu bunt zu treiben.
Was sind Ben und ich füreinander? Es gibt kein Wort, das es beschreibt. Keine Ex-Partner, und trotz seiner Bemerkung von vorhin auch nicht einfach nur Freunde. Kein Wunder, dass die Leute ständig Fragen stellen. Ich würde das Thema ja so gerne ansprechen. Doch das würde alles verderben.
»Also ist ein zweites Date mit Simon unwahrscheinlich?«, fragt Ben, nur um etwas zu sagen, wie ich vermute.
»Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.«
»Dann werde ich Liv sagen, es ist ein ›klares Vielleicht‹. So lässt sie dich in Ruhe, und Simon muss nicht beleidigt sein, falls er sie fragt.«
»Gute Idee«, erwidere ich dankbar. »Er hat einige interessante Ansichten, das muss ich ihm lassen.«
»Ha! So wie letztens beim Abendessen, als er uns vorgeworfen hat, wir wären alle mit dem falschen Partner verheiratet? Ja, soviel ich mitgekriegt habe, hat er nicht viel Respekt vor den Beziehungen anderer Leute«, meint Ben.
»Ich glaube, ich weiß, worauf du anspielst. Falls du von seiner Vergangenheit sprichst. Er hat es erwähnt.«
»Oh, was hat er denn gesagt?«
»Dass er auf eine verheiratete Frau stand, die zu ihrem Mann zurückgekehrt ist.«
Ben nickt. »Das hat er mir auch erzählt. Er kennt meine Ansichten. Auch wenn er noch so leidenschaftlich in sie verliebt war, hätte er die Finger davon lassen sollen.«
Siehst du, Caroline, denke ich. So ist Ben. Auch wenn er auf diesem Gebiet erfolgreich war, findet er Schürzenjäger weder sympathisch, noch möchte er ihnen nacheifern.
»Aber er ist dein Kumpel?«
Ben zuckt die Achseln. »Er kennt Liv seit der Uni und unterstützt mich in der Kanzlei. Ich muss ja nicht mit ihm ausgehen.« Er runzelt die Stirn. »Jetzt habe ich das Gefühl, dich vergrault zu haben. Bleib einfach vernünftig, man kann nie wissen. Vielleicht führst du ihn ja auf den Pfad der Tugend. Ich sehe nur nicht so recht, was
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