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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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wohnt, der Pförtner«, schlug Schmuddel vor, als Klaus ausgeknipst hatte.
    Ja, richtig! Den hätten sie beinahe vergessen. Schmuddel zeigte ihnen das Haus. Dann ließ er Ute und Klaus stehen und zog mit seinen Leuten ab.
     

Herrn Neuberts Garten
     
    Schon vom Weg aus erkannten sie den Pförtner wieder, obwohl er jetzt keine Schirmmütze und keine Uniformjacke trug, sondern ein braunkariertes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln.
    Aber auch Herr Neubert wußte sofort Bescheid, als er von seinem Garten aus Ute und Klaus erblickte. »Aha, die Leute von der Presse!« rief er ihnen direkt freundlich entgegen. »Nett, daß ihr mich besucht. Kommt nur herein, Kinder.«
    Ute merkte gleich, daß er nicht nur äußerlich anders aussah als neulich in der Fabrik, er war auch viel fröhlicher und lustiger. Ob es wohl daran liegt, fragte sich Ute, daß er sich in seinem Garten eben wohler fühlt als in der Fabrik?
    »Ich wollte gerade Tomaten pflanzen«, sagte Herr Neubert. »Wenn ihr Lust habt, könnt ihr zuschauen oder auch ein bißchen helfen.« Er ging mit ihnen zu einem Kastenbeet, in dem dicht an dicht lauter junge Pflanzen standen.
    »Das werden bestimmt mal schöne Blumen, oder?« fragte Klaus.
    Herr Neubert lachte. »Ha, Blumen! Ich sag’s ja immer: Die Leute von der Zeitung haben keinen blassen Schimmer. Das sind junge Tomatenpflanzen! Ungefähr dreihundert Stück. Davon suche ich mir — sagen wir mal — fünfzehn heraus und pflanze sie auf ein größeres Beet.«
    »Und was machen Sie mit den übrigen jungen Pflanzen?« wollte Ute wissen, die bereits das Mikrofon ihres Recorders gezückt hatte. »Verkaufen Sie die?«
    »Verkaufen nicht, Mädchen, aber tauschen. Ich züchte die Jungpflanzen für die ganze Kolonie. Ich bin nämlich eine Art Tomatenspezialist. Versteht ihr?«
    »Schon kapiert«, erklärte Klaus. »Und was kriegen Sie für die Tomatenpflanzen?«
    »Nun, der eine Nachbar gibt mir Blumenableger dafür, ein anderer Kohlpflanzen. Oder jemand hilft mir gelegentlich beim Tapezieren oder repariert mir die Fernsehantenne, wenn’s sein muß.«
    »Aha«, sprach Klaus ins Mikrofon, »hier wäscht also eine Hand die andere. Stimmt’s?«
    Herr Neubert nickte. »Genau! Mir scheint, die Leute von der Zeitung sind doch nicht ganz so dumm.« Später schauten Ute und Klaus zu, wie Herr Neubert die jungen Pflanzen behutsam aus der lockeren Erde hob und sie sorgfältig in einem großen Beet in die Pflanzlöcher steckte, wie er danach zufrieden die getane Arbeit betrachtete, wie er stolz über die Wege seines kleinen Gartenreiches schritt und dabei in der Rechten eine kurze Hacke hielt, als wäre sie eine Königszepter.
    König Oskar von der Kolonie »Felizitas«, dachte Ute und mußte über ihren Einfall lachen.
    »Warum lachst du?« fragte Herr Neubert. »Ah, ich weiß schon: weil ich die neugepflanzten Tomaten nicht angegossen habe. Hätt’ ich tatsächlich fast vergessen.«
    »Kann ich Ihnen dabei helfen?« erkundigte sich Klaus. Herr Neubert war einverstanden. Er ging mit ihm zur Regentonne ans Haus, füllte eine Gießkanne voll Wasser und zeigte Klaus, wie er die zarten Pflanzen vorsichtig begießen mußte. »Ganz sachte mußt du’s machen, sonst kippen sie vor Schreck um.«
    Nur schlückchenweise gab Klaus den Tomaten Wasser. Dabei schaute er aufmerksam zu, wie die Erde es aufsaugte. Und er glaubte sogar zu sehen, wie die Pflänzchen das Naß begierig tranken. »Richtig spannend ist das!« Klaus freute sich. »Und wenn man dann noch überlegt, daß die kleinen Dinger mannshoch werden und daß dicke rote Tomaten dranhängen! Also, wenn ich nicht schon Reporter wär’ — ich glaube, an der Gärtnerei hätte ich ebenso viel Spaß.«
    »Du kannst doch beides tun«, sagte Herr Neubert. »Schau mich an. Tagsüber geh’ ich in die Fabrik, weil ich schließlich Geld verdienen muß. Und vom späten Nachmittag an und an den Wochenenden bin ich Gärtner.« Während Klaus auch noch ein paar andere Beete begoß, tat Ute so, als spaziere sie nur so zum Zeitvertreib durch den Garten. In Wirklichkeit aber fingerte sie unauffällig an Klaus’ Fotoapparat herum, den sie sich unbemerkt genommen hatte. Ganz heimlich wollte sie auch einmal ein Bild knipsen, und zwar Klaus als Gärtner. Tatsächlich merkten es weder Herr Neubert noch Klaus, als sie auf den Auslöser drückte und den Apparat danach schnell wieder verschwinden ließ. Der wird staunen, dachte Ute, wenn er sich plötzlich selbst auf einem Foto entdeckt.
    Zunächst aber

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