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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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gesessen, voll breit, und haben gedacht, wir seien fast so wie die anderen da, jedenfalls bestimmt keine alten Fixer. Wir blieben manchmal auch einen ganzen Tag zu Hause. Wir konnten stundenlang aus dem Fenster sehen und uns dabei Geschichten erzählen. Wir versuchten Blätter von den kränklichen Bäumen zu pflücken, die da in Kreuzberg vor unserem Haus standen. Ich schob mich ganz weit aus dem Fenster, Detlef hielt mich an den Beinen fest und ich konnte tatsächlich ein paar Blätter greifen. Wir knutschten rum, tobten, lasen und waren meistens irgendwie richtig albern. Wir redeten nie ernsthaft über unsere Zukunft. Ganz selten ging es mir plötzlich schlecht. Das war, wenn irgendein Problem auftauchte. Wenn ich zum Beispiel mit Detlef einen kleinen Streit über irgendeine Belanglosigkeit hatte. Dann wurde ich mit dem Problem nicht fertig. Ich schob es ständig vor mir her und hatte manchmal Angst, über irgend so ein belangloses Problem auszurasten. Ich hatte dann einen ziemlichen Jieper auf H, weil das Problem mit einem Schuss weg war.
    Dann kam ein echtes Problem. Klaus, der Freund meiner Mutter, machte Fez wegen Detlef. Er sagte, die Wohnung sei zu klein, um noch einen Fremden darin unterzubringen. Meine Mutter konnte ihm nicht so recht widersprechen. Und ich war mal wieder ganz machtlos. Das war so ungefähr wie der Tag, an dem Klaus befohlen hatte, dass ich meine Dogge weggeben musste. Mit einem Schlag war dann dieses ganze coole Leben zu Ende. Nach drei Wochen musste ich wieder zur Schule und Detlef durfte nicht mehr bei mir schlafen.
    In der Schule merkte ich gar nicht, dass ich drei Wochen gefehlt hatte. Ich hatte ja sowieso längst den Anschluss verloren. Ich hatte nur ein neues Problem: das Rauchen. Wenn ich jetzt nicht auf H war, dann rauchte ich vier bis fünf Packungen am Tag. Ich steckte eine Zigarette an der anderen an. Und nun hielt ich es schon während der ersten Schulstunde echt nicht mehr ohne Zigarette aus. Ich musste raus und aufs Klo, um ein paar Zigaretten wegzupaffen. Ich rauchte an diesem ersten Vormittag in der Schule regelrecht bis zum Kotzen. Ich kotzte in den Papierkorb. In der Klasse war ich kaum.
    Detlef sah ich den ersten Tag seit drei Wochen nicht. Am nächsten Mittag fuhr ich nach der Schule ahnungsvoll zum Zoo. Da stand mein Detlef und wartete auf Freier.
    Ich fand es widerlich, auf dem ekelhaften Bahnhof wieder auf ekelhafte Freier zu warten. Aber Detlef sagte, er habe keine müde Mark mehr. Er wisse sowieso nicht, was er machen solle. Detlef schlief nun wieder meistens bei Axel und Bernd und war jeden Tag auf dem Bahnhof und machte sich jeden Tag seinen Druck. Ich musste auch wieder auf den Bahnhof, wenn ich Detlef sehen wollte. Detlef war der einzige Mensch, den ich hatte. Ohne Detlef glaubte ich nicht leben zu können. Ich ging also auch wieder fast jeden Tag auf den Zoo.

Christianes Mutter

    An diesem Sonntag, an dem ich die Blutspritzer im Badezimmer sah und Christianes Arme untersuchte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war ein harter Schlag. Christiane präsentierte mir sozusagen die Quittung für meine Erziehung, auf die ich so stolz gewesen war. Jetzt sah ich es, ich hatte alles falsch gemacht, und das nur, weil ich die Erziehungsfehler meines Vaters nicht wiederholen wollte.
    Als Christiane zum Beispiel anfing in die Sound-Diskothek zu gehen, war ich zwar nicht gerade erbaut, aber ihre Freundin Kessi und andere Jugendliche aus dem Haus der Mitte gingen auch immer ins Sound. Ich sagte mir, na gut, warum soll Christiane nicht auch mal dahin gehen. Die Jugendlichen schwärmten alle vom Sound. Ich musste an all die harmlosen Vergnügen denken, die mein Vater mir als Mädchen verboten hatte.
    Mit dieser großzügigen Erziehung fuhr ich fort, als Christiane mir ihren Freund Detlef vorstellte, den sie im Sound kennengelernt hatte. Detlef machte einen sehr guten Eindruck auf mich. Er wusste sich zu benehmen, hatte gute Manieren und ein offenes Wesen.
    Alles in allem ein lieber Kerl. Und ich fand’s völlig normal für Christiane in ihrem Alter, dass es jetzt bei ihr das erste Mal richtig funkte. Ich dachte, Hauptsache, der Junge ist anständig. Ich konnte sehen, dass er Christiane auch wirklich gernhatte.
    Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass die beiden schon zu dieser Zeit Heroin nahmen, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Denn von ihrer Schwärmerei für Detlef abgesehen, fiel mir bei Christiane nichts Sonderliches auf.
    Im Gegenteil, sie schien mir

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