Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
Vom Netzwerk:
für dich dabei rausspringt.«
    »Nicht alt und einsam zu sterben?«
    Ben lacht auf. »Als ob da Gefahr bestünde. Darf ich dich in einer anderen Sache nach deiner Meinung fragen?«
    »Klar.«
    »Liv will in einem Jahr zurück nach London.«
    »Oh.« Ich kann ihm keinen objektiven Rat geben. Mir ist, als hätte mich ein Pferd ins Herz getreten.
    »Wenn wir nach London ziehen, wird unser Geld nicht für ein Haus wie das hier reichen. Sie will mein Einverständnis, dass ihre Eltern uns einen Riesenschuppen kaufen, gleich bei ihnen um die Ecke. Das haben sie uns wohl angeboten, damit ihr kleines Mädchen zurück in den Süden kommt. Ich habe abgelehnt. Ist das blöd von mir?«
    »Und deine Gründe lauten …?«
    »Abgesehen davon, dass sie sich auf ein gottverdammtes Nest in Surrey versteifen, ist es einfach zu viel. Ich will meinen Schwiegereltern kein Vermögen schulden. Versteh mich nicht falsch, sie sind wirklich nett. Aber ich will mich nicht an sie verkaufen. Ich wusste schon vor der Hochzeit, dass sie wohlhabend sind. Doch dieser so unglaublich perfekt abgepasste Akt der Großzügigkeit weckt in mir den Verdacht, dass ich sie unterschätzt habe.«
    »Und sie würden das Geld nicht dafür rausrücken, dass ihr hier etwas kauft?«
    »Oh, nein.« Ben lächelt finster. »Nicht, dass ich es annehmen würde, aber nein. Das ist nicht der Plan.«
    »Und was sagt Olivia dazu?«
    »Sie findet mich egoistisch, sagt, ich gefährde das Glück meiner Frau und das Wohlergehen unserer zukünftigen Kinder, und zwar nur aus einer Laune heraus. Ihre Ansicht ist, dass sie das Geld ohnehin einmal erben wird. Sie hätte es mir zuliebe im Norden versucht, und es gefiele ihr hier nicht. Experiment vorbei, Pflicht erfüllt. Und dabei habe ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gefühlt.«
    Schwachsinn, denn es geht ja schließlich nicht um mich, aber die letzte Bemerkung löst in mir den Wunsch aus, ihn zu umarmen.
    »Schwierig.«
    Ich bin mir dessen bewusst, dass jedes meiner Worte Olivia gegenüber wiederholt werden könnte, und es geht mich auch nichts an. Erst vor ein paar Minuten habe ich gehört, dass ich die Dinge besser beurteilen kann als Caroline. Und dennoch klingt es auf unheimliche Weise genau wie das, wovor Caroline mich gewarnt hat. Ben hat hier eben niemanden, mit dem er reden kann, versuche ich, mich zu beruhigen. Alles ist bestens. Zwei alte Freunde führen ein Gespräch. Auch wenn »Freunde« es nicht wirklich trifft.
    »Ich verstehe, was du meinst. Wäre da nicht ein Kompromiss möglich, indem du ihnen das Geld in ein paar Jahren zurückzahlst?«
    »Wir sprechen hier von einer Summe, die ich niemals ganz zurückzahlen könnte, Rachel. Hier geht es nicht um ein Darlehen. Und wenn wir erst in dem Haus wohnen, wird von uns erwartet, dass wir die Zimmer füllen.« Er verstummt.
    Das Kinderthema. Das werde ich ganz sicher nicht mit ihm erörtern.
    »Ich finde, du hast recht, dir deine Unabhängigkeit zu bewahren«, meine ich. »Und was den Sicherheitsaspekt betrifft, ist Didsbury schließlich nicht Soweto, oder?«
    Ben schüttelt den Kopf. »Nein.«
    »Olivia wird sich schon wieder einkriegen, wenn sie sich erst in Manchester eingewöhnt hat«, füge ich hinzu.
    Ben zieht die Augenbrauen hoch, blickt in die Ferne und gibt ein Brummeln von sich, das alles bedeuten kann.
    Ich spüre, dass er noch mehr zu sagen hätte, sich jedoch jetzt schon wie ein Verräter vorkommt.
    »Wie ist Simons Familie denn so?«, frage ich, um das Schweigen zu beenden.
    »Das weißt du nicht?«
    »Nein?«
    »Seine Eltern sind bei einem Autounfall umgekommen, als er sieben oder acht war. Seine Tante und sein Onkel wurden seine Vormunde. Doch da sie nicht gerade fürsorgliche Menschen waren, haben sie ihn in ein Internat gesteckt. Ich glaube, das hat die Lebensversicherung bezahlt.«
    »Oh, nein, das ist ja schrecklich.« Ich bin schrecklich. Ich zucke zusammen, als ich mich an meine Mummy-Sprüche erinnere. »Und ich habe ihn als Schnösel bezeichnet …«
    Ben zuckt die Achseln. »Du konntest es doch nicht wissen.«
    Die Sonne ist hinter einer Wolke verschwunden. Ich betrachte die glatte Wasserfläche, die gerade noch ausgesehen hat wie asphaltiert. Jetzt kräuselt sie sich leicht im Wind. »Genau deshalb hätte ich es nicht sagen sollen.«
    Die Stimmung ist düster geworden.
    Ich reiße ein Stück von dem übrig gebliebenen Brot ab. »Darf ich das mit den Enten teilen?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Ein Geflatter flaschengrüner,

Weitere Kostenlose Bücher