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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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den bleichen Stämmen die Rückseite des Pavillons. Kein Mensch weit und breit.
    »Schau mal , Karnickel.«
    »Weißt du , ich bin schon auch aufgeregt.«
    »Und was machst du sonst , wenn du freihast?«
    »Sonntags , wenn ich keinen Dienst habe , besuche ich meistens meine Eltern. Manchmal gehen Andrea und ich Pizza essen. Einmal war ich im Kino , da hatte Albrecht mich eingeladen , der Freund , von dem ich dir erzählt hatte. Poltergeist hieß der Film , aber der war so gruselig , daß ich mir die meiste Zeit entweder die Ohren oder die Augen zugehalten habe. Ansonsten versuche ich das Buch zu lesen , das du mir empfohlen hast. Dienstags gucken im Wohnheim immer alle Dallas …«
    »Gott , wie schrecklich.«
    »Hast du schon Folgen gesehen?«
    »Mir reicht , was ich darüber höre , um zu wissen , daß ich es nicht sehen muß.«
    »Ist nicht toll , aber auch nicht so schlimm , wie manche sagen. Wenn man erst mal in der Geschichte drin ist , will man halt wissen , wie es weitergeht. Die , die Schicht hatten , lassen sich von den anderen erzählen , was passiert ist. Und dann überlegt man zusammen , was J.R. sich wohl als nächstes für eine Gemeinheit ausdenkt. Zwei von den Erbarmensschwestern sind auch bei den Fans.«
    »Aber du machst auch viel mit diesem … also mit dem Albrecht , oder?«
    »Ach , laß gut sein. Das war eine blöde Geschichte. Erzähl ich dir ein anderes Mal. Hat sich jedenfalls … Wie soll ich sagen. Ist ein Fehler gewesen.«
    Er sieht ein unrasiertes Männergesicht , schwarze fettige Haare , will wissen , ob sie ihn geküßt hat , vielleicht darüber hinausgegangen ist , ob sie es sich , wenn es nicht passiert ist , vorgestellt , gewünscht hat , oder ob im Gegenteil dieser Albrecht sich mehr versprochen hat , als sie bereit war , ihm zu geben. Wie schon bei Rasche hat sie ihm verheimlicht , daß eine Liebe oder Vorstufen davon im Gange waren , während er in Kahlenbeck festsaß und keine Möglichkeit hatte , um sie zu kämpfen , außer mit Geschriebenem. Doch was sind ein paar Tintenkringel auf Papier , die zwei Tage bis zu ihr unterwegs sind , verglichen mit einem Blick , einer Berührung oder der Gelegenheit , während eines furchterregenden Films ihr Beschützer zu sein?
    »Mach dir keine Gedanken« , sagt sie. »Wir haben dann einfach gemerkt , also ich habe gemerkt , daß ich ihn zwar sehr gern mag , aber daß mir , wie soll ich mich ausdrücken , also daß mir in den Gesprächen eine bestimmte Tiefe fehlt , die ich mit dir zum Beispiel immer habe , ohne daß man sich groß darum bemühen muß.«
    »Das geht mir auch so.«
    »Bist du sicher?«
    Sie schaut ihn zweifelnd , beinahe ängstlich an.
    »Das mußt du doch merken.«
    »Ich hab’ trotzdem immer Zweifel oder Sorge , daß du mich vielleicht nicht besonders klug findest , weil mir nie so gute Formulierungen einfallen …«
    »Ich weiß immer , was du meinst , und ich liebe …«
    Es wäre nur ein kleiner Schlenker , eine geringfügige Verschiebung , wenn er »dich« sagen würde , dann stünde da dieser Satz , der alles verwandelt: Erstmals hätte er ihn zu einem Menschen , einer Frau gesagt. Wie ginge es dann weiter?
    »… deine Briefe.«
    »Wirklich?«
    »Im Moment sind sie das einzige , was mich aufrecht hält , in diesem Knast.«
    Plötzlich bleibt sie stehen , wendet sich nach links , tritt an das schmiedeeiserne Gitter , sagt: »Wenn jetzt Sommer wäre , könnten wir Minigolf spielen« , deutet auf eine grellbunt gestrichene Bahn: »Schau mal , es gibt einen dreifachen Looping. Der ist schwierig. Und ein Netz mit Wassergraben. Hast du schon mal Minigolf gespielt? Ich spiele immer mit Carina.«
    »Wir haben hier früher manchmal gespielt , auch an der See , wenn wir im Urlaub waren , ist aber schon lange her.«
    »Dann ist es hiermit beschlossen: Sobald es wieder wärmer wird , spielen wir Minigolf , du und ich.«
    Sie macht tatsächlich Pläne für sich und ihn , sie beide , sonst niemanden , im kommenden Frühling oder Sommer , so weit in die Zukunft hat er noch gar nicht denken können , angesichts der Dunkelheit und Kälte , die bevorsteht.
    »Wenn du willst.«
    »Ich freue mich schon.«
    Die feuchte Luft hat sich in Nieselregen verwandelt. Auf ihren kurzen , dicken Locken ein glänzender Film aus winzigen Tropfen: wie sie im Bad vor dem Spiegel stand – gestanden hätte – , eingewickelt in nichts als ein Handtuch , sich nach vorn beugte und mit langen schweren Zügen Strähne für Strähne kämmte.
    »Du hast die

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