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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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Calvinisten. Es geht um den Schatz des Glaubens in eurem Herzen.«
    »Aber hast du meinen Brief nicht bekommen?«
    »Welchen Brief denn?«
    »Meinen letzten Brief … – Es kann doch nicht sein , daß du ihn noch nicht hast.«
    »Der letzte Brief , den ich von dir habe , war der , wo du geschrieben hattest , daß du in Mariendorn in einem Aquariengeschäft warst und mit dem Händler gesprochen hast , was für eine Krankheit das wohl bei meinen Panzerwelsen sein könnte , und wo er gemeint hat , daß es sich um die Taumelkrankheit handelt , gegen die es aber kein Mittel gibt , zumindest hatte er keins. Das war vor drei Wochen.«
    »Den Brief meine ich nicht. Der , den ich meine …
    »Hast du ihn vielleicht aus Versehen zu meinen Eltern geschickt statt an die Kahlenbecker Adresse? – Meine Mutter hat aber nichts von einem Brief gesagt.«
    »Nach Kahlenbeck. Ganz sicher.«
    »Hauptsache ist ja , daß es dir gutgeht.«
    »Kahlenbecker Straße 122. «
    »Was war denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Also mein Brief ist wirklich nicht angekommen?«
    »Nein.«
    »Ich habe schon so viele Briefe geschrieben , und es ist noch nie einer verloren gegangen.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Dann muß ich es dir wohl doch so sagen …«
    »Aber.«
    »Es tut mir leid , Carl … Wie soll ich das ausdrücken , daß du mich nicht falsch verstehst? Jedenfalls ist es nicht so … Deshalb hatte ich dir ja geschrieben , weil ich es da besser formulieren konnte. Was ich geschrieben hatte , war , ist: daß ich nicht mehr mit dir – es geht für mich so nicht weiter mit uns.«
    »Nicht?«
    »Carl , glaub mir , ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht , und ich weiß , was das für dich … Es ist nicht , wirklich nicht , daß ich dich nicht mehr mag , Carl , ich mag dich sogar sehr , selbst wenn du das jetzt wahrscheinlich für eine billige Ausrede hältst , du bist auf eine bestimmte Weise der wichtigste Mensch in meinem Leben , und wenn es irgendwie ginge , für dich , also wenn es für dich nicht zu schmerzhaft wäre , hätte ich es sehr gern , daß wir Freunde bleiben würden , Herzensfreunde , wie wir es vorher waren , in Lenza und auch in der ersten Zeit danach. Ich bin so gerne mit dir … zusammen. Also in Freundschaft zusammen. Ich mag es , mit dir zu reden , über all die Sachen , die mich beschäftigen , und auch über das , worüber du immer nachdenkst , all die tiefen Fragen , glaub mir , das bedeutet mir viel.«
    »Aber warum dann?«
    »Es ist. Es hat. Nicht nur , aber auch: Wenn du ein oder vielleicht auch zwei Jahre jünger wärst als ich , dann … Oder wenn wir beide zehn Jahre älter wären , da wäre der Unterschied auch nicht mehr wichtig. Aber bestimmte Dinge gehen einfach für mich nicht. Du bist fünfzehn , und ich werde bald neunzehn. Verstehst du? Ich kann nirgends mit dir hingehen , abends , sie schicken dich an der Tür schon weg , in den Diskotheken oder Kneipen , wo ich – also mit meiner Mariendorner Clique – , wo wir am Wochenende sind. Und selbst wenn ich dich mitnehmen könnte , weil Albrecht den Besitzer kennt , die würden alle denken , daß ich spinne oder nicht normal bin , mit jemandem zusammen zu sein , der in ihren Augen quasi noch ein Kind ist. Streng genommen ist es sogar vom Gesetz her verboten. Da hat mich jemand drauf hingewiesen , dem ich von uns erzählt hatte , ohne Namen und unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich: Unzucht mit Minderjährigen heißt der Paragraph.«
    »Wer sagt das?«
    »Kennst du nicht. Ist ja auch egal. – Weißt du , ich habe schlicht und einfach Angst , daß hier bei uns im Krankenhaus eine von den Nonnen etwas mitbekommt , oder bei euch , ein Erzieher , und dann zu deinen Eltern oder zur Polizei geht , und ich finde mich plötzlich auf der Anklagebank wieder …«
    »Wir könnten … Wir hätten weggehen können.«
    »Du bist ein Träumer , Carl. Das mag ich an dir. Ich hoffe so sehr , daß du das nicht verlierst. Deinen Glauben , daß man alles auf eine Karte setzt , koste es , was es wolle. Aber weißt du: Ich bin dafür nicht die Richtige. Ich möchte einfach ein schönes Leben haben , einen netten Freund , sinnvolle Arbeit , Hunde , Katzen , ab und zu Urlaub. Ich will mir kein schlechtes Gewissen machen müssen , wenn ich dienstagabends Dallas gucke oder meine Elton-John-Kassetten höre. Ich möchte ganz normal sein , weißt du. Ich verdiene jemanden wie dich gar nicht.«
    »Ich bin … ich war glücklich mit dir. So wie es ist.«
    »Ach ,

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