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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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wenn er das in seine klebrigen Patschhändchen bekäme?«, kichert Zoe. »Er würde sterben und in den Himmel kommen.«
    »Gretton kommt nicht in den Himmel, sondern an einen sehr heißen Ort«, antworte ich. »Apropos, was hältst du nach dem vielen Wein von einem schönen dampfenden Curry?«

[home]
    46
    M einen einundzwanzigsten Geburtstag feierte ich bei einem Inder in Rusholme, unserem Lieblingsrestaurant an der Currymeile. Die Kellner kannten uns, veranstalteten ein Riesentamtam und brachten uns kostenloses Zimteis, Pfefferminzbonbons und eine Platte mit zusammengerollten heißen Waschlappen, die künstlichen Zitronenduft verströmten.
    Als ich den Tisch reserviert hatte, hatte ich den Anlass erwähnt. Und so stellten wir bei unserer Ankunft fest, dass sie den Tisch mit Luftschlangen dekoriert hatten, die im Laufe des Abends im Mango Chutney landeten. Für einen einundzwanzigsten Geburtstag fiel die Feier zwar recht gediegen aus, doch die Abschlussprüfungen standen vor der Tür, weshalb wir alle ein wenig ausgelaugt und angespannt waren.
    Da Ben meine Freunde nicht so gut kannte, brachte er seine neueste Freundin Pippa mit, die, soweit ich informiert war, schon seit einer geraumen Weile für ihn schwärmte. Ich fragte mich, ob auch er in sie verliebt war. Ein Freund von Ben hatte sie in meiner Gegenwart bewundernd als »rundum gelungen« bezeichnet und damit zielsicher in Worte gefasst, warum die zierliche Pippa Beklommenheit bei mir auslöste. Ben war schon mit vielen heißen Frauen zusammen gewesen, aber noch nie mit einer, die noch dazu so nett war. Güldenes Haar, eine Figur wie eine Mischung aus Pornoqueen und Däumelinchen und, was das Schlimmste war, innere Werte, die den äußeren entsprachen.
    »Du siehst toll aus«, sagte sie aufrichtig in ihrem weichen Dublin-Akzent zu mir, was den Satz noch feierlicher klingen ließ.
    »Danke!«
    Leider entsprach es nicht den Tatsachen. Eine Stunde hatte ich damit zugebracht, mir mit Hilfe eines Lockenstabs eine Shirley-Temple-Frisur zu drehen. Eigentlich hatte ich dabei an schimmernde Korkenzieherlocken gedacht, die wie in der Fernsehwerbung telefonkabelartig zurückschnellten. Das Ergebnis erinnerte eher an wilde Hilde oder an das Verbrecherfoto einer auf Abwege geratenen amerikanischen Abschlussballkönigin, die beim Knutschen auf dem Parkplatz erwischt worden war.
    Während Rhys die Cobra-Biere verteilte, wollte Caroline von ihm wissen, was er mir zum Geburtstag geschenkt hatte.
    »Typische Mädchensachen halt. Parfüm. Unterwäsche. Die Unterhosen sind für mich.«
    »Seit wann bist du Damenwäscheträger?«, fragte Caroline, während sie rosafarbene Zwiebeln auf ein Papadam häufte.
    »Ich dachte eher daran, dass sie die Dinger trägt. Du solltest sehen, was sie normalerweise anhat … wie ein Internatszögling aus
Girls von St. Trinian.
«
    »Sei still!«, rief ich und hielt mir den Mund zu, um die frittierten Vorspeisenkrümel nicht über den ganzen Tisch zu spucken.
    »Es soll Männer geben, die auf so was stehen«, entgegnete Caroline.
    »Aber doch nicht auf Zeug, das aussieht wie eine Turnhose.«
    »Rhys!«
    »Oh, das macht bestimmt einige an«, erwiderte Caroline und träufelte mit einem Teelöffel ein Zickzackmuster aus Pfefferminzsauce auf ihr Essen.
    »Einer meiner Ex hat mit mir mal ein Rollenspiel veranstaltet, bei dem ich ihn mit Maharadscha ansprechen musste«, warf Mindy ein, was wir alle höflich überhörten.
    »Sie hat sogar Unterhosen mit Comicfiguren drauf«, fuhr Rhys fort. »Wie heißt das wuschelige Ding mit Mütze aus der Sesamstraße noch mal?«
    Mit glühendem Gesicht, und dabei hatte ich noch gar kein Vindaloo gegessen, trat ich Rhys unter dem Tisch kräftig gegen das Schienbein.
    »Autsch, scheiße! Das hat weh getan!«
    Ich warf einen Blick auf Ben, um festzustellen, ob er etwas mitgekriegt hatte. Dass er mir zuliebe konzentriert in die Speisekarte starrte, machte die Sache noch peinlicher für mich.
    »Oskar Griesgram«, sagte Caroline.
    »Griesgram? Das ist ein Splitterbruch«, schimpfte Rhys.
    »Ich meinte die Figur aus der Sesamstraße.«
     
    Als ich vom Klo zurückkam und mein Kleid zurechtzupfte, stellte ich fest, dass Ben nicht mehr am Tisch saß. Ich sah, dass er draußen stand und sich mit dem Rücken ans Fenster lehnte. Am Tisch floss der Alkohol in Strömen. Alle naschten von den hellbraunen Jalfrezis, Dhansaks, Kormas und den Ameisenhügeln aus mit Nelken gespicktem knallgelbem Reis. Unbemerkt schlängelte ich mich

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