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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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von allen erzählt.«
    »Mir zum Beispiel«, meinte Klaus. »Weil ich jetzt weiß, wie klasse das Gärtnern ist.«
     

Ausgehverbot
     
    An diesem Abend schritt Klaus, bereits im Schlafanzug, vor seinem Bett auf und ab. Manchmal blieb er plötzlich stehen und hob drohend seine rechte Hand. Oder er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. Oder er stemmte die Fäuste in die Hüften und lachte spöttisch. Klaus stand in Gedanken vor dem Eingang zur Kolonie »Felizitas«. Dort redete er voller Zorn auf eine Schar wichtig aussehender Herren mit dicken Aktentaschen, dicken Brillen und dicken Bäuchen ein.
    »Meine Herren!« sagte er scharf. »Sie sind ganz schön schiefgewickelt, wenn Sie meinen, Sie könnten hier so mir nichts, dir nichts alle Häuser abreißen. Das lasse ich nicht zu. Verstehen Sie? — Wer ich bin? Ich bin vom Regierungspräsidenten persönlich zum Richter bestimmt worden. Und zwar deshalb, weil ich die Lage hier genauestens kenne. Bitte sehr, mein Ausweis. Zufrieden? — Sagen Sie mal: Was denken Sie sich überhaupt dabei? Die Leute von der Kolonie wollen hier wohnen bleiben! Die sind wie... wie... ja, wie eine Familie. Und die wollen Sie auseinanderreißen? Einfach vertreiben? Die einen hierhin, die anderen dorthin?« Klaus sprang auf sein Bett. »Kommen Sie näher, meine Herren! Ich zeige Ihnen einige Bilder, die ich selbst geknipst habe. Was sehen Sie? — Aha, richtig, einen herrlichen Garten. Und weiter? — Wunderschön blühende Obstbäume. Stimmt. Was noch? Strengen Sie sich mal ein bißchen an. Jawohl, Kaninchenställe. Und Tauben. Und Blumenbeete. — Was haben Sie dort hinten gesagt? Ich habe Sie nicht verstanden. Ach so, wie ein Paradies, haben Sie gesagt. Das finde ich auch.«
    Nun sprang Klaus wieder von seinem Bett hinunter, schritt ein paarmal auf und ab und schwang sich dann auf den Tisch. »Wie, bitte? Das hätten Sie vorher nicht gesehen, wie schön es hier in Wirklichkeit ist? Kommen Sie mir nicht mit solchen faulen Ausreden! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder hergelaufene Hampelmann sich einbildete, er könne ohne weiteres ein prima Paradies kaputtschlagen! — Wie? Sie sehen Ihre Dummheit inzwischen ein? — Na gut, dann will ich nicht so sein und nur einen mäßig strengen Richterspruch sprechen. Das heißt, einen Moment möchte ich noch warten. Da kommen nämlich alle Bewohner der Kolonie. Sie sollen meinen Urteilsspruch auch hören.«
    Klaus stieg vom Tisch, zog die Decke vom Bett und legte sie sich wie eine Richterrobe um die Schultern. »Nur keine Angst, liebe Leute von der Kolonie«, sprach er weiter. »Ihr könnt ruhig näher treten. Ach, da ist ja auch mein Freund Oskar Neubert! Und Schmuddel mit seinen Kumpanen! Das finde ich aber Klasse. — Was fordert ihr? Einsperren soll ich die Dickbäuche? Vor allem diesen Baumenschen Meier? Fünf Jahre mindestens? Haha, seht nur, wie sie alle zittern! Aber, ihr Leute von der Kolonie, damit wir uns klar verstehen: Das Urteil spreche ich! Ich allein! Und ich bin kein Unmensch. Versteht ihr? Also, mein Urteil lautet: Es wird hiermit ein für allemal verboten, daß die Kolonie Felizitas’ abgerissen wird. Ruhe, Leute! — Na gut, schönen Dank für den lauten Beifall. Weiter: Die Angeklagten haben sofort alle Pläne zu verbrennen. Außerdem verurteile ich sie dazu, für alle Bewohner ein großes Freudenfest zu veranstalten. Würstchen, Bier, Sprudel, Pommes, alles müssen die Angeklagten bezahlen. Und da ich bemerkt habe, daß die Kaninchenställe teilweise ziemlich alt und wacklig sind, verurteile ich den Baumenschen Meier dazu, neue, stabile, luftige und wohnliche Kaninchenställe auf seine Kosten zu bauen.« Klaus wollte gerade wieder auf den Tisch steigen, um sich den Menschen, die er so glücklich gemacht hatte, besser zeigen zu können, als sein Vater eintrat.
    »He, Klaus! Was für Volksreden hältst du denn? Solltest du nicht längst im Bett liegen?« meinte er amüsiert. Klaus lächelte leicht verlegen. »Sollte ich das? Ach, weißt du, ich hab’ nur ein bißchen mit mir selber gesprochen.«
    Herr Möllmann schob ihn sanft ins Bett und deckte ihn zu. »Und dabei hast du mit offenen Augen geträumt.«
    »Kann sein«, sagte Klaus. »Aber ich hab’ mal gehört, Träumen täte mitunter ganz gut.«
    Der Vater blickte ihn überrascht an. »Mag sein«, erwiderte er. »Nur muß man auch wissen, wann und wo man träumen kann.«
    Als er wieder gegangen war, dachte Klaus: So ein Mist, daß solche Träume nie wahr werden! Mensch,

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