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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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aßen wir unser kostbares Mahl. Ich hatte meine Kartoffel sofort in der Mitte geteilt, weil ich wusste, dass eine ganze zu viel für mich wäre. Es war wunderbar, so viel zu essen, dass man nicht mehr hungrig war. Als wir fertig waren, gab Mama Papa noch eine Kartoffel, die er am nächsten Morgen essen sollte, bevor er zur Arbeit ging, den Rest verbarg sie im Koffer.
    Wir saßen noch eine Weile zusammen. Papa erzählte uns von einem Arbeitskollegen, der an diesem Abend erwischt worden war. Er hatte einen gestohlenen Schuh fallen lassen, als sie durch das Tor gingen. Der Mann tat uns Leid, es war kalt draußen und er würde das stundenlange Stehen nur schwer aushalten. Nach einiger Zeit wurden wir müde — das Ergebnis eines vollen Magens.
    Papa meinte, wir sollten für heute Schluss machen, und nachdem er uns einen Gutenachtkuss gegeben hatte, verließ er mit Max die Baracke, nicht ohne dass Mama Max gesagt hatte, sie habe am nächsten Tag frei und er solle deshalb noch vor dem
    Appell zu uns rüberkommen, um unser spezielles Frühstück mit uns zu teilen. Wir waren eine Familie und gaben uns in diesen schrecklichen Lebensumständen gegenseitig Kraft.
    Am nächsten Morgen wachte ich um sieben Uhr auf, ich hatte lange und tief geschlafen. Mama schaute mich an, lächelte und gab mir einen Kuss.
    »Bist du schon lange wach?«, fragte ich.
    »Ungefähr eine Stunde. Möchtest du dein Frühstück?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich hebe es mir für später auf. Wo ist Jackie?«
    »Er ist mit Max weggegangen, um nach Essen zu suchen. Sie werden nicht lange wegbleiben, wir müssen gleich zum Appell.«
    »Gut, ich bin fertig«, sagte ich. »Ich bin angezogen.« Wir schliefen noch immer in unseren Kleidern.
    »Kämm dir noch die Haare, dann bist du schön«, sagte Mama.
    Ich suchte im Koffer nach einem Kamm. Es war ungefähr halb sieben, als uns gesagt wurde, dass es heute keinen Appell geben würde. Das war eine gute Nachricht, aber normalerweise hatten sie etwas Unheimliches vor, wenn sie einen Appell ausfallen ließen. Mama beschloss, herauszufinden, was wir zu erwarten hatten.
    »Mama, ich war jetzt zwei Tage in der Baracke, um die Koffer zu bewachen«, sagte ich. »Können jetzt nicht Max und Jackie eine Weile aufpassen? Ich hätte so gern ein bisschen frische Luft.«
    »Natürlich«, sagte Mama. »Wenn die Jungen zurück sind, kannst du ihnen sagen, dass ich es angeordnet habe. Ich muss jetzt los, aber es wird nicht lange dauern.«
    Sie stieg hinunter. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie sie den Appellplatz in Richtung unserer alten Baracke überquerte. Als Max und Jackie zurückkamen, sagte ich ihnen, dass sie
    die Koffer bewachen müssten. Sie stimmten sofort zu. Also lief ich aus der Baracke.
    Draußen standen Frauen in Grüppchen herum und unterhielten sich. Ich achtete nicht besonders auf sie und ging um die Ecke der Baracke, als ich Mama auf mich zukommen sah. Sie sah nervös und zittrig aus.
    »Was ist los?«, fragte ich, als sie näher gekommen war.
    »Irgendetwas ganz Schreckliches wird passieren«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Sie sagen, dass die Diamantengruppe heute auf einen Straftransport geht«, sagte Mama.
    Ich erschrak. Ich erinnerte mich, dass unsere Namen vor etwa sechs Monaten in die Liste der Diamantengruppe eingetragen worden waren.
    »O nein! Aber vielleicht werden sie uns nicht mitschicken oder es ist nur ein Gerücht.«
    »Nein«, sagte Mama, »es ist wahr. Schau dort!« Sie deutete auf das Tor. »Die Aufseher bringen die Männer von den Arbeitskolonnen zurück. Es ist wahr.«
    Ich war zu Tode erschrocken und packte Mamas Arm.
    »Was werden wir tun?«
    »Psst. Bleib ruhig, dann kannst du besser nachdenken. Irgendwie werden wir es schaffen. Wir gehen nicht fort, aber Papa. Sie schicken nur die Männer weg.«
    Inzwischen war das ganze Lager in Aufregung, die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Max kam heraus und sah mein verzweifeltes Gesicht und Mama konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er rannte zu ihr, legte die Arme um sie und drückte sein Gesicht an ihre Brust.
    »Was werden wir tun?«, rief er weinend.
    Mama strich ihm über die Haare und versuchte, sich zu fassen.
    »Schau, da ist Papa«, sagte ich.
    Er kam mit zehn anderen Männern von der Schuhkolonne.
    Wie im Traum beobachtete ich, wie die Männer die Mützen abnahmen, das Gesicht nach rechts gewendet, die SS-Bewacher am Tor grüßten und das Lager betraten. Papa entdeckte uns sofort und eilte zu uns. Zwischen Mama

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