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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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ehemaliger Anwalt.«
    Wir starren einander an. Zoe kriegt den Mund nicht mehr zu.
    »Voll krass, eh!«, brüllt ein Jugendlicher ganz in unserer Nähe, als der Spielautomat in einer Maschinengewehrsalve Einpfundmünzen ausspuckt.

[home]
    45
    I ch muss meine Gedanken ordnen«, verkünde ich, und hebe mein drittes Weinglas an die Lippen, um diese Aussage zu untermauern.
    Zoe nickt feierlich.
    »Einerseits wäre das eine tolle Story«, stelle ich unnötigerweise fest.
    Zoe hält ihre bekritzelte Hand hoch. »Eine affengeile Story.« Ihre Augen funkeln und wirken plötzlich viel heller und klarer. »Du bist ein verdammtes Genie.«
    Obwohl ich das Gefühl nicht loswerde, einen Stein hochgehoben und darunter ein widerliches Kriechgetier entdeckt zu haben, spüre ich, wie mir ein wenig die Brust schwillt. Wenigstens langweilt sich Zoe in meiner Gegenwart nicht.
    »Das liegt zwar nicht an meinen journalistischen Fähigkeiten, aber trotzdem danke.«
    »Andererseits …?«
    »Andererseits wird Natalie Shale zur Gejagten werden. Außerdem könnte der öffentliche Aufschrei Lucas Shales Berufungsverfahren gefährden. Stell dir vor, du sitzt unschuldig im Knast und erfährst so etwas. Jonathan Grant wäre aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Job los. Keine Ahnung, wie so was läuft. Doch wenn man sich so unprofessionell verhält, verliert man womöglich seine Zulassung.«
    »Stimmt. Aber immerhin war es ihre Entscheidung, mit dem Verteidiger ihres Mannes in die Kiste zu gehen, und umgekehrt. Dafür bist du ja nicht verantwortlich.«
    »Ich weiß. Aber ich hätte es nie rausgekriegt, wenn ich nicht rumgeschnüffelt hätte, während ich bei ihr zu Gast war.«
    »Und wo war sie, als du dir das Telefon angeschaut hast?«
    »Sie hat draußen mit einer Nachbarin geredet.«
    »Du darfst nicht vergessen, was das für eine bahnbrechende Story ist«, beharrt Zoe. »Davon wird man noch in der Rede zu deiner Verabschiedung sprechen. Du könntest Natalie ja anrufen und sie fragen, ob sie etwas dazu sagen will.«
    »Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Und ich kann keinen Testballon starten, ohne dass es einen Riesenwirbel gibt. Ich bin mit dem derzeitigen Anwalt ihres Mannes befreundet.« Vielleicht sogar mehr als befreundet. »Die würden ausrasten und das Interview zurückziehen.«
    Zoe beißt sich auf die Lippe. »Wenn ich nicht angerufen hätte, müsstest du dir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen.«
    »Schon gut«, nuschle ich beschwipst. »Ich gehe jetzt aufs Klo, und wenn ich zurückkomme, habe ich eine Antwort.«
    Während ich gewaltsam Papierhandtücher aus dem Spender reiße, kriecht mir ein betrunkener Gedanke wie ein Wurm in den verfaulten Apfel, der mein Kopf ist. Soll Natalie doch ihre Affäre und ihre Ruhe haben. Wie kann ich mir anmaßen, ein Urteil über ihr Glück zu fällen? Vielleicht war Lucas ja ein Haustyrann, und Jonathan hat sie ganz unvermutet umgehauen. Vielleicht ist alles bis zu Lucas’ Entlassung ohnehin vorbei. Womöglich war es ein »bedauerlicher Aussetzer«, den sie jetzt bereut, wie Politiker es zu sagen pflegen. Mich interessiert weder, ob ihr Verhalten moralisch einwandfrei war, noch brauch ich eine Schlagzeile auf der Titelseite. Mir geht es nur um einen Mann im Süden von Manchester. Ich will, dass er stolz auf mich wäre, auch wenn er nie davon erfahren wird. Gibt es einen Weg, diese Story zu veröffentlichen, ohne Simon zu verärgern und Ben zu enttäuschen? Soll ich ihn beschreiten, Natalie opfern und in den Sonnenuntergang hineinreiten? Ich knülle die Papierhandtücher zusammen, ziele auf den Papierkorb und treffe daneben.
    Ich kehre zu einer erwartungsvollen Zoe an den Tisch zurück.
    »Also?«, fragt sie.
    »Nun, die Erleuchtung ist ausgeblieben. Was ein Jammer ist, weil sie sich sonst immer auf dem Klo im Castle einstellt.«
    Zoe lacht. Ich fühle mich beschwipst.
    Es hat keinen Sinn, weiter Theater zu spielen, denn ich weiß, was ich tun werde. »Nein, ich lasse die Finger davon, Zoe«, sage ich. »Das ist zwar nicht gerade die mutigste Entscheidung meines Lebens, aber so kann ich nachts wenigstens ruhig schlafen.«
    »Wirklich?«, wundert sich Zoe.
    »Wirklich. Das kann nur in die Hose gehen. Es war ein Fehler. Und deshalb raten mir alle meine Instinkte, die Sache einfach zu vegessen.«
    »Wahrscheinlich ist das die richtige Entscheidung.«
    »Weißt du was, ich bin absolut sicher, dass es so ist. Das spüre ich.«
    »Mein Gott, kannst du dir vorstellen, was Gretton tun würde,

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