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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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Schaumnest zu bauen.«
    »Was macht er?«
    »Er baut ein Schaumnest. Also er formt im Maul Schleimbläschen , die er immer an derselben Stelle ausspuckt , bis sich dort eine Art Schwimmteppich bildet. Und da bugsiert er später die Eier rein.«
    »Schräg.«
    »Ich hoffe , daß er endlich fertig wird mit dem Nest und daß sie sich dann paaren.«
    »Fisch-Peep-Show.«
    »Red’ nicht so ’ne Scheiße.«
    Bart rutscht ebenfalls zu den Schallplatten , zieht Easter von Patti Smith heraus , sagt: »Spiel doch mal die.«
    »Ist mir zu hart jetzt.«
    »Also keine Musik?«
    »Mich nervt gerade alles.«
    »Verstehe.«
    Carl tritt ans Fenster. Der Himmel ist grau. Krüger spielt trotzdem Tennis. Er spielt jeden Tag , es sei denn , es regnet. Heute gegen Dapper. Solange Dapper Tennis spielt , ist wenigstens seine Terrormusik aus.
    »Glaubst du , daß diese Usch etwas von Lipschitz will?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Aber selbst wenn: Lipschitz will bestimmt nichts von ihr.«
    Bart schüttet sich frischen Tee ein: »Sie hat wahnsinnige Ähnlichkeit mit der auf dem Renoir-Bild.«
    »Zufall.«
    »Klar. Zufall. Aber doch nicht , daß es da hängt.«
    »Ich war mit meinen Eltern im Museum und fand , daß sie was hat. Also das Mädchen auf dem Bild. Dann habe ich mir die Postkarte gekauft. Von dieser Usch hatte ich da noch gar keine Ahnung.«
    »Ich dachte , du wärst in sie verknallt.«
    »Ist mir zu alt. Und zu dick.«
    »So dick ist sie doch gar nicht. – Schöne , warme , weiche Frauen …«
    »Ja. Nein. Stimmt schon.«
    »Aber wozu willst du wissen , wie sie heißt , wenn du nicht in sie verknallt bist?«
    »Weil ich sie neulich , vorige Woche , an dem Tag , als der Anschlag auf den Papst war … Letzten Mittwoch. Da bin ich spazieren gewesen nach dem Abendessen. Weil ich schauen wollte , ob ich vielleicht im Wald einen halbwegs sauberen Tümpel mit Mückenlarven finde , als Lebendfutter für die Fische. Wenn sie Mückenlarven bekommen , das steigert ihr Wohlbefinden und damit die Paarungsbereitschaft. Jedenfalls , als ich zurückkam , stand sie beim Steingregor an der Einfahrt , zusammen mit der anderen , mit der sie immer zusammen ist …«
    »Andrea.«
    »Woher weißt du das jetzt wieder?«
    »Ich hab’ Lipschitz natürlich nach beiden gefragt. Damit er sich nichts zusammenreimt. Auch wenn es sowieso das Falsche gewesen wäre.«
    »Jedenfalls sie , also Ursel , hat › Hallo ‹ gesagt. Einfach so. Und gelächelt. Als wollte sie was von mir. Mir kam das auch komisch vor. Ich hatte keinen guten Tag und sah bestimmt nicht aus wie jemand , mit dem man … was Vernünftiges anfangen kann. Also Musik hören , sich unterhalten. Doch die Art , wie sie › Hallo ‹ gesagt hat und vor allem ihr Blick hatte eine … So schaut eine Frau niemanden an , bloß weil er gerade mal zufällig vorbeikommt , wo sie herumsteht. Und da hat es mich halt interessiert , wie sie heißt.«
    »Klar.«
    »Aber mit einer Freundin von Lipschitz’ Schwester zusammen zu sein , das geht überhaupt nicht. Stell dir vor , ich besuche sie am Heimfahrtswochenende , und dann hängt plötzlich Lipschitz bei ihr ab.«
    »Der klingt nicht , als ob er viel mit seiner Schwester zu tun hätte , wenn er zu Hause ist.«
    »Ist er jetzt dein Freund , oder was?«
    »Wir haben uns einfach ganz normal unterhalten.«
    »Außerdem bin ich immer noch an Regina dran. Also an der Tochter des Organisten bei uns aus dem Dorf , von der ich dir erzählt habe. Der schreibe ich gerade einen Brief.«
    »Ich dachte , den hättest du längst weggeschickt.«
    »Der Brief ist verdammt schwierig. Weißt du: Er muß so formuliert sein , daß sie mich danach wirklich versteht. Wie soll sie sonst sicher sein , daß sie mich lieben kann. Wir kennen uns ja gar nicht. Beziehungsweise im Prinzip kennen wir uns zwar seit ewigen Zeiten , nur gesprochen haben wir nie miteinander. Ich spüre aber , daß es gegenseitig ist. Das ist so offensichtlich , das kann man sich gar nicht einbilden. Erst letztes Wochenende wieder , Samstagabend in der Kirche , als wir zur Kommunion gegangen sind: Sie kam aus dem Hauptschiff – sie sitzt immer vorne im Frauenbereich mit ihrer Mutter – , und ich kam links von der Seite , wo die Jugendlichen sind. Dann treffen wir uns vor der Kommunionbank. Aber die ganze Zeit vorher schauen wir uns an. Und nachher , beim Rausgehen , das gleiche , nur mit Gedränge , so daß wir uns quasi in Zeitlupe aufeinander zubewegen. Was da passiert , ist reine Magie , kurz vor

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